Infineon: Wildes Hin und Her im Kurs nach überschaubarem Zahlenwerk – Aktie kämpft mit den hohen Erwartungen

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Unspektakuläre Quartalszahlen und ein leicht enttäuschender Ausblick haben die vom Vorjahreserfolg verwöhnten Infineon-Anleger am Dienstag zu Gewinnmitnahmen animiert – zumindest zunächst. Die Aktien des Halbleiterkonzerns waren im frühen Handel nach einem starken Vortag zunächst um mehr als fünf Prozent abgesackt, bevor Schnäppchenjäger die Papiere wieder nach oben hievten. Am Mittag lagen die Papiere nur noch knapp unter dem Vortagsschlusskurs von 33,41 Euro. Der deutsche Leitindex Dax legte zuletzt etwas zu.

Der Halbleiterhersteller profitiert zwar weiter von dem anhaltenden Chipboom. Im abgelaufenen Quartal allerdings belasteten Corona-Probleme und die Folgen eines Sturms die Produktion von Infineon. In den drei Monaten April bis Juni legte der Umsatz des Halbleiterkonzerns damit im Vergleich zum Vorquartal nicht ganz so stark zu wie von Analysten erwartet. Das operative Ergebnis dagegen fiel in etwa so hoch aus wie prognostiziert.

Den Erwartungen entsprechend reicht nicht

Experten waren insofern von den Quartalszahlen nicht gerade begeistert. Ein weitgehend erwartungsgemäß ausgefallenes drittes Geschäftsquartal dürfte den Anlegern nicht reichen, schrieb Analyst Francois-Xavier Bouvignies von der Schweizer Großbank UBS. Der Experte Jakob Bluestone von der Schweizer Bank Credit Suisse betonte, insbesondere die Sparten Automobil sowie Energiekontrolle & Sensoren hätten beim Umsatz die Erwartungen verfehlt.

Der Fachmann Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan ergänzte, die branchenweite, aber auch unternehmensspezifische Angebotsknappheit habe das Unternehmen beeinträchtigt. Das dürfte sich wohl im vierten Geschäftsquartal noch fortsetzen. Sollten im kommenden Geschäftsjahr neue Kapazitäten vorhanden sein, dann dürfte das Unternehmen von einem hohen Auftragsbestand profitieren.

Auch andere Experten sprachen von insgesamt etwas schwächeren Signalen für das vierte Geschäftsquartal. So wies der Fachmann Jürgen Wagner vom Investmenthaus Stifel darauf hin, dass der von Infineon angepeilte Umsatzanstieg etwas hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben sei. Zusammen mit der in Aussicht gestellten Marge auf Basis des operativen Gewinns impliziere dies auch einen etwas niedrigeren Segmentgewinn als erhofft.

Infineon hinkt dem Dax hinterher

Die recht enttäuschende Kursentwicklung an diesem Dienstag relativiert sich indes dadurch, dass die Infineon-Aktien seit dem Zwischentief Mitte Juli bei gut 30 Euro einen kleinen Lauf hingelegt haben und die Anleger insofern nun erst einmal einen Gang zurückgeschaltet haben.

Im bisherigen Jahresverlauf hinken die die Infineon-Aktien mit einem Plus von gut sechs Prozent dem Dax hinterher – der deutsche Leitindex kletterte sei Ende 2020 um 14 Prozent nach oben. Erfreulicher ist der Blick auf die Entwicklung der Infineon-Papiere im von der Corona-Krise geprägten Jahr 2020: Hier hatte ein Plus von fast 55 Prozent zu Buche gestanden, was den zweiten Platz im Dax-Ranking hinter dem Essenslieferanten Delivery Hero bedeutete. Der Leitindex hingegen konnte nur um knapp vier Prozent zulegen.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Infineon hängt fundamental wie charttechnisch in der Schwebe. Eine extrem hohe Nachfrage trifft auf eine begrenzte Produktionskapazität und limitiert derzeit die Möglichkeiten, noch mehr zu produzieren und entsprechend mehr aus der derzeitigen Situation am Weltmarkt herauszuholen. Mittelfristig wird entscheidend sein, wie stark Infineon die eigenen Kapazitäten ausweiten kann, um mehr aus der guten Ausgangslage zu machen.

Der Chart spiegelt diese Situation derzeit gut wieder. Der Kurs segelt knapp über diversen wichtigen charttechnischen Trends und ist nach der Korrektur der letzten Wochen teils bereits darunter getaucht, konnte sich jedoch vorerst wieder darüber hinwegsetzen. Das weitere Potenzial wird am Markt zwar in der Aktie gesehen, doch es fehlen noch wichtige geschäftlichen Impulse, um mehr Käufer in das Papier zu locken. Seit dem Mehrjahreshoch von April bleibt es übergeordnet jedoch zunächst bei einem Abwärtstrend, der gegen einen Einstieg spricht. Die jüngsten Zahlen konnten das nicht ändern.

Sollte der Kurs unter wichtige Trend-Marken fallen, besteht Korrektur-Potenzial bis zur ersten großen Unterstützungszone bei 27,50 Euro. Sollte sich das fundamentale Bild bis dahin durch höhere Produktionskapazitäten bessern, würde sich bei einer bestätigten Bodenbildung dort ein starker Einstieg anbieten.

Titelfoto: Lukassek / shutterstock.com

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