Milliardär Kretinsky will bei der Royal Mail nicht locker lassen

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London (Reuters) - Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky könnte Insidern zufolge eine Offerte für die Muttergesellschaft der britischen Royal Mail nachbessern, nachdem diese einen ersten Übernahmeversuch abgeschmettert hatte.

Kretinsky denke mit Blick auf die International Distributions Services (IDS) über einen solchen Schritt nach, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Der Milliardär ist bereits über das gemeinsam mit seinem Investment-Partner Patrik Tkac gehaltene Vehikel Vesa Equity Investment mit einem Anteil von 27 Prozent an IDS beteiligt. Die Kretinsky-Gesellschaft EP hatte am Vormittag bestätigt, das Vesa am 9. April IDS eine unverbindliche Offerte für eine Übernahme unterbreitet habe. Die IDS-Spitze habe den Plan indes zurückgewiesen. Nun prüfe EP alle Optionen.

An der Börse legten die IDS-Aktien bis zum Nachmittag um rund 15 Prozent zu.

Die britische Post Royal Mail stehe angesichts schwacher Bilanzen, schlechtem Service und einem schleppendem Umbau unter starkem Druck, erklärte Kretinskys Gesellschaft EP weiter. Angesichts steigender Konkurrenz durch ausländische Wettbewerber im britischen Postmarkt seien Investitionen durch private Gesellschaften für das Unternehmen angezeigt. Die Royal Mail würde von einem solchen Engagement profitieren. Unter den britischen Finanzmarktregeln hat Kretinsky nun bis zum 15. Mai Zeit, ein Übernahme-Angebot für IDS vorzulegen.

Arbeitnehmer des Traditionsunternehmens reagierten mit gemischten Gefühlen: Es könne nicht richtig sein, eine hoch angesehene britische Institution in die Hände eines ausländischen Investors zu legen, erklärte die Gewerkschaft CWU. Aber auch das aktuelle Geschäftsmodell zeige nicht in die richtige Richtung. Bei einer Übernahme hat auch die Regierung in London ein Wörtchen mitzureden - geht es doch um für die Versorgung der Bevölkerung kritische Infrastruktur. Damit könnte die Regierung eingreifen.

Zu IDS gehört neben der mit den Folgen sinkender Briefmengen kämpfenden Royal Mail der Paket-Dienst GLS. Die britische Post hatte in der Vergangenheit hohe Verluste angehäuft und leidet angesichts des schrumpfenden Brief-Geschäfts unter sinkenden Umsätzen. Sie arbeitet mit dem staatlichen Regulierer derzeit an einer Reform des Briefdienstes, um besser mit sinkenden Sendungsmengen umgehen zu können. GLS, auch ein Konkurrent der Deutschen Post, profitierte in der Vergangenheit dagegen vom Paket-Boom. An der Spitze von IDS steht ein ehemalige Manager der Deutschen Post. Der gebürtige Rheinländer Martin Seidenberg war 2023 auf den Chefposten aufgerückt. In Branchenkreisen hatte es in der Vergangenheit geheißen, dass IDS wohl keine Schwierigkeiten haben werde, einen Käufer für GLS zu finden - wenn sich die Gesellschaft denn von dem Paket-Dienstleister trennen wolle.

Kretinsky, der in der Energiebranche begonnen hatte, hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Beteiligungen gesammelt. Er hält etwa fast die Mehrheit am Großhändler Metro, am französischen Elektronikhändler Fnac Darty ist er beteiligt, in Deutschland verhandelt er zudem seit Monaten über einen Einstieg bei der Stahlsparte von Thyssenkrupp. In Großbritannien kontrolliert Kretinsky Anteile am Einzelhändler Sainsbury's. Auch in der Logistik-Branche ist der Tscheche vertreten - Vesa hält nach eigenen Angaben einen Anteil von knapp 30 Prozent an der niederländischen PostNL sowie am französischen Briefdienstleister Quadient.

(Bericht von Amy-Jo Crowley, Emma-Victoria Farr, Marek Strzelecki und Jan Lopatka, bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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