Auto-Nachfrage in Deutschland am Kipppunkt

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Hamburg (Reuters) - Der Automarkt in Deutschland gewinnt dank der hohen Nachfrage nach E-Autos weiter an Fahrt.

Im Juni wurden mit gut 280.000 Pkw knapp 25 Prozent mehr Neuwagen registriert als im Vorjahresmonat, wie am Mittwoch aus der Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamts hervorging. Ein Ende des seit vier Monaten anhaltenden Höhenflugs ist allerdings absehbar. Zum einen zehren die Hersteller noch vom hohen Auftragsbestand, der sich wegen fehlender Bauteile im vergangenen Jahr aufgestaut hatte und der nun stetig schmilzt. Denn neue Aufträge kommen wegen der unsicheren Konjunktur kaum herein. Laut dem Autoverband VDA wurden im Juni 20 Prozent weniger Bestellungen registriert als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn hätten die Inlandsaufträge um 27 Prozent abgenommen.

Die Autohersteller bewerten ihre Geschäftsaussichten so negativ wie seit der weltweiten Finanzkrise 2008 nicht mehr. Der entsprechende Indikator brach im Juni auf minus 56,9 Punkte ein, nach minus 10,3 Zählern im Mai, wie das Münchner Ifo-Institut zu einer Umfrage mitteilte. Unternehmensexperten gehen davon aus, dass das dicke Ende erst im nächsten Jahr kommt. Branchenkenner schätzen, dass die Markterholung noch einige Zeit anhalten wird - im kommenden Jahr werde die Konjunkturflaute jedoch deutliche Spuren hinterlassen und zu einem Dämpfer auf dem Neuwagenmarkt führen, erklärte EY-Autoexperte Constantin Gall. Auch der aktuelle Elektro-Boom könnte dann erst einmal wieder vorbei sein.

Im Juni waren rein batteriegetriebene Autos am stärksten gefragt, ihr Absatz legte um zwei Drittel auf 53.000 Einheiten zu. Der Marktanteil kletterte auf 18,9 Prozent, das waren anderthalb Punkte mehr als im schon starken Mai. Benziner legten um ein Fünftel zu, mit rund 35,6 Prozent haben sie weiter den größten Anteil an den Neuregistrierungen. Auch Dieselautos waren wieder stärker gefragt, ihr Anteil lag bei 16,7 Prozent.

Seit Jahresbeginn stiegen die Neuzulassungen um 13 Prozent auf rund 1,4 Millionen Fahrzeuge. Wie schon in den Vormonaten sorgte im Juni vor allem die Nachfrage großer Flottenunternehmen und Autovermieter dafür, dass die Neuzulassungen zunahmen. Private Neuzulassungen stiegen dagegen nur leicht.

(Bericht von Jan C. Schwartz, unter Mitarbeit von René Wagner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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