OTS: Genossenschaftsverband Bayern e.V. / Volksbanken und Raiffeisenbanken in ...

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    Volksbanken und Raiffeisenbanken in Bayern: Solide Entwicklung trotz
konjunkturellem Gegenwind / GVB fordert politische Weichenstellungen
für Finanzwirtschaft und Mittelstand
München (ots) - Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken haben im ersten
Halbjahr 2025 trotz schwieriger Rahmenbedingungen eine positive Entwicklung
gezeigt. "Die genossenschaftlichen Institute sind stabil aufgestellt und leisten
weiterhin verlässlich ihren Beitrag zur Finanzierung von Mittelstand, Handwerk
und privaten Haushalten", erklärte Stefan Müller, Präsident des
Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), anlässlich des Pressegesprächs zur
Halbjahresbilanz der Genossenschaftsbanken am Dienstag in München.

Kreditgeschäft: Zuwachs bei Firmen- und Privatkunden

Seit Jahresbeginn verzeichnen die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken einen
Anstieg bei den Ausleihungen um 1,5 Prozent auf 144,5 Milliarden. Das
Kreditvolumen bei Firmenkunden legte um 1,5 Prozent zu, bei den Privatkunden
belief sich der Zuwachs auf 1,3 Prozent. "Der Wachstumsbooster der
Bundesregierung vor wenigen Monaten war ein guter erster Aufschlag", sagte
Müller. "Nun aber braucht es einen Kraftakt, um die nächsten Schritte
umzusetzen, insbesondere beim Bürokratieabbau sowie bei der Vereinfachung von
Planungs- und Genehmigungsverfahren."

Wohnungsbau: Nachfrage zieht wieder an

Besonders dynamisch verlief das Neugeschäft bei privaten Wohnungsbaukrediten: Es
beläuft sich seit Jahresbeginn auf 8,9 Milliarden Euro. Dies bedeutet ein Plus
von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (6,2 Milliarden Euro), liegt aber
noch deutlich unter den Werten der Jahre 2020 bis 2022. "Diese steigende
Kreditnachfrage im privaten Wohnbau ist erfreulich, es ist aber weitere Dynamik
notwendig, um den dringend benötigten Wohnraum in Bayern zu schaffen - vor allem
in den Ballungszentren", sagte GVB-Vorstandsmitglied Alexander Leißl.

Die Quote an notleidenden Krediten ist seit Anfang des Jahres leicht gestiegen,
von 2,19 Prozent auf 2,38 Prozent. Hier zeigen sich die Auswirkungen von zwei
Rezessionsjahren. Der Wert liegt aber immer noch im normalen Bereich. Es ist zu
erwarten, dass die Quote weiter leicht ansteigt. Die Banken haben ihre
Kreditbücher weiterhin eng im Blick und werden gegebenenfalls auch reagieren und
ihre Kreditvergaberegeln anpassen.

Sichteinlagen: wieder Anstieg

Die bilanziellen Kundeneinlagen verzeichnen gegenüber dem Jahresanfang einen
leichten Rückgang von 0,1 Prozent auf 161 Milliarden Euro. Der Trend zur
Umschichtung von Sicht- in Termineinlagen, der in den vergangenen Jahren zu
beobachten war, hat sich wieder umgekehrt. Die Sichteinlagen nahmen um 0,8
Prozent zu. "Kundinnen und Kunden wollen wieder mehr Flexibilität in ihren
Bankeinlagen", folgerte Leißl.

Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen konnte um 2,2 Prozent zulegen. Vor
allem Wertpapiere, allen voran Aktien und Aktienfonds, sind bei den Kundinnen
und Kunden weiterhin gefragt. So stieg die Anzahl der Depots bei Union
Investment um 2,1 Prozent.

Die Profitabilität ist aufgrund von Tarifabschlüssen und gestiegenen Sachkosten
leicht rückläufig. Das Ergebnis (bereinigt vor Ertragssteuern) dürfte leicht
über Vorjahresniveau liegen.

