Hapag-Lloyd: Konjunkturgefahr durch Coronavirus und kostspielige neue Kraftstoff-Regelung – Aktie trotzt bisher allen Widrigkeiten
Für die Schifffahrtsbranche sind die Zeiten momentan nicht einfach. Mit dem Jahreswechsel ist eine neue Regelung der internationalen Schifffahrtsorganisation IMO in Kraft getreten, die 2012 beschlossen wurde und besagt, dass die Schifffahrt weniger umweltschädlich werden soll - erreicht wird das durch die Vorgabe, dass der Brennstoff für die Dieselmotoren an Bord nicht mehr als 0,5 Prozent Schwefel enthalten darf, statt wie bisher 3,5 Prozent.
Auf Nord- und Ostsee und in den deutschen Häfen gilt schon länger ein Grenzwert von 0,1 Prozent. Rund 80 Prozent der Schiffe in der deutschen Flotte und auch international werden schätzungsweise auf Treibstoff mit niedrigem Schwefelgehalt umsteigen. Die Aufrüstung mit Reinigungsanlagen oder der Umstieg auf verflüssigtes Erdgas (LNG) spielen eine untergeordnete Rolle.
Große Schiffe benötigen 100 bis 200 Tonnen Treibstoff pro Tag, je nach Größe und Ladung. Die Bunkerkosten sind ein wesentlicher Teil der Betriebskosten. Der neue Treibstoff ist rund 50 Prozent teurer als der alte. Die Container-Linienreederei Hapag-Lloyd erwartet Mehrkosten von rund einer Milliarde Dollar pro Jahr; beim weltgrößten Reedereikonzern Maersk sind es zwei Milliarden. Insgesamt rechnen Experten nach einer Analyse der Landesbank Baden-Württemberg mit Zusatzkosten von 60 Milliarden Dollar. Eine dort zitierte Studie des Informationsdienstes S&P Global Platts kommt mit Sekundäreffekten sogar auf eine Billion Dollar im Laufe von fünf Jahren. Damit könnten die neuen Regeln für die Schifffahrt das weltweite Wachstum spürbar reduzieren und die Gefahr einer globalen Rezession verstärken. Die Bunkerkosten sind ein wesentlicher Teil der Betriebskosten. „Diese Umstellung, das kann ich nicht verschweigen, hat uns alle in den Reedereien viel Mühe und auch viel Geld gekostet“, sagt der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder, Alfred Hartmann.
Hapag-Lloyd experimentiert mit Alternativen
Hapag-Lloyd testet auf einem ihrer Schiffe einen Biokraftstoff, der zu 20 Prozent aus gebrauchten Speiseölen und -fetten aus der Gastronomie stammt. Der Treibstoff „B20“ solle die CO2-Emissionen des Containerschiffs „Montreal Express“ um bis zu 90 Prozent senken, teilte Hapag-Lloyd am Montag in Hamburg mit. Bei dem Test will Hapag-Lloyd Erfahrungen und Informationen über die Eigenschaften des Treibstoffs in der Praxis sammeln. Sollte „B20“ keine nachteiligen Auswirkungen auf den Schiffsbetrieb haben, könnte der Bio-Kraftstoff künftig auch in anderen Schiffen der Hapag-Lloyd-Flotte eingesetzt werden. Die Reederei will die spezifischen CO2-Emissionen bis zum Ende dieses Jahres um 50 Prozent gegenüber 2008 senken. Die „Montreal Express“ ist mit einer Tragfähigkeit von 4400 Standardcontainern (TEU) und einer Länge von 294 Metern ein mittelgroßes Containerschiff. Sie verkehrt im Liniendienst zwischen Europa und Kanada.
Die Hamburger Reederei erwägt zudem den Kauf von neuen Containerschiffen in der Klasse von mehr als 20.000 Containern Tragfähigkeit. „Unsere Flotte sollte aus großen, mittelgroßen, mittleren und kleineren Schiffen bestehen“, sagte Rolf Habben Jansen, Vorstandschef der größten deutschen Reederei, Anfang Januar. Hapag-Lloyd betreibe bei einer Gesamtflotte von rund 230 Schiffen nur sechs Großschiffe, die aus einer Fusion stammen. Da sei es naheliegend, auf zwölf Schiffe aufzustocken, die für einen vollen wöchentlichen Containerdienst zwischen Europa und Asien erforderlich seien. Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen. Habben Jansen würde gern Schiffe bestellen, die mit flüssigem Erdgas LNG betrieben werden – „wenn es wirtschaftlich machbar ist“.
