US-Finanzminister mahnt kurz vor Zinsentscheid in Japan zu "solider Geldpolitik"
Tokio (Reuters) - Kurz vor dem anstehenden Zinsentscheid in Japan hat sich US-Finanzminister Scott Bessent mit einer Mahnung zu einer soliden Geldpolitik zu Wort gemeldet.
Bei einem Treffen mit seiner kürzlich ins Amt gekommenen japanischen Kollegin Satsuki Katayama sprach er sich für eine "gesunde Geldpolitik" aus. Bessent habe dabei die wichtige Rolle einer fundierten geldpolitischen Konzeption und Kommunikation bei der Verankerung der Inflationserwartungen und der Vermeidung übermäßiger Wechselkursschwankungen betont, erläuterte sein Ministerium. Die Äußerungen trieben den Yen kurzzeitig in die Höhe. Die Bank of Japan (BoJ) entscheidet am Donnerstag über den Leitzins. Viele Investoren erwarten, dass sie den Schlüsselsatz von 0,50 Prozent nicht antasten und erst im Dezember oder Januar einen Schritt nach oben wagen wird.
Die Äußerungen Bessents haben viele Anleger allerdings in der Ansicht bestärkt, dass die US-Regierung weiterhin Druck auf Japan ausüben könnte, die Zinszügel schneller zu straffen. Katayama sagte, bei dem Treffen sei nicht direkt darüber gesprochen worden, wie die BoJ ihre Geldpolitik steuere.
Sie hatte nach der Amtsübernahme erklärt, eine Koordinierung zwischen der Regierung und der BoJ sei notwendig, um eine wirksame Wirtschafts- und Geldpolitik zu gewährleisten. Die Finanzministerin lehnte es jedoch ab, sich zum Zeitpunkt einer möglichen Zinserhöhung zu äußern. Dies sei Sache der Notenbank. In Bezug auf die Schwäche des Yen sagte sie, diese könne die Kosten für Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs allgemein in die Höhe treiben und Haushalte und Unternehmen belasten.
NOTENBANK WILL VORSICHTIG VORGEHEN
Einige Analysten gehen davon aus, dass die Regierung von US-Präsident Donald Trump eine Politik des schwachen Dollars verfolgt. Diese solle die US-Exporte ankurbeln und damit zugleich Druck auf Japan ausüben, eine Aufwertung des Yen gegenüber dem Dollar zuzulassen. BoJ-Chef Kazuo Ueda signalisierte zwar die Entschlossenheit der Zentralbank, die Zinsen weiter anzuheben. Er betonte aber gleichzeitig die Notwendigkeit eines vorsichtigen Vorgehens. Dies auch, weil noch Unsicherheit darüber herrscht, wie sich die US-Zölle letztlich auf die japanische Wirtschaft auswirken.
Die Notenbank hatte die Zinsen zuletzt im Januar erhöht. In einer intern umstrittenen Entscheidung hat sie den Leitzins im September konstant gehalten. Doch stimmten überraschend zwei Währungshüter für eine Erhöhung. Manche Experten interpretierten dies als Vorzeichen, dass die Notenbank bald auf Straffungskurs gehen könnte.
(Bericht von Leika Kihara, Makiko Yamazaki, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)


