ROUNDUP/Wachstumsmarkt Haustier: Fressnapf und Co. boomen in der Pandemie
KREFELD (dpa-AFX) - Das Geschäft mit Haustieren brummt in Deutschland. Viele Menschen haben sich in der Pandemie Hunde oder Katzen zugelegt. Heimtierbedarfsketten wie Fressnapf, Zooplus und Futterhaus profitierten davon und glänzten 2021 mit zweistelligen Wachstumsraten. Dass mit Tierliebe so viel Geld zu verdienen ist, sorgt jetzt für Bewegung in der Branche. Finanzinvestoren kaufen sich mit Milliardenbeträgen ein. Und auch der Handelsriese Rewe hat möglicherweise noch etwas auf dem lukrativen Markt vor.
Welche Wachstumsraten im Heimtiermarkt aktuell möglich sind, zeigt Marktführer Fressnapf. Ihm gelang im zweiten Corona-Jahr das größte Umsatzwachstum der Firmengeschichte. Europaweit steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um 19,8 Prozent auf 3,17 Milliarden Euro. Das Online-Geschäft wuchs um mehr als 54 Prozent auf 245 Millionen Euro.
Auch für die Zukunft hat Firmengründer und -Eigentümer Torsten Toeller ehrgeizige Pläne. "Wir wollen die Marktführerschaft nicht nur verteidigen, sondern auch ausbauen", sagte er am Mittwoch. In den nächsten drei Jahren sollen europaweit rund 400 neue Läden eröffnen. Außerdem will die Kette ihr Online-Standbein weiter stärken. "Das Riesenwachstum der letzten zwei Jahre wird natürlich nicht so weitergehen. Die Kunden schaffen sich nicht jedes Jahr neue Tiere an", betonte Toeller. Aber Fressnapf werde auf Wachstumskurs bleiben.
Einfach wird ihm das die Konkurrenz aber nicht machen, das weiß Toeller. "Es sind neue Wettbewerber unterwegs, die tiefe Taschen haben. Sie wollen ein Stück vom Kuchen." Eine Achilles-Ferse ist für Fressnapf vor allem noch das Online-Geschäft. Denn hier sind andere deutlich stärker.
Der reine Online-Anbieter Zooplus prognostizierte zuletzt für 2021 einen Umsatz von über 2 Milliarden Euro - acht Mal so viel wie der E-Commerce-Umsatz von Fressnapf. Das macht Zooplus zum vielleicht gefährlichsten Herausforderer von Fressnapf, und diese Gefahr dürfte eher noch größer werden. Denn Zooplus hat neue finanzstarke Besitzer
- den US-Finanzinvestor Hellman & Friedman und dessen schwedischen
Partner EQT.
Sie haben im Januar die milliardenschwere Übernahme von Zooplus abgeschlossen und das Unternehmen von der Börse genommen. Bei Zooplus soll nun noch einmal der Wachstumsturbo gezündet werden. Mit substanziellen Investitionen würden es die neuen Eigentümer dem Unternehmen ermöglichen, "die wachsende und sich schnell entwickelnde europäische Heimtierkategorie langfristig zu gewinnen", beschrieb die Zooplus-Führung die Ziele der Investoren.
Doch nicht nur internationale Investoren haben angesichts der Wachstumsraten auf dem Heimtiermarkt Blut geleckt. Auch der deutsche Handelsriese Rewe spielt offenbar mit dem Gedanken, sich ein größeres Stück vom lukrativen Geschäft mit der Tierliebe abzuschneiden. Schon heute betreibt Rewe mit ZooRoyal einen der größten deutschen Online-Anbieter für Tierbedarf. Doch scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Konzern unter der gleichen Marke auch seinen ersten Laden eröffnet. Auf seiner Website sucht der Handelsriese jedenfalls derzeit schon nach Fachverkäufern für Zoobedarf für "den ersten stationären ZooRoyal Tierfachmarkt" in Norderstedt bei Hamburg.
Und auch der Fressnapf-Rivale Futterhaus will Neues wagen. Bislang setzte Futterhaus ganz auf das stationäre Geschäft und war damit durchaus erfolgreich. Die Umsätze in den 406 Märkten der Kette in Deutschland und Österreich stiegen im vergangenen Jahr um 15,2 Prozent auf 521 Millionen Euro. Doch auch Futterhaus will künftig online mitspielen. "In den vergangenen Monaten haben wir einen Fahrplan ausgearbeitet, der unseren Weg ins digitale Geschäft vorsieht", kündigte Geschäftsführer Kristof Eggerstedt kürzlich an.
Der Kampf um den lukrativen Markt hat gerade erst begonnen. Es geht um ein Milliardengeschäft. Nach Angaben des Industrieverbandes Heimtierbedarf erhöhte sich die Zahl der Haustiere - Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel - im ersten Corona-Jahr 2020 um fast eine Million auf insgesamt 34,9 Millionen. Das beliebteste Haustier blieb mit 15,7 Millionen Exemplaren die Katze. Hinzu kamen 10,7 Millionen Hunde, 5 Millionen Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Mäuse sowie 3,5 Millionen Ziervögel - außerdem ungezählte Tiere in Aquarien, Terrarien und Gartenteichen.
Fressnapf-Chef Toeller will im Kampf um die Gunst der Kunden vor allem mit der Verknüpfung von Online- und Offline-Angeboten und dem Ausbau des Serviceangebots - vom Tierarzt, über den Hundefriseur bis zum Tierhotel - punkten. Für ihn steht bereits fest: "Der Wettbewerb in der Branche wird leider nicht weniger - ganz im Gegenteil."/rea/DP/eas