BMW: Starker Schlussspurt 2019 – allerdings wird die Dividende kräftig gekürzt

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Der Autobauer BMW hat nach dem schwachen Jahresauftakt im Schlussquartal Boden gutmachen können. Gegenüber dem sehr schwachen Vorjahresquartal legten die Bayern bei Umsatz und Ergebnis deutlich zu, auch weil sie teurere Autos an die Kundschaft brachten. Die Dividende für die Stammaktionäre kürzte der Dax-Konzern aber unerwartet kräftig um einen Euro auf 2,50 Euro, weil auf Jahressicht hohe Vorleistungen genauso ins Gewicht fielen wie eine milliardenschwere Kartellrückstellung. Zum Ausblick auf das laufende Jahr und zu möglichen Auswirkungen der Pandemie des Coronavirus will sich das Unternehmen erst kommende Woche auf der Pressekonferenz äußern.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag zwischen Oktober und Dezember mit 2,33 Milliarden Euro knapp ein Drittel über dem schwachen Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte insbesondere in Europa die Einführung des Abgas- und Verbrauchstests WLTP den Markt durcheinandergewirbelt und auch BMW die Preise verhagelt. Zudem waren Kosten für den Zollstreit zwischen den USA und China obendrauf gekommen.

Diesmal legte das Kerngeschäft mit dem Automobilbau deutlich zu, der Konzernumsatz kletterte um knapp 20 Prozent auf 29,4 Milliarden Euro – auch dank der Finanzsparte. Der Anteil von teuren Oberklassemodellen im gesamten Absatz sei deutlich gestiegen, hieß es vom Unternehmen. „Wir haben die anstehenden Veränderungen frühzeitig erkannt und unsere Hausaufgaben gemacht. Jetzt entfaltet sich unser volles Potential – genau im richtigen Moment“, zog Vorstandschef Oliver Zipse eine positive Bilanz der jüngsten Ergebnisse. Die Auto-Auslieferungen im Konzern waren im vierten Quartal um 1,4 Prozent auf 665 803 Fahrzeuge geklettert, diejenigen der gewinnträchtigeren Stammmarke BMW um 3,7 Prozent.

Die operative Marge der Autosparte stieg um einen halben Prozentpunkt auf 6,8 Prozent. Analysten schauen besonders auf diesen Wert, weil er die Gewinnkraft des Konzerns deutlich macht. Auch beim freien Mittelzufluss aus dem Autogeschäft machte BMW zum Jahresende gegenüber dem Jahresbeginn einen deutlichen Schritt nach vorne, am Jahresende lag der Free Cashflow mit 2,6 Milliarden Euro fast auf Vorjahresniveau.

Dennoch: Das Gesamtjahr sieht nach wie vor düster aus. Der um 7,6 Prozent auf 104,2 Milliarden Euro gestiegene Umsatz kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Unternehmen beim Ergebnis und Überschuss deutlich Federn lassen musste. Gestiegene Vorleistungen für neue Technik und Modelle machten sich weiter bemerkbar, ebenso die 1,4 Milliarden Euro teure Rückstellung für eine mögliche Kartellstrafe der EU aus dem vergangenen Frühjahr.

Das Jahresergebnis vor Zinsen und Steuern fiel um 17 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro, das Vorsteuerergebnis um ein gutes Viertel auf 7,1 Milliarden Euro. Hier sind auch die Beteiligungsergebnisse der chinesischen Joint Ventures enthalten.

Unter dem Strich blieben sogar knapp 29 Prozent weniger übrig mit 5,02 Milliarden Euro Überschuss. Die Dividende auf die im Dax notierten Stammaktien wird nun stärker gekürzt als von Analysten zuvor geschätzt. An der Aktie war das Zahlenwerk angesichts des Einbruchs an den Finanzmärkten aber ohnehin kaum abzulesen, die Stammaktie lag am Nachmittag weiter mehr als 9 Prozent im Minus. BMW ist derzeit nach dem Kursverlust von über einem Drittel allein in diesem Jahr an der Börse insgesamt nur noch rund 30 Milliarden Euro wert.

Die befürchteten Auswirkungen des Coronavirus für die Weltwirtschaft liegen derzeit wie ein lähmender Schleier über den Finanzmärkten. BMW hatte sich wie auch die Konkurrenz von Daimler und VW zuletzt zuversichtlich gezeigt, dass der Konzern zumindest die Produktion und die Lieferketten im wichtigsten Einzelmarkt im Griff hat. Allerdings war der Autoabsatz in China insgesamt im Februar um 80 Prozent zusammengebrochen. Wie schnell die Kundschaft wieder anfängt, Autos zu kaufen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen müssen.

„Der Ausblick des BMW-Konzerns nächste Woche dürfte sehr verhalten ausfallen, da niemand die Ausweitung beziehungsweise Ausmaße der Krise abschätzen kann“, schrieb NordLB-Analyst Frank Schwope in Reaktion auf die Zahlen. „Letztlich gilt die Hoffnung, dass der Höhepunkt der weltweiten Krise spätestens im Sommer erreicht ist und in der zweiten Jahreshälfte Aufholeffekte möglich sind.“

Readktion onvista / dpa-AFX

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