
Der Preis für Gold ist nach einem monatelangen Seitwärtskurs nach oben ausgebrochen - und hat prompt neue Rekorde markiert. Zeitweise kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) 3.578 US-Dollar und damit so viel wie noch nie.
Am Donnerstagvormittag rangierte der Preis mit 3.541 Dollar etwas darunter. Auf Jahressicht hat Gold nun schon 35,9 Prozent zugelegt. In Euro gerechnet ging es nur um 20,4 Prozent bergauf. Zuletzt kostete eine Feinunze Gold 3.039 Euro. Hier markierte der Kurs bei 3.067 Euro jüngst ein Rekordhoch.
Der Goldpreis wird vor allem von der Suche nach vermeintlich sicheren Anlagehäfen getrieben. So gibt es unter anderem Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed, da der US-Präsident vehement Zinssenkungen fordert. Zuletzt hatte Donald Trump mit der angestrebten Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook den Druck auf die Notenbank noch einmal erhöht.
Furcht vor zu niedrigen Zinsen in den USA treibt Gold
"Der zunehmende Einfluss auf die US-Geldpolitik lässt befürchten, dass die Märkte in eine Ära der fiskalischen Dominanz eintreten werden, also die Zinsentscheidungen der Zentralbank den Erfordernissen der Defizit-Finanzierung untergeordnet werden", schrieb Peter Kinsella, Globaler Leiter der Devisenstrategie der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP).
Dies bedeute, dass die Zinsen mittelfristig auf einem unangemessen niedrigen Niveau gehalten werden, was für die Goldpreise von Natur aus förderlich sei. Wichtig ist dem Fachmann zufolge, dass sich die Entwicklung in der größten Volkswirtschaft der Welt vollzieht und daher weitreichende Auswirkungen zu erwarten seien.
Des Weiteren treibt die Anleger die angespannte Haushaltslage in wichtigen Industrieländern um. Zuletzt hatten insbesondere Sorgen bezüglich der hohen Staatsverschuldung Frankreichs stark belastet. Europaweit waren Staatsanleihen deutlich unter Druck geraten. Hintergrund ist die Ankündigung von Premier François Bayrou, im Streit um den von ihm vorgelegten Sparhaushalt an diesem Montag im Parlament die Vertrauensfrage zu stellen. Erwartet wird der Sturz der Mitte-Rechts-Regierung, die in der Nationalversammlung keine Mehrheit hat. In diesem unsicheren Umfeld griffen die Anleger bei Gold zu.
Hinzu kämen weiterhin umfangreiche Goldkäufe etwa durch Indien, das beständig die Reserven aufstocke und etwa Gelder aus US-Staatsanleihen abziehe und dafür in das Edelmetall investiere, erklärte Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management. Aber auch Länder wie China und Brasilien setzten schon länger verstärkt auf Gold, um weniger abhängig vom US-Dollar zu sein.
UBP-Analyst weiter optimistisch für Gold
Gold profitiert in diesem Umfeld auch von der Spekulation auf einen erneut schwachen, monatlichen US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag veröffentlicht wird. Dies könnte die Fed veranlassen, die Leitzinsen möglicherweise deutlicher oder zügiger zu senken als derzeit vom Markt erwartet.
Niedrigere Zinsen wiederum würden Gold, das keine Zinsen abwirft, im Vergleich zu Zinsprodukten attraktiver machen. Bereits auf der Notenbankerkonferenz in Jackson Hole habe US-Notenbankchef Jerome Powell die Latte für US-Leitzinssenkungen grundsätzlich niedriger gelegt, fuhr Innes fort.
UBP-Experte Kinsella bleibt auch aus markttechnischer Sicht positiv für Gold gestimmt. Der Ende letzter Woche erfolgte Durchbruch der Marke von 3.450 Dollar sei wichtig gewesen, da diese seit Anfang April als starker Widerstand gegolten habe. Der Aufwärtstrend dürfte private Trader und professionelle Trendfolger anziehen, die auf weiter steigende Kurse setzen.
Silber sogar noch stärker
Silber, der "kleine Bruder" des Goldes, hat ebenfalls kräftig im Preis zugelegt. Zuletzt knackte der Preis die 40-Dollar-Marke je Feinunze - "erstmals seit 2011", wie onvista-Chefanalyst Martin Goersch anmerkte. Sowohl im kurzfristigen Vergleich als auch seit Jahresbeginn hat Silber sich zudem besser entwickelt als Gold.
Die einfache Logik dahinter: "Gold ist im Verhältnis zu Silber wahnsinnig teuer geworden", so Goersch. Was der Börsenprofi im weiteren Jahresverlauf für die Edelmetalle erwartet, hat er in seiner täglichen Live-Sendung analysiert. Hier kannst du dir die relevante Stelle ansehen.
(mit Material von dpa-AFX)



