ROUNDUP: Schaeffler verdient mehr als gedacht - Kurs steigt trotz China-Schwäche

dpa-AFX · Uhr

HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat im dritten Quartal im Tagesgeschäft mehr verdient als von Experten erwartet. Trotz eines Geschäftseinbruchs im Großraum China bestätigte das Management für das Geschäftsjahr 2023 den Ausblick auf Gruppenebene - besonders dank guten Wachstums im wichtigsten Markt Europa.

Der Umsatz des Konzerns stieg zwar im dritten Quartal währungsbereinigt um 0,5 Prozent, ging wegen des im Jahresvergleich stärkeren Euros jedoch nominell um 4,2 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro zurück. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel mit 340 Millionen Euro 4,1 Prozent niedriger aus, wie das SDax -Unternehmen am Dienstag in Herzogenaurach mitteilte. Das war aber mehr, als Experten den Franken zuvor zugetraut hatten. Die bereinigte operative Marge lag wie ein Jahr zuvor bei 8,4 Prozent. Unter dem Strich ging der Konzerngewinn um ein Drittel auf 150 Millionen Euro zurück.

Bis zum Nachmittag ging es für das Schaeffler-Wertpapier um 2,2 Prozent auf 5,13 Euro hoch. Die geplante Übernahme von Vitesco bleibt laut Analyst Juan Perez-Carrascosa von der Schweizer Großbank UBS ein Kurstreiber. Seit Jahresbeginn hat Schaeffler an der Börse allerdings fast ein Fünftel seines Wertes verloren.

Die Sparte für die Autozulieferung (Automotive Technologies) ist das wichtigste Standbein des Konzerns, im dritten Quartal machte sie 60 Prozent Anteil des Umsatzes aus. Sie blieb mit 0,2 Prozent währungsbereinigtem Wachstum jedoch unter der Entwicklung der weltweiten Automobilproduktion.

Das Ersatzteilgeschäft (Automotive Aftermarket) wuchs hingegen stark - um fast neun Prozent. Dieses Segment ist allerdings mit einem Umsatzanteil von 14 Prozent der kleinste Bereich des Konzerns. Gestiegene Beschaffungskosten konnte die Gruppe hier an die Kunden weitergeben.

Europa war im dritten Quartal mit einem Umsatzanteil von 44 Prozent der wichtigste Markt für Schaeffler. Hier wuchs der Konzern währungsbereinigt mit fast sechs Prozent auch am stärksten.

Das Sorgenkind war der Großraum China mit einem wechselkursbereinigten Umsatzschwund von fast zehn Prozent, hauptsächlich verursacht durch einen Einbruch in der Sparte für Industriezulieferungen (Industrial). In diesem Segment verlor Schaeffler konzernweit zwar nur drei Prozent Umsatz, schrumpfte im Großraum China aber um mehr als ein Fünftel (rund 22 Prozent).

Vorstandschef Klaus Rosenfeld bestätigte für das Geschäftsjahr 2023 den Ausblick auf Gruppenebene und für die Autozuliefer- und Ersatzteilsparte. Der Konzern senkte allerdings die Prognose für das erwartete währungsbereinigte Umsatzwachstum für die Industriezulieferung auf 4,5 bis 5,5 Prozent. Zuvor hatte das Management 6 bis 8 Prozent Plus in Aussicht gestellt.

Rosenfeld wollte Spekulationen zum Vitesco-Angebotspreis am Dienstag nicht kommentieren. Er sehe Schaeffler bei der geplanten Übernahme auf Kurs und keinen Bedarf für Änderungen.

Der Vitesco-Investor Greenlight Capital hatte das Vitesco-Management Anfang dieser Woche in einem öffentlichen Brief aufgefordert, sich nicht mit einem zu geringen Angebot abspeisen zu lassen. Selbst eine konservative Bewertung von Vitesco dürfte einen Wert von mindestens 150 Euro je Aktie ergeben, schrieb Greenlight-Capital-Chef David Einhorn. Greenlight Capital hält eigenen Angaben zufolge 3,5 Prozent der Vitesco-Anteile.

Rosenfeld erwartet die Angebotsunterlage für Vitesco am 15. November. Schaeffler hatte im vergangenen Monat ein Angebot von 91 Euro pro Aktie unterbreitet, womit Vitesco mit 3,64 Milliarden Euro bewertet wird. Die Schaeffler-Familie kontrolliert bereits rund 59 Prozent der Vitesco-Stimmrechte über eine direkte Beteiligung von fast 50 Prozent sowie Finanzinstrumenten./lfi/men/mis

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