Windenergieverband: Bürokratie bremst Ausbau in Deutschland
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Administrative Hürden hemmen nach Ansicht des europäischen Windkraftverbands WindEurope den Ausbau der Windkraft in Deutschland. Es sei bekannt, dass die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland unzureichend sei, sagte WindEurope-Chef Giles Dickson der Deutschen Presse-Agentur. Aber es gebe in Deutschland noch ein weiteres Problem, nämlich die Genehmigungen für den Transport von Windkraftanlagen. "Das ist ein totales Durcheinander." Zwar sei das auch ein Problem in anderen Ländern, sagte Dickson. "Aber es ist nirgendwo so schlimm wie in Deutschland."
Um beispielsweise ein Rotorblatt durch Deutschland zu transportieren, braucht es demnach verschiedene Genehmigungen der jeweils betroffenen Bundesländer. Auch die Begleitung der Sondertransporte durch die Polizei müsse nach Übertritt der Landesgrenze gewechselt werden.
Insgesamt wurden in der EU im vergangenen Jahr dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht von WindEurope zufolge Windparks mit 16,2 Gigawatt Leistung errichtet. Das sei so viel wie noch nie zuvor in einem Jahr (Vorjahr: 16,1 Gigawatt). 82 Prozent davon (13,3 Gigawatt) wurden demnach an Land gebaut. Mit 3,9 Gigawatt entstand den Angaben nach der größte Teil davon in Deutschland - zu 92 Prozent an Land. Zum Vergleich: Große Kohlekraftwerke wie etwa Datteln 4 haben eine Kapazität von gut einem Gigawatt.
Trotz des Rekordwerts sei der Ausbau nicht ausreichend, hieß es vom Verband. Denn um ihre Energie- und Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müsse die EU im Durchschnitt jährlich 33 Gigawatt bauen. Bis 2030 sollen erneuerbare Energien 42,5 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in der EU ausmachen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Windkraft in der Staatengemeinschaft deutlich ausgebaut werden.
Angaben der EU-Kommission zufolge müssen die Kapazitäten mehr als verdoppelt werden: Mehr als 500 Gigawatt installierte Leistung seien bis 2030 notwendig, WindEurope rechnet mit notwendigen 425 Gigawatt. Ende 2023 waren nach Verbandsangaben 220 Gigawatt installiert.
Die größte Sorge momentan sei allerdings der Ausbau der Netze, sagte Dickson. "Es geht nicht schnell genug voran." Es sei allerdings sehr gut, dass die EU dies erkannt und einen ehrgeizigen Aktionsplan für neue Netze aufgestellt habe. Ende November hatte die EU-Kommission Maßnahmen vorgestellt, mit der die Strominfrastruktur ausgebaut und weiterentwickelt werden soll./rdz/DP/zb