Kraft Heinz: 15 Milliarden Dollar Abschreibung, SEC ermittelt – Hat Warren Buffett sein gutes Gespür verloren?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

2019 scheint das ruhige Händchen von Starinvestor Buffett leicht zu zittern. Direkt zu Beginn des neuen Jahres veröffentlichte Apple, die wertvollste Position im Depot von Berkshire Hathaway, seit mehr als 10 Jahren wieder eine Gewinnwarnung. Die Prognosekürzung des iPhone-Produzenten war der Auftakt einer ganzen Reihe von schlechten Nachrichten für Warren Buffett. Danach stürzte die Aktie des israelischen Pharma-Unternehmens Teva aufgrund eines schlechten Ausblicks ab. Wenig später kam das Papier von Coca-Cola aus dem gleichen Grund unter die Räder und jetzt liefert Kraft Heinz gleich einen ganzen Kranz an schlechten Nachrichten für das Orakel aus Omaha

Hohe Abschreibungen

Der Nahrungsmittelkonzern Kraft Heinz ist 2018 wegen einer 15 Milliarden US-Dollar hohen Abschreibung auf den Wert vieler Marken tief in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich stand im vergangenen Jahr ein Minus von 10,3 Milliarden Dollar (9,1 Milliarden Euro) nach einem Gewinn von knapp 11 Milliarden Dollar im Vorjahr. Die Aussichten bleiben mau, die Quartalsdividende wird um gut ein Drittel gekürzt.

Aussichten auch nicht viel besser

Besserung ist zunächst nicht in Sicht. „Wir erwarten 2019 Rückschritte“, gestand Finanzchef David Knopf ein. Im laufenden Jahr rechnet er mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 6,3 bis 6,5 Milliarden Dollar – gut eine Milliarde Dollar weniger als bislang von Analysten erwartet. 2018 ging das Ebitda wegen steigender Kosten um acht Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar zurück.

Ordentlich Dampf im Kessel

Die Aktie des 2015 fusionierten Unternehmens rauschte nachbörslich um 20 Prozent nach unten. Sollte das Papier auch im regulären Handel so viel sinken, würde der Börsenwert des Unternehmens um knapp 12 Milliarden Dollar sinken.

Zug schon abgefahren?

Den großen Nahrungsmittelkonzernen der Welt machen die sich rasch ändernden Konsumgewohnheiten zu schaffen. Weltweit setzen die Menschen zunehmend auf frische und regionale Lebensmittel und machen einen Bogen um Fertigprodukte. Der fünftgrößte Nahrungsmittelkonzern der Welt sei mit seinen schwachen Marken in einer schlechteren Lage als viele Konkurrenten, sagte Analyst Neil Saunders von Global Data Retail.

US Börsenaufsicht schaut ganz genau hin

Die Behörde nehme bereits seit Oktober die Rechnungslegung und die internen Kontrollen des Konzerns unter die Lupe, teilte das Unternehmen erst am Donnerstagabend bei der Bilanzvorlage.

Kein lohnendes Investment für Buffett

Die schlechte Entwicklung bei Kraft Heinz kommt allerdings nicht ganz überraschend. Bereits seit längerer Zeit passen Zahlen und Kursentwicklung nicht mehr. Seit Mitte April 2017 hat sich der Kurs des Papiers in etwa halbiert und da ist der heutige Abschlag, der zu US-Börsenstart sicher kommen wird, noch nicht berücksichtigt. Überraschender ist hingegen, dass Berkshire Hathaway 2018 die Position von Kraft Heinz nicht reduziert hat. Seit 2 Jahren hält Buffett 22 Prozent an Kraft Heinz. Erstaunlich bei so einer schlechten Entwicklung des Kurses.

Chart Kraft Foods – 3 Jahre

Vielleicht hält Buffett der Aktie noch die Treue, weil er an der Fusion von Heinz und Kraft Foods schlappe 4,4 Milliarden Dollar verdient hat. Fest steht jedenfalls: Immer mehr Unternehmen an denen Berkshire Hathaway beteilig ist, warten mit schlechten Nachrichten auf. Das geht auch am Portfolio der Beteiligungsgesellschaft nicht spurlos vorbei. Auf Sicht von einem Monat liegt es über 3 Prozent im Minus. Verliert Warren Buffet tatsächlich sein Gespür.

Von Markus Weingran

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Bild: Krista Kennell / Shutterstock.com

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