Die vorgeschriebene Umstellung der Flotte auf schwefelarmen Antrieb sei zum Jahresbeginn technisch weitgehend problemlos über die Bühne gegangen. Die Verfügbarkeit von schwefelarmem Dieselkraftstoff sei für eine Reederei wie Hapag-Lloyd kein Problem, auch wenn an anderen Stellen in der internationalen Schifffahrt vielleicht Engpässe auftreten könnten. Die Kosten seien allerdings hoch. Der Preisunterschied zwischen dem bisher verwendeten Schweröl und dem neuen Kraftstoff betrage um die 300 Dollar je Tonne, unter starken Schwankungen. Die Mehrkosten für Hapag-Lloyd beliefen sich damit auf mehr als eine Milliarde Dollar.
„Alle Reedereien müssen das weiterleiten an ihre Kunden, sonst kann das nicht funktionieren“, sagte Habben Jansen. Die Umstellung werde zumindest im ersten Halbjahr das Ergebnis von Hapag-Lloyd belasten, da sie im Markt noch ruckelig verlaufe und sich erst einspielen müsse. Insgesamt sei jedoch das vergangene Jahr zufriedenstellend verlaufen und auch für das kommende Jahr sei er zuversichtlich für ein steigendes Transportvolumen.
Coronavirus als weiterer belastender Faktor
Die Umstellung auf schwefelärmere Kraftstoffe ist jedoch nicht das einzige, was die Reedereien belastet. Auch das Coronavirus sorgt für Druck auf den Schifffahrtssektor. Der wachsende negative Einfluss auf die Wirtschaft durch die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Bekämpfung einer Pandemie macht sich bereits direkt am schwindenden Volumen der verschifften Güter und Rohstoffe bemerkbar.
Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Seetransporte misst, zeigt die Auswirkungen. Ein überragender Teil des Welthandels findet über den Seeweg statt, daher ist dieser Index einer der zuverlässigsten Indikatoren für den Zustand der weltweiten Konjunktur. Der „Capesize“-Index für sehr große Frachter ist auf minus 21 Punkte gesunken – im September 2019 lag der Wert noch bei 5000 Punkten. Das sorgt bei vielen Marktexperten für große Sorge, denn es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Nachfrage nach Rohstoffen und Produkten extrem eingebrochen ist. Frachter der Kategorie Capesize verschiffen vor allem Rohstoffe. Der übergeordnete Baltic Dry Index, der die Daten von Frachtern aller Größen bündelt, ist von 2000 Punkten im Oktober 2019 auf heute noch knapp unter 500 Punkte abgetaucht. Unter dem Strich ist das ein weiteres Indiz für die wachsende Verunsicherung der Unternehmen weltweit, da wesentlich weniger neue Güter und Rohstoffe bestellt werden und die Frachter entsprechend leer bleiben.
Noch haben diese Belastungen sich nicht auf den Aktienkurs der Hamburger Reederei durchgeschlagen. Auf Jahressicht konnte das Papier um überragende 227 Prozent ansteigen. Die Kraftstoffumstellung und die Coronavirus-Sorgen haben den Anstieg jedoch zumindest gebremst. Auf Monatssicht liegt die Aktie mit 0,66 Prozent leicht im Minus. Die Ankündigung einer möglichen Flottenvergrößerung und das Testen des neuen Biokraftstoffes hatten aber jeweils für leichte Aufwärtsimpulse gesorgt.
Im heutigen Handel konnte sich die Aktie mit einem Plus von 3,7 Prozent aus dem seit Mitte Januar stattfindenden Abwärtskanal befreien. Am 19. Februar wird die Reederei die vorläufigen Ergebnisse für 2019 präsentieren, am 20. März folgt der umfassende Geschäftsbericht. Am 15. Mai folgt der Bericht für das erste Quartal 2020, erst dann wird sich zeigen, wie schwer sich die Effekte durch das Coronavirus auf die Reederei ausgewirkt haben.
onvista/dpa-AFX
Titelfoto: VanderWolf Images / Shutterstock.com
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