Börse Frankfurt-News: "Angst sieht anders aus" (Marktstimmung)

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 22. Dezember 2021. FRANKFURT. Zum Jahresende hat sich die Stimmung unter den institutionellen und privaten Investoren zwar etwas eingetrübt, Anzeichen von Angst sind allerdings nicht zu erkennen.

Es gab einiges, was die Börsianer seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung verarbeiten mussten. Fast schon vergessen ist die bemerkenswerte Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank, die vor einer Woche zu Ende gegangen war. Auch dass das große, Billionen von Dollar schwere Sozialpaket "Build back better" von US-Präsident Joe Biden seit dem vergangenen Wochenende Gefahr läuft, im Senat zu scheitern, stellte sich zeitweise als schwere Kost für Aktienhändler dar. Ganz zu schweigen von den nicht enden wollenden negativen Nachrichten zur Covid-19-Variante Omikron, die mancherorts fast schon bleiern auf den Gemütern lasteten.

Erhebliche Reserven

All diese Ereignisse haben Spuren im Kursverlauf des DAX hinterlassen, der sich jedoch trotz einer Handelsspanne von rund 4,6 Prozent per Saldo nicht einmal um ein halbes Prozent gegenüber dem vergangenen Mittwoch abgeschwächt hat. Denn bei all den aufziehenden Gewitterwolken und Hiobsbotschaften scheint auf der anderen Seite die Nachfrage nach Aktien - wenn auch manchmal nur aus Verlegenheit - ungebrochen zu sein. Zumindest erreichten die Zuflüsse der globalen Aktienfonds seit Jahresbeginn zuletzt ein Volumen von fast 950 Mrd. USD. Und es scheint noch viel Geld vorhanden zu sein. Nicht nur in Form einer hohen Kassenquote bei den Fondsmanagern (vgl. Umfrage der Bank of America vom vorvergangenen Dienstag). Auch die hohe Sparquote der US-Haushalte veranlasste einen Kommentator zu der Frage, wohin denn all dieses Geld noch fließen solle.

Ohne große Positionen ins Jahresende

Was die Stimmung unter den von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren angeht, hat sich diese gegenüber der Vorwoche um 4 Punkte auf einen neuen Stand von +5 abgeschwächt. Dabei kam es unter dem Strich zu Positionsglattstellungen einer kleinen Gruppe vormals bullish eingestellter Investoren, die sich praktisch gleichmäßig auf die anderen beiden Lager verteilt haben.

Überschaubar blieben auch die Positionsveränderungen der Privatanleger, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index um 5 Punkte auf einen neuen Stand von ebenfalls +5 zurückging. Interessanterweise allerdings nicht aufgrund von Adjustierungen bestehender Positionen, sondern vorwiegend wegen neuer bearisher Positionierungen - die neuen Pessimisten rekrutieren sich fast ausschließlich aus vormals neutral gestimmten Akteuren.

Damit liegt die Stimmung bei den privaten und institutionellen Investoren in der letzten Befragung dieses Jahres auf gleichem Niveau. Bei Letzteren können wir allerdings trotz des positiven Sentiment-Index in der relativen Betrachtung auf drei Monate eine leicht negative Grundstimmung feststellen. Angst sieht allerdings anders aus. Indes: Im Vergleich zum Jahresende 2020, als die Stimmung der heimischen Investoren wesentlich positiver wirkte, scheinen die Börsianer nunmehr zum Jahreswechsel zurückhaltender eingestellt zu sein. Für den DAX sind dies jedoch eher positive Vorzeichen, vor allem wenn eingangs erwähnte Kassenhaltung der institutionellen und privaten Investoren zurückgefahren würde und so auch den globalen Aktienmärkten zugutekommen könnte.

Dies ist die letzte Stimmungserhebung für dieses Jahr. Wir melden uns am 5. Januar 2022 wieder und wünschen den Teilnehmern und Lesern unserer Sentiment-Umfragen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr!

22. Dezember 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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