Aston Martin: Brexit-Belastung unterschätzt? – Börsengang auf der Kippe?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dieser Tage werden die internationalen Autobauer auf dem Autosalon in Paris nicht müde vor den Folgen eines ungeregelten Brexits zu warnen. Für Daimler Chef Dieter Zetsche sind die möglichen Szenarien „generell besorgniserregend für die wirtschaftliche Entwicklung Europas“. Es sei in Summe „eine außerordentlich traurige Entwicklung“.

Konkurrent BMW hat schon vorgesorgt: „Wir bereiten uns auf einen harten Brexit vor, falls er kommt“, sagt Vorstandschef Harald Krüger. Die Chancen stünden 50:50. „Es kostet mehr Geld, wenn es keinen Deal gibt.“ Zur Sicherheit haben die Münchner eine Produktionsunterbrechung im Mini-Werk in Großbritannien von August auf April vorgezogen.

Auch in Frankreich wird die Entwicklung mit Sorge betrachtet. Falls der EU-Austritt des Landes eine gesonderte Fertigung in Großbritannien erforderlich machen würde, hätte dies „zwangsläufig“ Auswirkungen auf die britische Produktion, sagt PSA-Europachef Maxime Picat. Der Konzern habe alles getan, um das britische Geschäft voranzutreiben, Vauxhall und Opel wieder rentabel zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte zu verbessern. „Aber es gibt Grenzen. Diese Grenzen sind Zollschranken und der Verlust der Bewegungsfreiheit für Menschen und Güter“, so Picat weiter.

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Und Aston Martin?

In der Vorbereitung des Börsengangs strotzte die Konzernspitze noch vor Zuversicht: „Wir können zeigen, dass der Brexit keine große Auswirkung auf uns hat“, gab sich Firmenchef Andy Palmer gegenüber Reuters zuversichtlich. Mittlerweile dürfte der Euphorie Ernüchterung gefolgt sein. Angeblich stoßen die Aktien des britischen Sportwagen-Hersteller auf keine überschwängliche Nachfrage.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg heute schreibt, liegen die eingegangenen Angebote unter 19 britische Pfund je Aktie (21,4 Euro). Bereits gestern hatte Aston Martin die Preispanne eingeengt. Aus den ursprüngliche 17,50 bis 22,50 Pfund wurden 18,50 bis 20 Pfund. Aus den ursprünglichen Plänen hätte sich eine maximale Bewertung von 5,07 Milliarden Pfund ergeben. Experten hatten dies aber als zu hoch kritisiert.

Dieser Einschätzung folgen die Investoren jetzt wohl auch. Würde der Ausgabepreis bei 19 Pfund liegen, käme Aston Martin auf eine Marktkapitalisierung von 4,31 Milliarden Pfund. Im Verhältnis Marktkapitalisierung zu Ebitda wären die Briten in etwa auf dem Niveau von Ferrari, wenn man die Halbjahresbilanzen als Grundlage nimmt.

Da Ferrari deutlich profitabler ist, wäre auch die niedrigere Bewertung für Aston Martin nicht das schlechteste. Trotzdem kursieren Gerüchte, dass Aston Martin den Börsengang absagen könnte. Die Zeichnungsfrist endet heute. Viel Zeit bleibt den Briten daher nicht mehr den Börsengang noch abzublasen.

Von Markus Weingran

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Foto: Pajor Pawel / Shutterstock.com

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