Bayer profitiert von starkem Agrargeschäft - Ziele bekräftigt

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Frankfurt (Reuters) - Ein starkes Agrargeschäft gibt Bayer Rückenwind.

"Wir erwarten ein ausgesprochen starkes Geschäftsjahr", sagte Vorstandschef Werner Baumann am Dienstag zur Vorlage der Quartalszahlen. Bayer sei auf dem besten Weg, seine im August angehobenen Jahresziele zu erreichen. Im dritten Quartal schlug sich der Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern deutlich besser als erwartet - Schub kam dabei vor allem von höheren Preisen bei dem Unkrautvernichter Glyphosat. Der bereinigte Betriebsgewinn kletterte um gut 17 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro und übertraf damit die Analystenschätzungen deutlich. Der Umsatz stieg um mehr als 15 Prozent auf 11,28 Milliarden Euro, währungsbereinigt stand ein Plus von 5,7 Prozent zu Buche.

Bayer erzielte einen Ergebnissprung von gut einem Drittel im Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut, trotz höherer Retouren von Saatgut, die in Nordamerika zu einem deutlichen Umsatzrückgang führten. Doch Baumann geht davon aus, dass der Durchschnittpreis für Glyphosat in diesem Jahr rund zweieinhalb Mal so hoch sein wird wie noch Anfang 2021, auch wegen Lieferengpässen etwa bei Herstellern in China. Bayer selbst hatte zu Jahresbeginn mit Lieferproblemen wegen Versorgungsengpässen bei einem wichtigen Vorprodukt von Glyphosat zu kämpfen. Im dritten Quartal gingen die Preise im Vergleich zum ersten Halbjahr aber bereits wieder zurück. "Im vierten Quartal erwarten wir eine weitere Normalisierung", sagte Finanzchef Wolfgang Nickl.

Auch im Pharmabereich und bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten konnte Bayer von Juli bis September deutlich zulegen, obwohl der Konzern Umsatzeinbußen bei seinem Blockbuster Xarelto verdauen musste - vor allem wegen Preisdruck in China und dem Patentablauf des Gerinnungshemmers in Brasilien. Bei den frei verkäuflichen Gesundheitsprodukten war Bayer vor allem mit Allergie- und Erkältungsmitteln erfolgreich.

An der Börse konnten die Leverkusener trotz des überraschend starken Quartals nicht punkten: Bayer-Aktien waren mit einem Minus von fast vier Prozent größter Dax-Verlierer.

BAYER GEHT NUR NOCH IN EINZELFÄLLEN GLYPHOSAT-VERGLEICHE EIN

Für 2022 erwartet Bayer weiter einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von etwa acht Prozent auf 47 bis 48 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes Ergebnis von etwa 12,5 (Vorjahr: 11,18) Milliarden. Auch im kommenden Jahr rechnet Baumann infolge der hohen Inflation mit höheren Kosten. Der Vorstandschef will Bayer deshalb bis Ende des Jahres unabhängig von russischem Gas machen. Höchste Priorität hätten zudem stabile Lieferketten, denn diese seien weltweit weiterhin sehr angespannt. "Dazu stocken wir weiterhin unsere Lagerbestände auf, um Lieferengpässe abfedern zu können."

Die Prognose für den Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft (Free Cash Flow) erhöhte Bayer währungsbereinigt um 500 Millionen auf drei Milliarden Euro, "weil die Vergleichszahlungen für Rechtsfälle niedriger ausfallen als erwartet", wie Finanzchef Nickl sagte. Denn zuletzt hatte sich in den USA in der Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung von Glyphosat das Blatt für Bayer gewendet und der Konzern fünf Verfahren in Folge gewonnen. Das Unternehmen lasse sich daher nur noch in sehr strategischen Einzelfällen auf Vergleiche ein, erläuterte Nickl. Zuletzt standen noch für 41.000 der insgesamt 149.000 aktuellen Klagen Einigungen aus.

(Bericht von Patricia Weiß,; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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