Enttäuschendes Ergebnis weckt Zweifel an Musterschülerin UBS

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Zürich/Frankfurt (Reuters) - Ein enttäuschendes Quartalsergebnis kratzt am Ruf der bisherigen Musterschülerin UBS.

Die Schweizer Großbank schaffte im zweiten Quartal zwar einen Gewinnanstieg. Doch das Plus verdankte das Zürcher Institut, das den Ergebnis-Reigen der europäischen Großbanken eröffnete, einzig einem Bereichsverkauf. Im Tagesgeschäft hinterließen die Turbulenzen an den Finanzmärkten deutliche Bremsspuren, vor allem weil die Kernkundschaft der Reichen und Superreichen die Füße still hielt. Eine schnelle Besserung zeichnet sich nicht ab. "Zu Beginn des dritten Quartals ist die Stimmung weiterhin gedämpft", erklärte Finanzchefin Sarah Youngwood am Dienstag.

Im Frühlingsquartal steigerte die UBS den Gewinn um fünf Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar und schaffte damit den bestens Abschluss seit einer Dekade. Doch ohne den Erlös aus dem Verkauf des Immobilien-Gemeinschaftsunternehmens mit Mitsubishi und einer weiteren Transaktion im Gesamtvolumen von 810 Millionen Dollar wäre der Gewinn deutlich gesunken. Damit verfehlte die Bank, die sich zuletzt immer wieder als wetterfest erwiesen hatte, erstmals seit dem Schlussquartal 2018 die Markterwartungen. An Börse brach die UBS-Aktie um sieben Prozent ein.

"Der heutige Tag bedeutet unserer Ansicht nach einen Rückschlag für den Investmentcase und zeigt, wie sehr UBS auf ein günstigeres Marktumfeld angewiesen ist, um ihre finanziellen Ziele zu erreichen", erklärte Citi-Analyst Andrew Coombs. Die größte Sorge sei, dass die Bank auf der Kostenseite kaum auf den Markteinbruch reagiert habe. Konzernchef Ralph Hamers sagte dazu, die Bank werde ihre Investitionen in Wachstumsbereiche nicht opfern. "Aber wenn sich die Lage verschlechtert, haben wir andere Hebel in der Hand, und die werden wir dann auch ziehen." Ein Einstellungsstopp oder gar eine Restrukturierung seien gegenwärtig kein Thema.

"EINE DER SCHWIERIGSTEN PHASEN DER LETZTEN ZEHN JAHRE"

Der bereinigte Vorsteuergewinn sank von April bis Juni in allen vier Divisionen. "Das zweite Quartal war für Anleger eine der schwierigsten Phasen der letzten zehn Jahre", erklärte Hamers mit Blick auf die steigende Inflation, den Krieg in der Ukraine und die anhaltenden Corona-Einschränkungen in Teilen Asiens.

Im Investmentbanking brach das Ergebnis um 39 Prozent ein. Vor allem die Beratung von Firmen bei Börsengängen und Übernahmen lahmte. Ein ähnlicher Trend hatte sich bereits bei den US-Großbanken wie Goldman Sachs gezeigt, die neben der Flaute im Investmentbanking auch unter Rückstellungen für Kreditausfälle litten. Die Gefahr einer Rezession dürfte sich auch in den Gewinnzahlen der europäischen Banken zeigen. Die Deutsche Bank und die krisengeschüttelte Credit Suisse veröffentlichen ihre Zahlen zum zweiten Quartal am (morgigen) Mittwoch.

Auch im Kerngeschäft der UBS, der Vermögensverwaltung, hinterließen Konjunktur- und Inflationssorgen Bremsspuren. Statt zu handeln zogen sich viele Millionäre und Milliardäre an die Seitenlinie zurück, sodass die Transaktionseinnahmen zurückgingen. Wegen der fallenden Börsenkurse sanken auch die an die Depots der Kunden gekoppelten Gebühreneinnahmen. Immerhin spülten die Zinserhöhungen der US-Notenbank dem Institut mehr Geld in die Kasse, sodass der Vorsteuergewinn der Division insgesamt um elf Prozent schrumpfte. Die Kunden trugen netto bescheidene 0,4 Milliarden Dollar an gebührengenerierendem Vermögen zu dem Institut. Dass sich das Wachstum deutlich verlangsamte, wertete Jefferies-Analystin Flora Bocahut als besorgniserregend.

Hamers erklärte, in den ersten drei Juli-Wochen hätten sich die Zuflüsse positiv entwickelt. Obwohl das Umfeld in den kommenden Monaten unsicher bleiben dürfte, sei die Bank auf Kurs, die Ziele für Rendite und das Verhältnis von Kosten zu Erträgen im Gesamtjahr zu erreichen. Zudem bekräftigte Hamers die von einigen Analysten in Frage gestellte Vorgabe, im laufenden Jahr eigene Aktien im Wert von rund fünf Milliarden Dollar zurückkaufen zu wollen.

(Reporter: Oliver Hirt und Tom Sims, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern +49 30 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) +49 30 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)

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