OTS: Kearney / Studie: Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland sind nicht ...

dpa-AFX · Uhr
    Studie: Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland sind nicht innovativ
genug (FOTO)
Düsseldorf (ots) - Internationale Konkurrenz und Tech-Firmen bedrohen den
stationären Lebensmittelhandel.

Hohe Kosten, geringe Margen, wenig Innovation: "Der ohnehin margenschwache
Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist im
internationalen Innovationswettbewerb schlecht aufgestellt", meint Dr. Mirko
Warschun, Handelsexperte und Partner der internationalen Managementberatung
Kearney. "Den eskalierenden Kosten und aggressiven Wachstumsstrategien aus dem
Online- und Technologiebereich können die Einzelhändler fast nichts
entgegensetzen. Während die internationale Konkurrenz in zukunftweisende
Technologien investiert und Innovationen mit spürbaren Kundenvorteilen zur
Marktreife bringt, bleiben die deutschsprachigen Einzelhändler mehrheitlich in
Bereichen, die ihnen beim Einkaufserlebnis nichts bringen."

Die Handelsexperten von Kearney haben die im Lebensmittelhandel weltweit
angemeldeten Patente im Detail untersucht und zueinander in Relation gebracht.
Die Analyse zeigt, dass Händler in Deutschland trotz ihrer reichen
Innovationsgeschichte (beispielsweise bei Einkaufswagen und Produktdisplays) in
den letzten fünf Jahren weniger Innovationen hervorgebracht haben als die
internationale Konkurrenz und reine Online-Player. So hat Walmart 92 Prozent von
seinen mehr als 2.000 Patenten seit 2016 angemeldet hat, während von Aldi, REWE
und Edeka nur gut 25 Prozent der insgesamt 158 Patente auf die letzten fünf Jahr
entfallen. Lediglich LIDL zeigt mehr Innovationsbewusstsein und hat 60 Prozent
seiner Patente seit 2016 angemeldet. Dennoch: Die meisten ihrer Patente stammen
im deutschen Lebensmitteleinzelhandel nicht aus Spitzentechnologien, sondern aus
traditionellen Bereichen wie Produktpräsentationen, Kassensystemen und
Speisenzubereitung. Unterdessen konzentrieren sich internationale Einzelhändler
und reine Online-Anbieter auf Blockchain, das Internet der Dinge, autonome und
Drohnenlieferung sowie virtuelles Einkaufen.

Die meisten Innovationen der deutschsprachigen Händler sind inkrementell,
imitierbar und nicht differenzierbar, was bedeutet, dass sie nicht viel zum
Branding der Einzelhändler beitragen. Im Gegensatz dazu liefern neue
Marktteilnehmer wie Technologie-Start-Ups disruptive Innovationen mit einem
unmittelbaren Erlebniseffekt für die Kundinnen und Kunden. Zum Beispiel
offerieren Gorillas und Flink Lebensmittellieferungen innerhalb von zehn
Minuten, und der Anbieter von Kochboxen, HelloFresh, hat die gesunde Ernährung
zu Hause neu erfunden, ebenso wie Eat Simple Food und Too Good To Go. Doch es
gibt auch Ausnahmen: Edeka hat mit der Erfindung des Easy Shoppers die Customer
Journey verbessert und die Personalkosten gesenkt. Kunden müssen sich damit
nicht mehr an der Kasse anstellen und ihre Waren aus dem Einkaufswagen auf das
Kassenband und dann in die Tüte legen.

Auch die M&A-Aktivitäten der stationären Einzelhändler in DACH unterscheiden
sich erheblich von ihren internationalen Pendants und reinen Online-Anbietern.
Während sich internationale Einzelhändler wie Walmart und Amazon auf innovative
Technologieunternehmen konzentrierten, kauften DACH-Händler traditionelle,
stationäre Konkurrenz. Beispielsweise haben Ocado und Alibaba in Unternehmen mit
einem Durchschnittsalter von fünf bzw. 14 Jahren investiert. Dagegen haben Edeka
und Aldi in Unternehmen investiert, die bis zu 16-mal so alt sind. Im
Durchschnitt waren Unternehmen, die Edeka akquirierte, 79 Jahre alt, die
aufgekauften Unternehmen von Aldi waren 60 Jahre alt. In Bezug auf die
Zielregion konzentrierten sich die M&A-Aktivitäten im DACH-Einzelhandel auf
Mitteleuropa, während internationale Akteure auf Technologiezentren in Asien
zielten, insbesondere in Indien, China und sogar Australien. DACH-Investitionen
in Technologieunternehmen waren die Ausnahme von der Regel, disruptive
Innovationen wurden also nicht abgesichert. Alles in allem schienen die
Anlagestrategien den Status quo zu festigen, aber weder Weiterentwicklung noch
Wachstum anzustreben. In den vergangenen drei Jahren haben
DACH-Lebensmittelhändler rund 107 M&A-Transaktionen durchgeführt, die meisten
davon mit anderen stationären Händlern. Die Großen in Deutschland haben
insgesamt fast 40 Akquisitionen getätigt mit einem Durchschnittsalter der
Zielunternehmen von fast 50 Jahren. EDEKA mochte es besonders betagt, die zwölf
analysierten Unternehmen, die übernommen wurden, hatten ein Durchschnittsalter
von 79 Jahren. So wurden nur wenige innovative Technologie-Unternehmen ins
Visier genommen, wie REWE mit dem Co-Invest an Fink.

"Der Markteintritt von Technologie-Unternehmen bringt neue Risiken für
etablierte Einzelhändler, auf die nur mit disruptiven Innovationen, die einen
Unterschied im Einkaufserlebnis machen, reagiert werden kann", meint Adrian
Kirste, Partner der internationalen Managementberatung Kearney. Traditionelle
Einzelhändler laufen Gefahr, ihre treuen Kunden an das neue Angebot zu
verlieren. "Die Lebensmittelhändler in DACH müssen jetzt handeln und innovativ
sein, wenn sie nicht relevante Marktteilnehmer an die mutige und kreative
Konkurrenz verlieren wollen."

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