Airbus-Aktie: Flugzeughersteller droht Großbritannien bei hartem Brexit mit Fabrik-Abzug

onvista · Uhr

Der Brexit wird massive Auswirkungen auf die britische Wirtschaft haben, egal in welcher Form er stattfinden wird, da sind sich bereits alle Experten einig. Einige Marktveränderungen sind bereits seit dem Votum im Jahr 2016 zu spüren. Jetzt meldet sich ein weiterer Big Player zu Wort und gibt eine düstere Zukunfts-Aussicht:

Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus hat Großbritannien im Falle eines ungeregelten Austritts aus der Europäischen Union mit der Schließung von Fabriken gedroht. „Wenn es einen Brexit ohne Abkommen gibt, müssen wir bei Airbus möglicherweise sehr schädliche Entscheidungen für Großbritannien treffen“, sagte Airbus-Chef Tom Enders am Donnerstag in einer Videonachricht. Es sei zwar nicht möglich, die großen britischen Fabriken sofort in andere Teile der Welt zu verlegen. Aber die Luft- und Raumfahrt sei ein langfristiges Geschäft, so Enders weiter.

Airbus ist bereit, seine Fabriken zu verlagern

„Bitte hört nicht auf den Wahnsinn der Brexiter, die behaupten, dass wir, weil wir hier riesige Fabriken haben, uns nicht bewegen werden und immer hier sein werden.“ Es gebe auf der Welt Länder, die gerne Tragflächen für Airbus bauen würden, betonte Enders. „Die britische Luft- und Raumfahrtindustrie steht nun am Abgrund. Der Brexit droht, ein Jahrhundert der Entwicklung auf der Grundlage von Bildung, Forschung und Humankapital zu zerstören.“

Airbus fertigt in Großbritannien die Tragflächen für fast alle seine Passagier- und Frachtflugzeuge. Nur der neue Airbus A220, den der Hersteller vom kanadischen Bombardier -Konzern übernommen hat, ist davon unabhängig. Bei einem ungeregelten Brexit muss Airbus um seine Lieferketten fürchten.

Es sei eine Schande, dass mehr als zwei Jahre nach dem Ergebnis des Referendums die Unternehmen immer noch nicht in der Lage seien, für die Zukunft richtig zu planen, so Enders. „In einer globalen Wirtschaft hat das Vereinigte Königreich nicht mehr die Fähigkeit, es allein zu schaffen. Große Luft- und Raumfahrtprojekte sind multinationale Angelegenheiten.“

Airbus ist der größte europäische Flugzeughersteller und bildet zusammen mit Boeing das Duopol für große Passagierflugzeuge. Allein in Großbritannien beschäftigt der Konzern mehrere tausend Mitarbeiter an verschiedenen Standorten. Der Aktienkurs des Unternehmens befindet sich seit Ende letzen Jahres im Aufwind. Seit Jahresbeginn konnte das Wertpapier ein Plus von 13 Prozent verbuchen und liegt gerade bei einem Preis von 95 Euro.

Brexit schädigt große Teile der britischen Industrie

Nicht nur die Luftfahrtindustrie ist betroffen: Laut einer Umfrage des britischen Branchenverbands SMMT haben ungefähr die Hälfte aller britischen Autobauer bereits wirtschaftlichen Schaden durch die Unsicherheiten des Brexit genommen. Viele Hersteller haben Maßnahmen ergriffen und Investitionen verschoben oder komplett gestrichen, teilweise wurden bereits Kapazitäten in andere Länder verlagert und heimische Arbeitsplätze gestrichen.

Besonders gefährdet ist das Finanzzentrum der Londoner City als europäischer Handelsplatz. Der Brexit könnte hier einen regelrechten Kahlschlag verursachen. Die Schätzungen zur Zahl der Stellen, die aus Großbritannien abgezogen werden könnten, schwanken stark und liegen zwischen 5000 bis 75.000 Arbeitsplätzen. Laut Catherine McGuinness, Leiterin der Politikabteilung im Finanzbezirk City of London, könne man die langfristigen Folgen nur schwer abschätzen. Die Finanzbranche trägt rund zwölf Prozent zum britischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

(ama/dpa-AFX/reuters)

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Titelfoto: vaalaa / shutterstock.com

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