Der Genossenschaftsverband Bayern betont in seiner Halbjahresbilanz die
Notwendigkeit klarer politischer Weichenstellungen für die Finanzwirtschaft und
den Mittelstand. Ein wesentliches Anliegen des Verbands ist der Abbau von
Bürokratie, damit die Regionalbanken mehr Ressourcen für ihr Kerngeschäft zur
Verfügung haben.

Kleinbankenregulierung: einfach handhabbare Regelungen etablieren

Positiv bewertet der GVB die Vorschläge von BaFin und Bundesbank zu einem neuen
Regulierungsrahmen für kleine, nicht komplexe Institute. Diese sehen unter
anderem vor, die risikogewichteten Eigenkapitalanforderungen für Regionalbanken
zu streichen. "Das wäre ein wichtiger Schritt, um endlich mehr Proportionalität
in der Regulierung zu schaffen", betonte GVB-Präsident Müller. "Unsere
Regionalbanken haben ein einfaches Geschäftsmodell und eine überschaubare Größe
- sie sollten deshalb nicht denselben Auflagen unterliegen wie international
tätige Großbanken."

Entscheidend werde jedoch sein, wie der europäische Gesetzgeber diesen Kurs
aufgreift. "Wenn es gelingt, ein eigenes, einfach handhabbares
Regulierungsregime für kleine Banken zu etablieren, wäre das eine echte
Entlastung für die Institute und letztlich auch für die regionale Wirtschaft",
sagte Müller. "Wir werden den Prozess konstruktiv begleiten, drängen aber
darauf, dass er nicht im Klein-Klein der Brüsseler Gesetzgebung steckenbleibt."

Digitaler Euro: nur als sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Angeboten

"Der digitale Euro kann nur dann ein Erfolg werden, wenn er für Bürgerinnen,
Bürger und Unternehmen einen echten Mehrwert bringt", sagte Müller. "Er darf
bestehende Angebote nicht verdrängen, sondern muss das bewährte
Zahlungsverkehrssystem sinnvoll ergänzen." Voraussetzung seien höchste Standards
bei Datenschutz, Cybersicherheit und Finanzstabilität. Zugleich dürfe die Rolle
der Banken in der Kundenbeziehung nicht geschwächt werden. "Wir brauchen keinen
zusätzlichen Wettbewerber zu funktionierenden Bezahlsystemen wie Wero, das
aktuell an Fahrt gewinnt, sondern eine sinnvolle Ergänzung."

Strukturreformen: Mut für grundlegende Veränderungen

Über die Finanzthemen hinaus machte Müller auf den Reformstau in Deutschland
aufmerksam. "Der Start der Bundesregierung war positiv, aber jetzt braucht es
Mut für grundlegende Veränderungen", betonte er. Bei der Altersvorsorge etwa sei
die geplante Frühstartrente nicht ausreichend. "Ein staatlich unterstütztes
Altersvorsorgedepot, für das es im Finanzministerium schon mal einen Vorschlag
gab, wäre ein sinnvoller Schritt, um künftigen Rentnerinnen und Rentnern eine
bessere Teilhabe an den Chancen der Kapitalmärkte zu ermöglichen."

Müller zog ein klares Fazit: "Mit kleinen Korrekturen lassen sich die großen
Herausforderungen nicht lösen. Deutschland braucht mutige Strukturreformen,
sonst gerät unsere wirtschaftliche Stärke in Gefahr. Nur wenn wir Blockaden
lösen und Veränderungen konsequent angehen, sichern wir Wohlstand und
Stabilität. Der angekündigte 'Herbst der Reformen' muss diesen Erwartungen
gerecht werden."

Pressekontakt:

Dr. Gerald Schneider
Pressesprecher
Telefon: +49 89 / 2868 - 3401
E-Mail: mailto:presse@gv-bayern.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/24076/6118714
OTS:               Genossenschaftsverband Bayern e.V.

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