Berkshire Hathaway nach Buffett: Ein neues Kapitel beginnt
Buffett tritt aus dem Rampenlicht, nicht aus Berkshire. Mit Greg Abel als neuem CEO und einer Reihe strategischer Neubesetzungen professionalisiert sich das Unternehmen weiter. Was Anleger jetzt wissen müssen – und weshalb Berkshire auch ohne Buffett seinem Erfolgsprinzip treu bleibt.
Heiko Böhmer

Wenn Warren Buffett etwas ankündigt, hört die Finanzwelt zu. Als er am 10. November 2025 erklärte, dass er künftig „quiet“ werde – zumindest Buffett-quiet, also weiterhin sehr gesprächig, aber nicht mehr als Autor des Jahresbriefs – war klar: Eine Ära endet. Und gleichzeitig wird deutlich, wie Berkshire Hathaway weitergeführt wird, ganz ohne Chaos, Drama oder CEO-Castingshow.
Greg Abel übernimmt: Der Übergang ist offiziell – und genau so geplant
Schon ab 1. Januar 2026 führt Greg Abel das Unternehmen als CEO. Buffett selbst schreibt, Abel habe „weit mehr Verständnis für viele unserer Geschäfte und Menschen als ich heute“ und sei die perfekte Wahl für die nächsten Jahrzehnte.
Die Neubesetzungen im Dezember zeigen, wie breit das Management inzwischen aufgestellt ist:
- Adam Johnson (NetJets) übernimmt die Führung der riesigen Konsumgüter- und Service-Sparte und bleibt gleichzeitig NetJets-CEO
- Nancy Pierce wird neue CEO von GEICO – eine 40-jährige Insiderin, die das Versicherungsgeschäft von innen heraus kennt. Ajit Jain, der Chef des gesamten Versicherungsgeschäfts selbst sagt: „Sie weiß wirklich alles über das Geschäft.“
- Charles Chang wird CFO (ab 2026) und Michael O’Sullivan erster General Counsel der Firmengeschichte – beide sitzen künftig ebenfalls in Omaha
Diese Umstellungen zeigen: Berkshire professionalisiert sich weiter, ohne seine Kultur zu verlieren. Das Unternehmen verteilt Verantwortung, baut Spezial-Know-how auf und bleibt gleichzeitig extrem dezentral – ganz im Buffett-Stil.
Was bedeutet Buffetts Rückzug für Anleger?
Das Wichtigste: Buffett zieht sich nicht aus Berkshire zurück. Er wird weiterhin jährlich seine Thanksgiving-Botschaft schreiben und sich – niemand glaubt etwas anderes – auch weiterhin mit Deals, Ideen und gelegentlichen Kommentaren einmischen, nur eben nicht mehr im Rampenlicht.
Sein klar formulierter Wunsch: Anleger sollen Vertrauen in Greg Abel fassen, bevor Buffetts A-Aktien komplett in seine philanthropischen Stiftungen übergehen. Das Portfolio für die nächste Führungsgeneration wird also geordnet und bewusst übergeben.
Buffett schreibt: „Berkshire hat weniger Risiko eines katastrophalen Desasters als jedes Unternehmen, das ich kenne.“ Und er erwartet für die nächsten Jahrzehnte nur „fünf bis sechs CEOs“ – ein Seitenhieb gegen die Hyperrotation heutiger Unternehmensführungen.
Warum Omaha weiterhin das geheime Kraftzentrum bleibt
Buffetts zweiter großer Punkt: Ohne Omaha wäre Berkshire nicht Berkshire. Buffett erzählt in seiner Abschiedsbotschaft ausführlich, wie seine ganze Karriere durch Menschen geprägt wurde, die zufällig in derselben Stadt aufwuchsen: Charlie Munger, Walter Scott, Don Keough – und sogar Greg Abel, der eine Zeit lang nur Straßen weiter wohnte, ohne Buffett damals zu begegnen
Omaha ist für Buffett nicht nur Heimat, sondern Managementphilosophie:
- Bodenständigkeit statt Wall-Street-Show
- Lange Beziehungen statt kurzfristiger Boni-Anreize
- Eine Kultur, in der CEOs jahrzehntelang bleiben
Und ganz nebenbei liefert Omaha auch Ärzte, die Buffett laut eigener Aussage dreimal das Leben gerettet haben – ein nicht ganz unwichtiger Faktor für seine 95 Jahre Lebensleistung.
Fazit für Anleger: Berkshire bleibt Berkshire – auch ohne Buffett
Mit Greg Abel rückt ein Manager an die Spitze, den Buffett seit Jahren vorbereitet. Die neue Führungsriege ist breit aufgestellt, tief im Unternehmen verwurzelt und arbeitet aus Omaha heraus – dort, wo Berkshire seit fast 60 Jahren gedeiht, fern von modischen Managementtrends.
Buffett verabschiedet sich mit Humor, Demut und dem Satz: „Es ist nie zu spät, sich zu verbessern.“ Berkshire wiederum verbessert sich gerade strukturell – und Anleger können davon langfristig profitieren.




