Nordkorea wirft USA "Doppelmoral" bei Südkoreas Raketenprogramm vor
Seoul (Reuters) - Nordkoreas Staatsmedien kritisieren die jüngste Aufhebung eines Abkommens zwischen den USA und Südkorea, das bislang die Entwicklung von Südkoreas ballistischen Raketen deckelte.
Die Vereinigten Staaten würden mit zweierlei Maß zu messen, wenn es darum gehe, der Regierung in Pjöngjang die Entwicklung ballistischer Raketen zu verbieten, hieß es in einem von der offiziellen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Artikel am Sonntag von Kim Myong Chol, der in dem Bericht als "Kritiker internationaler Angelegenheiten" bezeichnet wird. Die USA seien trotz ihrer Lippenbekenntnisse zum Dialog in die Konfrontation vertieft, schrieb Kim. "Der Schritt der Beendigung ist eine deutliche Erinnerung an die feindselige Politik der USA gegenüber der DVRK und ihrer beschämenden Doppelmoral." Die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) ist der offizielle Name Nordkoreas. Dass Südkoreas Präsident Moon Jae-in die Beendigung der Richtlinien begrüße, sei "ekelhaft und unanständig", so Kim. "Jetzt, da die USA und die südkoreanischen Behörden ihre Aggressionsabsichten deutlich gemacht haben, haben sie keinen Grund mehr, der DVRK die Stärkung ihrer Fähigkeiten zur Selbstverteidigung vorzuhalten."
In einem bilateralen Gespräch hatten sich US-Präsident Joe Biden und der südkoreanische Präsident Moon Jae-in Mitte Mai in Washington über eine Annäherung an Nordkorea beraten. Die vollständige Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel sei ihr Ziel, erklärten beide Staatoberhäupter nach dem Treffen. Man wolle weiterhin einen Dialog mit Nordkorea über sein Atomwaffenprogramm führen. Nordkorea hatte bislang die Bitten der USA um Diplomatie zurückgewiesen, seitdem Biden das Amt von Donald Trump übernommen hat. Machthaber Kim Jong Un weigert sich weiter, seine Atomwaffen aufzugeben, verhängte aber einen Teststopp.