EU geht gegen Temu und Shein vor - Neue Abgabe auf Billig-Importe

Reuters · Uhr
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Brüssel/Berlin, 12. Dez (Reuters) - Die EU geht gegen die Flut von Billig-Paketlieferungen chinesischer Anbieter wie Shein und Temu vor.

Ab Juli 2026 soll jedes in der Europäischen Union eingeführte Paket mit einem Warenwert von bis zu 150 Euro mit einer Abgabe in Höhe von drei Euro belegt werden. Darauf verständigten sich am Freitag die Finanzminister der Europäischen Union. Der deutsche Handelsverband HDE begrüßte die Entscheidung, die überfällig gewesen sei.

"Wir wollen unsere Märkte vor einer Flut an Ramschware schützen, die keinerlei Qualitätsstandards genügt und unserem Einzelhandel schadet", sagte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD). Die neue Gebühr solle die steigenden Kosten für die Zollabfertigung von Paketen im Online-Handel decken. Diese hätten sich allein im vergangenen Jahr mehr als vervierfacht. Die meisten Pakete kämen dabei aus China. "Es geht hierbei immer mehr um Billigprodukte und Fälschungen, die gesundheitsschädlich sind oder keine Sicherheitsstandards einhalten."

Die neue Abgabe ab Juli soll so lange in Kraft bleiben, bis eine dauerhafte Lösung für die Abschaffung der Zollfreigrenze für Online-Käufe unter 150 Euro gefunden ist, teilte der Rat der 27 EU-Staaten mit. Ursprünglich wollte die EU die Zollbefreiung erst 2028 im Rahmen einer umfassenden Reform ihres Zollsystems aufheben.

Der HDE sprach von einer wichtigen Maßnahme und einem klaren Signal der EU-Finanzminister. So könne der Wettbewerb wieder fairer werden. "Europa darf nicht weiter zusehen", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. Chinesische Anbieter missachteten europäische Standards. Die nationalen Zollbehörden würden durch die neue Abgabe aber vor große Herausforderungen gestellt. Jede Zollbehörde in Europa arbeite anders und unterschiedlich effektiv.

Aufgrund der Zollbefreiung hat sich die Zahl der E-Commerce-Pakete mit geringem Wert, die in die EU gelangen, im vergangenen Jahr auf 4,6 Milliarden Euro verdoppelt. Mehr als 90 Prozent davon stammten aus China. Für dieses Jahr wird mit noch höheren Importen gerechnet. Online-Plattformen wie Shein, Temu, AliExpress und Amazon Haul versenden Kleidung und andere Waren direkt von chinesischen Fabriken an die Käufer.

(Bericht von Philip Blenkinsop, Inti Landauro und Christian Krämer. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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