Lufthansa lässt Krise mit höheren Ticketpreisen hinter sich

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DEUTSCHLAND-LUFTHANSA:Lufthansa lässt Krise mit höheren Ticketpreisen hinter sich

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- von Ilona Wissenbach

Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa lässt die verheerende Corona-Krise hinter sich und setzt auf einen Reiseboom im Sommer.

Die Pandemie mit ihren globalen Reisebeschränkungen habe die Airline-Gruppe in die schlimmste finanzielle Krise ihrer Geschichte gestürzt. "Wir haken die Krise mental ab", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. "Krisenmanagement war gestern, die Lufthansa Group geht jetzt wieder in die Offensive." Überschattet werde der Optimismus nur von steigenden Kerosinpreisen, gegen die sich die Lufthansa nur teilweise mit Termingeschäften schützen kann. Deshalb müssten die Ticketpreise nach vier Erhöhungen im letzten halben Jahr weiter steigen, sagte Finanzchef Remco Steenbergen. "Steigende Kosten müssen wir an unsere Kunden weitergeben", bekräftigte er.

Im Lauf des Jahres sollen die Durchschnittspreise fast um zehn Prozent zulegen - sogar über das Vorkrisenniveau von 2019. Doch das werde die Buchungszahlen nicht bremsen. "Ich sehe kein Problem, dass die Preiserhöhungen die Nachfrage beeinflussen", sagte Steenbergen. Geschäftsreisende wie Urlauber müssten das akzeptieren. "Wir leben in einer Welt, in der wir unglaubliche Inflation und Preiserhöhungen sehen", ergänzte der Niederländer. Andere Branchen drehten noch stärker an der Preisschraube.

AUCH AIR FRANCE OPTIMISTISCH

Von Januar bis März fiel der operative Verlust der Lufthansa mit 591 Millionen Euro deutlich niedriger aus als im Vorjahreszeitraum, vor allem dank eines Rekordgewinns der Frachttochter. Im zweiten Quartal will der MDax-Konzern operativ schwarze Zahlen schreiben, traut sich wegen der unkalkulierbaren Kerosinpreise aber keine konkrete Jahresprognose zu. Das Ergebnis solle nur deutlich besser ausfallen als die mehr als zwei Milliarden Euro Verlust 2021.

Die Corona-Pandemie bremst die Nachfrage immer weniger, und der Ukraine-Krieg trübt die Reiselust bislang nicht. "Die Neubuchungen steigen von Woche zu Woche – bei den Geschäftsreisenden, aber ganz besonders bei Urlaubs- und Privatreisen", sagte Spohr. Die Lufthansa biete mit mehr als 120 touristischen Zielen so viele an wie nie zuvor. Auch Air France KLM äußerte sich optimistisch. "Die Erholung ist da", betonte Firmenchef Benjamin Smith. "Dies ebnet den Weg für eine erfolgreiche Sommersaison."

Von Januar bis März verbesserten sich die Umsätze der Lufthansa gegenüber dem Corona-bedingt sehr schwachen Vorjahreszeitraum auf 5,4 Milliarden Euro. Die Passagier-Airlines Lufthansa, Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels Airlines beförderten 13 Millionen Passagiere, mehr als vier Mal so viele wie im krisengebeutelten Vorjahresquartal. Doch mit einer Kapazität von nur 57 Prozent des Vorkrisenniveaus konnten sie den Verlust erst um knapp ein Fünftel auf 1,1 Milliarden Euro drücken. Auf Rekordkurs blieb dagegen die Frachttochter Lufthansa Cargo mit fast einer halben Milliarde Euro Gewinn - sie profitiert von hoher Nachfrage wegen der weltweit stark gestörten Schiffstransporte. Auch die Wartungstochter Lufthansa Technik verbesserte das Ergebnis, da Airlines weltweit das Geschäft wieder hochfahren. Die Sparte stellte wegen des Krieges ihr Russland-Geschäft ein, was Abschreibungen von 110 Millionen Euro nach sich zog.

Spohr zufolge zahlt sich jetzt aus, dass die Lufthansa-Airlines ihre Kapazitäten langsamer hochfahren als Konkurrenten. Das bremst die Kosten. Der Konzern plant für das Gesamtjahr jetzt ein Angebot an Passagierflügen in Höhe von 75 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019. Der Geschäftsreiseverkehr soll sich bis Jahresende auf 70 Prozent erholen.

Die Flugbuchungen füllen die Kassen der Lufthansa so gut, dass die Schweizer Tochter Swiss die staatliche Kreditlinie von 1,5 Milliarden Franken im zweiten Quartal vorzeitig aufkündigen kann. Damit ist ein weiteres Kapitel der milliardenschweren öffentlichen Finanzhilfen, mit der die Lufthansa die Corona-Krise überlebte, beendet.

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