Putin erstmals seit vier Jahren in Indien - Gespräche mit Ministerpräsident Modi
Neu-Delhi, 05. Dez (Reuters) - In Neu-Delhi haben am Freitag die politischen Gespräche zwischen Russland und Indien begonnen.
Russlands Präsident Wladimir Putin ist zum ersten Mail seit vier Jahren in Indien, einem wichtigen Abnehmer von russischem Öl, das andere Staaten wegen des Krieges in der Ukraine nicht mehr kaufen wollen. Indien sei nicht neutral, sondern habe eine klare Position für den Frieden, sagte der indische Ministerpräsident Narendra Modi zu Beginn der Gespräche. "Wir unterstützen jede Bemühung um Frieden." Putin bedankte sich bei Modi für dessen Bemühungen um eine Lösung des Konflikts in der Ukraine. Er habe die Gelegenheit gehabt, ausführlich über die Entwicklungen und die gemeinsamen Schritte mit anderen Partnern, einschließlich der USA, für eine mögliche friedliche Beilegung der Krise zu sprechen.
Russland hatte die Ukraine 2022 angegriffen und setzte seine Offensive zuletzt trotz Friedensbemühungen fort. Die westlichen Partner der Ukraine haben China und Indien immer wieder aufgefordert, ihren Einfluss auf Russland geltend zu machen, um den Krieg zu stoppen. Indien hatte seine Ölkäufe aus Russland nach Kriegsausbruch zunächst stark erhöht, sie jedoch in diesem Jahr unter dem Druck von US-Sanktionen wieder reduziert.
Indien ist auch der wichtigste Abnehmer russischer Waffen. Bis 2030 soll das Handelsvolumen beider Staaten auf 100 Milliarden Dollar anwachsen. Bislang ist die Handelsbilanz aufgrund der indischen Energieimporte stark zugunsten Russlands geneigt. Die Regierung in Moskau hat aber erklärt, mehr indische Waren importieren zu wollen.
Indien verhandelt derzeit auch mit den USA über eine Handelsvereinbarung. Dabei geht es darum, die von US-Präsident Donald Trump wegen indischer Ölkäufe aus Russland verhängten Sonderzölle zu senken. Putin stellte in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit dem Sender India Today den Druck Washingtons infrage. "Wenn die USA das Recht haben, unseren Brennstoff zu kaufen, warum sollte Indien nicht das gleiche Privileg haben?" Diese Frage verdiene eine gründliche Prüfung und man sei bereit, sie auch mit Trump zu erörtern.
Beobachter rechnen damit, dass beide Seiten eine Reihe von Abkommen bekanntgeben, unter anderem in den Bereichen Arbeit und zivile Kernenergie. Einem Reuters-Bericht zufolge sollen indische Firmen eine Vereinbarung mit dem russischen Konzern Uralchem über den gemeinsamen Bau einer Harnstoffanlage in Russland unterzeichnen. Zudem haben die russischen Kreditinstitute Gazprombank und Alfa Bank eine Genehmigung für eine Geschäftstätigkeit in Indien beantragt. Der russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow erklärte bei einem Treffen mit seinem indischen Amtskollegen am Donnerstag, die russische Rüstungsindustrie sei bereit, Indien auf dem Weg zur Selbstversorgung bei der Verteidigungsproduktion zu unterstützen.
(Bericht von Shivam Patel und YP Rajesh, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



