EZB macht Druck - Raiffeisen Bank soll ihr Russland-Geschäft rascher reduzieren

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Wien (Reuters) - Das österreichische Geldhaus Raiffeisen Bank International (RBI) stellt sich wegen seiner Geschäfte in Russland auf eine härtere Gangart der Europäischen Zentralbank (EZB) ein.

In naher Zukunft erwarte die Bank eine Aufforderung der Aufsichtsbehörde, die Geschäftstätigkeit in Russland rascher zu reduzieren, teilte die RBI am Donnerstag mit. Laut einem der Bank vorliegenden Entwurf fordere die EZB, dass die RBI die Kreditvergabe und den Zahlungsverkehr stärker einschränkt. Die EZB wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters nicht dazu äußern.

"Nach unserem Verständnis handelt es sich um eine Maßnahme zur Umsetzung der von der EZB angekündigten Strategie zur Reduzierung des Russland-Exposures europäischer Banken", teilte die Wiener Bank mit. Die Anforderungen der EZB will die RBI sorgfältig analysieren.

Dem Entwurf zufolge müssten die Kundenkredite bis 2026 deutlich zurückgehen - und zwar bis um 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023. Zudem müsste die RBI die internationalen Zahlungen aus Russland entsprechend senken. Die Anforderungen der EZB würden deutlich über die eigenen Pläne hinausgehen und könnten sich negativ auf die Verkaufsoptionen für die russische Tochterbank auswirken, warnte die Bank.

Anleger reagierten verschreckt. Die RBI-Papiere verloren an der Wiener Börse 1,3 Prozent auf 17,03 Euro.

Die RBI ist neben der italienischen UniCredit die größte westliche Bank in Russland. Seit Kriegsausbruch in der Ukraine prüft das Institut Optionen für einen Ausstieg aus dem Land. Zuletzt fokussierte sich Bankchef Johann Strobl auf einen Verkauf oder eine Abspaltung des Geschäfts. Zwar wurde die Geschäftstätigkeit in Russland reduziert, konkrete Schritte für einen Rückzug wurden bisher aber nicht gesetzt. Die RBI verwies stets auf die zahlreichen notwendigen Genehmigungen vor allem aus Russland, die für einen Verkauf notwendig wären. Die Zahl der Mitarbeiter war per Jahresende 2023 sogar gestiegen, was nach Angaben der RBI aber nicht im Zusammenhang mit einem Geschäftswachstum steht.

"Die RBI hat seit Kriegsbeginn umfangreiche Schritte gesetzt, um das Risiko aus ihrem Russlandgeschäft zu reduzieren und den Schaden für ihre Aktionäre zu minimieren", erklärte die Bank. Auch für dieses Jahr seien weitere Reduzierungsmaßnahmen geplant, die im Einklang mit dem Ziel stehen, die russische Tochterbank zu verkaufen. Die Bank erklärte zudem, sie sei entschlossen, die Entkonsolidierung der russischen Tochterbank zu erreichen, etwa durch einen Verkauf der Einheit.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich und John O'Donnell, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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