Coronavirus Update: Italien wird komplett zur Sperrzone – China vermeldet „nur“ 19 neue Infektionen

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Die italienische Regierung weitet die Sperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus auf das ganze Land aus. Rund 60 Millionen Menschen können sich von Dienstag an nicht mehr frei bewegen. Es gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montagabend. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden. Mit Bezug auf das Ausland „ändere sich nichts“, sagte Conte.

Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt. Rund 60 Millionen Menschen sind von den Maßnahmen betroffen. „Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern, wir müssen alle etwas Aufgeben zum Wohl Italiens“, sagte Conte. Die neue Regelung gilt ab Dienstag.

Das Land kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10 000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Die Krankenhäuser in den besonders betroffenen Zonen sind am Limit, Plätze in den Intensivstationen sind knapp.

Am Wochenende hatte die Regierung die Lombardei und andere Gegenden in Norditalien zu Sperrzonen erklärt. Aus ihnen hinaus und in sie hinein darf man nur mit triftigen Gründen – zum Beispiel aus arbeitstechnischen oder gesundheitlichen Gründen, oder wenn man zu seinem Wohnort zurück will. Dazu muss man an Kontrollpunkten eine Selbsterklärung vorlegen. Dies soll nun auch für alle anderen Regionen gelten.

Touristen konnten auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden.

Angesichts der Epidemie hatte das Auswärtige Amt in Berlin schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im Norden und in der Mitte Italiens abgeraten. „Beschränken Sie Reisen in und nach Italien derzeit auf das Notwendige“, heißt es in den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen.

Einer der Gründe der neuen Entscheidung in Rom dürfte auch sein, dass viele Menschen aus den Sperrgebieten im Norden vor Beginn der Kontrollen in den bisher weniger betroffenen Süden geflohen waren. Und auch, dass viele Menschen trotz Anweisung der Regierung dennoch ausgingen, so zum Beispiel viele junge Leute, die sich in Bars dicht an dicht drängten und Ansteckungen förderten.

Veranstaltungen mit vielen Menschen dürfen im ganzen Land nicht mehr stattfinden. „Es wird keine roten Zonen mehr geben (…). Es wird eine einzige Schutzzone Italien geben“, sagte Conte.

Oppositionspolitiker und Regionalpräsidenten erklärten jedoch, die Maßnahmen seien immer noch nicht scharf genug. Auch gab es Kritik, dass es nur eine Selbstauskunft zu notwendigen Reisen gibt. Conte betonte erneut, wer falsche Angaben mache, begehe eine Straftat.

Zahl der Infektionen in China fällt

Mit nur noch 19 neu nachgewiesenen Virusfällen haben Chinas Behörden den niedrigsten Anstieg der Infektionen seit Beginn der täglichen Berichte über die Epidemie vor sieben Wochen gemeldet. An der neuartigen Lungenkrankheit sind in China 17 weitere Menschen gestorben, wie die Gesundheitskommission am Dienstag in Peking ferner berichtete. Der tägliche Zuwachs der Todesfälle war der niedrigste seit sechs Wochen. Damit sind in der Volksrepublik 3136 Tote zu beklagen.

Seit Beginn der Epidemie im Dezember haben sich nach der offiziellen Statistik insgesamt 80 754 Menschen in Festlandchina mit dem neuen Coronavirus infiziert. Fast 60 000 haben die Krankenhäuser wieder verlassen. Am schwersten sind die abgeschottete Millionenmetropole Wuhan und die umliegende Provinz Hubei in Zentralchina betroffen, wo allein 67 000 Infektionen und rund 3000 Todesfälle gezählt wurden.

Inwieweit die offizielle Statistik die wahre Lage widerspiegelt und wie hoch die Dunkelziffer ist, scheint unklar. Seit einer Änderung der Zählweise Mitte Februar hat sich der täglich berichtete Anstieg der neuen Infektionen mit dem Sars-CoV-2 genannten Virus und der Todesfälle in der amtlichen Auflistung spürbar reduziert.

So werden nach Medienberichten beispielsweise Personen, die nachweislich infiziert sind, aber keine Symptome der Covid-19 genannten Krankheit zeigen, seit Anfang Februar nicht mehr bei den neu nachgewiesenen Ansteckungen mitgerechnet, sondern anderweitig aufgeführt. Solche Personen können auch ansteckend sein.

Auch wurden klinische Diagnosen ausgenommen. Dabei stellt der Arzt nur anhand der Symptome oder Vorgeschichte des Patienten die Infektion fest, ohne dass ein DNA-Test gemacht wird. Zumindest nach vereinzelten Berichten werden zudem infizierte Personen nicht in der Statistik einer Provinz aufgeführt, wenn ihre Wohnortanmeldung woanders liegt.

Amtliche Stellen verweisen gerne auf den Rückgang der Zahlen, wenn dazu aufgerufen wird, in weniger betroffenen Gebieten zur Normalität zurückzukehren und auch die Produktion in den Betrieben wieder aufzunehmen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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