Israel eröffnet neuen Fluchtkorridor im Gazastreifen

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Kairo/Jerusalem (Reuters) - Die israelische Armee hat am Mittwoch einen zusätzlichen Fluchtkorridor für 48 Stunden geöffnet, um die Zivilbevölkerung zum Verlassen von Gaza-Stadt zu bewegen.

Damit verstärkt das Militär seine Bemühungen, die Stadt vor einer erwarteten Konfrontation mit Tausenden Hamas-Kämpfern zu räumen. Hunderttausende Menschen harren jedoch in Gaza-Stadt aus. Viele zögern, den israelischen Aufforderungen zur Flucht in den Süden zu folgen, da sie Gefahren auf dem Weg, katastrophale Zustände und Nahrungsmangel im Süden sowie eine dauerhafte Vertreibung fürchten.

Einen Tag nach der eingeleiteten Bodenoffensive rückten Panzer von drei Seiten langsam in Richtung des Zentrums von Gaza-Stadt vor. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte, die Kämpfe würden sich in den nächsten ein bis zwei Monaten verschärfen. Man erwarte, dass etwa 100.000 Zivilisten in der Stadt bleiben würden, deren Einnahme Monate dauern könne. Allein am Mittwoch wurden nach Angaben der von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden bei israelischen Angriffen mindestens 40 Menschen im Gazastreifen getötet, davon 30 in Gaza-Stadt. Zudem wurde ein Drohnenangriff auf eine Kinder-Spezialklinik gemeldet, der zwar keine Opfer forderte, aber junge Patienten und ihre Familien zur Flucht zwang.

"Selbst wenn wir Gaza-Stadt verlassen wollen, gibt es eine Garantie, dass wir zurückkehren können? Wird der Krieg jemals enden? Deshalb sterbe ich lieber hier, in Sabra, meinem Viertel", sagte der Lehrer Ahmed per Telefon. Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen warnen, dass kein Ort im Gazastreifen sicher sei, auch nicht die von Israel ausgewiesene "humanitäre Zone" im Süden. Große Teile von Gaza-Stadt wurden bereits 2023 zerstört, doch rund eine Million Palästinenser waren in die Ruinen zurückgekehrt. Eine erneute Vertreibung würde den Großteil der Bevölkerung in überfüllten Lagern im Süden zusammenpferchen, wo sich eine Hungerkrise zuspitzt.

AUSSICHTEN AUF WAFFENSTILLSTAND GERING

International wächst die Kritik an der neuen Offensive. Eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen kam am Dienstag zu dem Schluss, Israel begehe im Gazastreifen einen Völkermord. Israel wies die Einschätzung als "skandalös" und "falsch" zurück. Die Aussichten auf einen Waffenstillstand gelten als gering, nachdem Israel vergangene Woche Hamas-Führer in Doha angegriffen hatte, was den Vermittler Katar verärgerte. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte, Israel werde Hamas-Führer überall angreifen.

Auslöser der israelischen Militäroffensive war der Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023, bei dem israelischen Angaben zufolge rund 1200 Menschen getötet und 251 Geiseln genommen wurden. Bei dem darauffolgenden israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang mehr als 64.000 Palästinenser getötet worden.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi, Alexander Cornwell und Steven Scheer; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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