Nach Fusions-Poker: Wie geht es für die Commerzbank nun weiter? Zielke wehrt sich gegen Verkaufsgerüchte ins Ausland
Nach dem Abbruch der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank stemmt sich Commerzbank-Chef Martin Zielke gegen Gerüchte über einen Verkauf seines Instituts ins Ausland. „Wir sind alleine stark genug, um unseren Weg zu gehen“, sagte Zielke der „Welt am Sonntag“. Medienberichten zufolge sollen sowohl die italienische Unicredit als auch die niederländische ING Interesse an der Commerzbank gezeigt haben. „Ich verstehe, dass Sie das interessiert. Aber zu Gerüchten werde ich mich nicht äußern“, sagte Zielke.
Commerzbank als attraktives Übernahme-Ziel
Sowohl die Unicredit als auch die ING sind mit eigenen Einheiten im deutschen Privatkundengeschäft aktiv und könnten diese aufwerten. Laut Bankenexperte Jan Pieter Krahnen wäre die Commerzbank als Ganzes durchaus interessant für Wettbewerber – „vorausgesetzt die Aufstellung des Instituts wird radikal verändert, verbunden mit Stellenabbau“, sagte der Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Goethe-Universität Frankfurt der Deutschen Presse-Agentur.
Insider haben aber auch Zweifel, ob solche Szenarien aktuell Sinn ergeben würden. Zumindest hätten beide Varianten nicht das Gewicht der am Donnerstag nach knapp sechswöchigen Gesprächen für gescheitert erklärten deutschen Lösung – einer Fusion der Deutschen Bank mit der Commerzbank.
„Wir haben eine klare Strategie, aber auch die muss immer wieder auf den Prüfstand“, sagte Zielke. Dies bedeute jedoch nicht, dass man es nicht allein schaffen könne. Die Bank habe noch „gehörig Potenzial“ bei ihren Kunden. „Das Privatkundengeschäft hat seine sehr positive Entwicklung fortgesetzt und auch im Firmenkundengeschäft sehen wir Fortschritte.“
Auslands-Fusion würde der Deutschen Bank neuen Wettbewerber entgegenstellen
Für die Deutsche Bank könnte eine Übernahme der Commerzbank durch ein ausländisches Institut zum Problem werden. Denn dann dürfte sie einem starken Wettbewerber gegenüberstehen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing gibt sich aber gelassen. „Dazu kann es natürlich kommen. Aber auch damit könnten wir umgehen“, sagte Sewing der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Ein möglicher Käufer aus dem Ausland wäre „zum einen mindestens ein bis zwei Jahre nur mit deren Integration beschäftigt. Und zum anderen wären wir dann die einzige wirklich deutsche Bank mit internationalem Netzwerk.“
Der Deutschen Bank selbst stünden nach der geplatzten Fusion gute Möglichkeiten offen, sagte Experte Krahnen. Er sehe Chancen für eine Neuordnung der europäischen Bankenlandschaft. „Die Idee eines nationalen Champions ist endgültig zu Grabe getragen. Der Weg ist jetzt frei für kreative und zukunftsfähige Lösung, insbesondere für die Deutsche Bank“, sagte der Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Goethe-Universität Frankfurt der Deutschen Presse-Agentur.
DWS als Chance für Neuaufstellung der Deutschen Bank
„Es könnte sinnvoll sein, leistungsfähige Sparten der Deutschen Bank mit den entsprechenden Geschäftsbereichen europäischer Wettbewerber zusammenzulegen.“ Als Beispiele nannte er die Fondstochter DWS und das Investmentbanking. Seit geraumer Zeit grassieren Gerüchte, wonach die DWS mit einem Rivalen zusammengehen könnte. Insidern zufolge ist dabei neben der UBS auch Europas größter Fondsanbieter Amundi im Rennen. Die Beteiligten wollten diese Überlegungen bisher aber nicht kommentieren.
Auch im „FAS“-Interview wollte sich Sewing nicht zu den Spekulationen äußern. Grundsätzlich gelte aber: „Wir schauen uns für einzelne Bereiche Chancen an, wie wir schneller wachsen und profitabler werden können, das ist doch klar.“ Er verwies zudem auf den Börsengang der DWS im vergangenen Jahr, der unter anderem mehr Flexibilität bezweckt habe. Zuvor hatte Sewing bereits gesagt, die Deutsche Bank wolle an der erwarteten Konsolidierung unter den Vermögensverwaltern teilnehmen.
Aktienwerte der beiden Banken reagieren gegenteilig auf geplatzte Fusion
Seit der Bekanntmachung des Platzens der Bankenhochzeit haben sich die Aktienwerte der beiden Geldhäuser im gegenläufigen Trend entwickelt. Die Papiere der Deutschen Bank hatten zunächst einen deutlichen Sprung nach oben gemacht, um dann kurze Zeit später ins Minus zu fallen. Aktien der Commerzbank konnten jedoch seit der Verkündung leicht hinzugewinnen.

Vorbörslich liegen die Papiere der Deutschen Bank am Montag weiter leicht mit 0,37 Prozent im Minus. Die Commerzbank-Aktie verzeichnet ein kleines Plus von 0,2 Prozent.
(onvista/dpa-AFX)
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