Übernachtungszahlen um drei Viertel eingebrochen - "Not ist groß"

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die Corona-Krise hat die deutsche Tourismusbranche auch im Mai schwer getroffen.

Trotz erster Lockerungen des Verbots von Beherbergungen sank die Zahl der Übernachtungen um fast 75 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im April hatte es mit fast 90 Prozent bereits den stärksten Rückgang seit Beginn der Zeitreihe 1992 gegeben. "Die Folgen der Corona-Pandemie für die Hotels in Deutschland sind weiterhin dramatisch", sagte die Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbands Dehoga, Ingrid Hartges. "Der Inlandstourismus kam quasi zum Erliegen. Geschäftsreisen fanden so gut wie nicht mehr statt." Trotz der Lockerungen laufe das Geschäft noch gebremst. "Auch nach der Wiedereröffnung ist die Not in der Hotellerie groß."

Aufgrund der strengen Auflagen mit Abstandsgeboten, Kontaktbeschränkungen und Kapazitätsbegrenzungen meldeten die Hotels massive Umsatzeinbußen bei gleichzeitig steigenden Kosten, betonte Hartges. Während die Buchungen bei Hotels in Feriengebieten wieder einen positiven Trend zeigten, sei die Lage der Stadt- und Tagungshotellerie fatal. "Messen, Kongresse, Tagungen finden immer noch nicht statt und Geschäftsreisende bleiben weiter aus." Internationale Reisende fehlten. "Die wenigen inländischen Touristen können die Umsatzausfälle derzeit nicht kompensieren."

Viele Firmen in der Tourismusbranche und Gastronomie stehen vor der Insolvenz, im Gastgewerbe nach Dehoga-Angaben etwa jede dritte. Ab Mitte bis Ende Mai lockerten viel Bundesländer zwar die im März verhängten Eindämmungsmaßnahmen wie das Beherbergungsverbot von Privatreisenden. "Von einem Normalgeschäft ist die Hotellerie aber noch weit entfernt", warnte Hartges. Zigtausende Betriebe kämpften weiter um das Überleben und den Erhalt der Arbeitsplätze. Deshalb müssten die angekündigten Überbrückungshilfen schnell kommen.

Insgesamt wurden im Mai 11,2 Millionen Übernachtungen gezählt. Die von ausländischen Gästen fiel dabei um 91 Prozent auf 0,7 Millionen, die aus dem Inland um 71,5 Prozent auf 10,5 Millionen. Nach den ersten fünf Monaten liegt die Zahl mit 88 Millionen knapp 49 Prozent unter dem Niveau von 2019. Im Mai waren 42.000 der von den Statistikern erfassten Beherbergungsbetriebe geöffnet. Bis zum Ausbruch der Virus-Pandemie war die Branche auf gutem Weg zum elften Wachstumsjahr in Folge mit einem weiteren Übernachtungsrekord.

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