Chinas Wirtschaft wächst trotz Corona um 2,3 Prozent

dpa-AFX · Uhr

Erwartungen übertroffen

Von Jörn Petring, dpa

Peking (dpa) - Trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie hat Chinas Wirtschaft im Jahr 2020 ein deutliches Wachstum geschafft. Wie das Pekinger Statistikamt mitteilte, wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft im abgelaufenen Jahr um 2,3 Prozent.

Das Wachstum fiel damit größer aus, als viele Analysten erwartet hatten. China ist damit laut Prognosen die einzige große Volkswirtschaft, die 2020 nicht geschrumpft ist.

Den offiziellen Zahlen zufolge hatte die Wirtschaft zuletzt weiter Fahrt aufgenommen. Nach einem Plus von 4,9 Prozent im dritten Quartal, legte sie im vierten Quartal um 6,5 Prozent im Vorjahresvergleich zu.

Da das bevölkerungsreichste Land der Erde das Coronavirus seit dem Sommer weitestgehend im Griff hat und nur vereinzelt Infektionen und kleinere Ausbrüche zählt, haben sich die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder normalisiert. In Deutschland war die Wirtschaftsleistung im abgelaufenen Jahr laut Schätzung des Statistischen Bundesamtes um 5 Prozent eingebrochen.

Mit einem Wert von 101,6 Billionen Yuan (etwa 13 Billionen Euro) habe das chinesische Bruttoinlandsprodukt erstmals in einem Jahr die Marke von 100 Billionen Yuan überschritten, hob Ning Jizhe, Chef der Nationalen Statistikbehörde, am Montag hervor. Die jüngsten Erfolge zeigten, dass die wirtschaftliche, wissenschaftliche und allumfassende Stärke Chinas einen weiteren großen Sprung gemacht habe.

Die Stärke der Wirtschaft ließ sich zuletzt auch an den Außenhandelszahlen des Landes ablesen, mit denen es bereits seit Monaten bergauf geht. Wie die Pekinger Zollbehörde vergangene Woche mitgeteilt hatte, waren allein im Dezember die Exporte im Vorjahresvergleich um 18,1 Prozent gestiegen. Die Importe hatten um 6,5 Prozent zugelegt.

«Die chinesische Wirtschaftsentwicklung 2020 bot sicher einen der wenigen Lichtblicke in der Welt», sagte Max Zenglein vom China Institut Merics in Berlin. Deutschen Unternehmen habe der Aufschwung in China geholfen, Einbrüche auf anderen Märkten zu kompensieren.

Die starken Exportzahlen seien damit zu erklären, dass sich die chinesische Wirtschaft schnell auf die neue Nachfrage-Situation in anderen Staaten angepasst habe. So seien sowohl viel Elektronik für die Einrichtung von Home Office-Arbeitsplätzen als auch medizinische Schutzausrüstung aus China geliefert worden.

Beobachter rechneten damit, dass China in diesem Jahr den Aufschwung fortsetzen wird. So ging der Internationale Währungsfonds (IWF) von einem Wachstum um 7,9 Prozent für 2021 aus. Neue Impulse werden durch den neuen Fünfjahresplan erwartet, der auf dem Volkskongress im März verabschiedet werden soll.

Der Plan setzt dort an, wo China in den vergangenen Jahren die größten Rückschläge hinnehmen musste. Der Handels- und Technologiekrieg der USA mit China hat die Abhängigkeit vom Ausland schmerzlich bewusst gemacht. Wie aus ersten Mitteilungen der Führungselite der Kommunistischen Partei zum neuen Plan hervorging, wird ein neuer Wirtschaftskurs eingeschlagen.

Heimische Nachfrage und eigene Innovation sollen noch stärker gefördert werden. China will sich damit unabhängiger von den USA und dem Rest der Welt machen.

Trotz der positiven Aussichten gibt es Warnungen vor weiterhin bestehenden Herausforderungen. Laut Experte Zenglein müsse auch in China die Corona-Lage weiter beobachtet werden. Zuletzt hatte es in der Provinz Hebei, die Peking umschließt, Hunderte neue Infektionen gegeben. «Die steigenden, wenn auch regional begrenzten Coronafälle werden sich kurz vor dem bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest zweifelsohne auf die Nachfrage auswirken», sagte Zenglein.

Insbesondere sei zu erwarten, dass der Dienstleistungssektor davon betroffen sein werde, wenn über die Feiertage auf Reisen und Restaurantbesuche verzichtet werden würde. Auch wenn die Situation nicht mit dem Vorjahr zu vergleichen sei, werde es auch 2021 kein unbeschwertes Neujahrsfest in China geben. Das chinesische Neujahr fällt in diesem Jahr laut dem traditionellen Mondkalender auf den 12. Februar.

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