Coronavirus Update: Lufthansa streicht Kurzstrecken-Angebot zusammen, Deutsche Post warnt schon mal langsam vor und diese Konzerne haben schon die Reißleine gezogen

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Die Lufthansa will angesichts der zunehmenden Verbreitung des neuartigen Coronavirus ihre Kurzstreckenflüge in den kommenden Wochen deutlich eindampfen. Das Angebot könne auf der Kurz- und Mittelstrecke um bis zu 25 Prozent sinken, teilte der Dax -Konzern am Freitag in Frankfurt mit. Zudem prüft die Fluggesellschaft die Möglichkeit, in verschiedenen Bereichen Kurzarbeit zu beantragen. Auch auf der Langstrecke dürfte die verschärfte Situation zu spüren sein, die Zahl der am Boden bleibenden Langstreckenflugzeuge soll in der Gruppe von 13 auf 23 steigen. Die aus den aktuellen Entwicklungen zu erwartende Ergebnisbelastung sei noch nicht abschätzbar, hieß es weiter. Am 19. März will der Konzern im Rahmen der Jahrespressekonferenz Finanzkennzahlen vorlegen.

Post wird verhaltener

Die Planung der Deutschen Post stehen auf wackeligen Beinen. Die langfristigen Gewinnpläne für den Gesamtkonzern werden aufrechterhalten, kurzfristig sieht es allerdings schon ein wenig anders aus. Neben dem Coronavirus schlägt auch die Produktionseinstellung der StreetScooter kräftig ins Kontor. Das schon vor Jahren ausgegebene Ziel, den operativen Gewinn (Ebit) der Post bis zum Jahr 2020 auf mehr als fünf Milliarden Euro zu steigern, gilt nun nur noch mit Einschränkungen.

Die Folgen der Epidemie dürften „bei einem längeren Anhalten oder einer Verschärfung der aktuellen Situation über die kommenden Monate“ überwiegen, hieß es. Die Ergebnisbelastung werde man aber erst nach einer Normalisierung der Situation beziffern können.

Bisher kommt die Corona-Krise die Post nach Konzernangaben bereits bei DHL Express und im DHL-Frachtgeschäft zu spüren, vor allem bei Transporten von und nach China. Im Monat Februar belaste dies das Ergebnis mit etwa 60 bis 70 Millionen Euro, hieß es in der Mitteilung.

LAGE IN CHINA: Deutsche und andere europäische Unternehmen in der Volksrepublik bekommen die Folgen der Coronavirus-Epidemie zu spüren. „Die Auswirkungen sind insgesamt schlimm“, erklärten die deutsche und die europäische Handelskammer in China nach einer Umfrage unter ihren Mitgliedsfirmen. Fast 90 Prozent berichteten von „mittelschweren bis starken Auswirkungen“ durch die Lungenkrankheit. Wegen der Krise erwarte fast jedes zweite Unternehmen einen zweistelligen prozentualen Einbruch der Einnahmen in der ersten Hälfte des Jahres – ein Viertel rechne sogar mit mehr als 20 Prozent Rückgang. Ein gutes Drittel hat demnach schon Probleme mit seinen Finanzströmen.

AUTOINDUSTRIE: Das neuartige Coronavirus macht sich für die Autobauer in China bemerkbar. „Wir sehen erste negative Auswirkungen im Markt aufgrund von Covid-19“, sagte Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Donnerstag. In China sei der Markt im Januar verglichen mit dem Vorjahresmonat um 20 Prozent geschrumpft. Das liege aber auch daran, dass es wegen des Neujahrsfestes weniger Verkaufstage gab. Für dieses Jahr war der Verband von einem Minus von zwei Prozent ausgegangen. Nun werde wegen des Virus ein Szenario mit Minus sieben Prozent durchgerechnet.

KONJUNKTURSORGEN: Die deutsche Industrie sieht das Coronavirus als „Stresstest“ für die Wirtschaft und fürchtet Folgen für die Konjunktur. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte die Bundesregierung zu einem koordinierten wirtschaftspolitischen Vorgehen auf. „Neben dem Gesundheitsschutz muss die Politik ab sofort auch das wirtschaftliche Krisenmanagement in den Fokus nehmen“, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Einige Lieferketten mit starkem China-Fokus würden den Stresstest derzeit nicht bestehen. Die mehr als 5000 deutschen Firmen in China seien in Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag warnte, in einer ohnehin geschwächten Wirtschaftslage in Deutschland drohe die Ausbreitung des Coronavirus zu einem „wahren Konjunkturhemmer“ zu werden. Schon jetzt spüre die international stark vernetzte deutsche Exportwirtschaft, dass das Coronavirus den weltweiten Handel belaste und zahlreiche Unternehmen ihre Investitionen an vielen Standorten zurückhielten.

HANDEL: Das Coronavirus führt zu einer verstärkten Nachfrage nach haltbaren Lebensmittel und Hygieneprodukten, beobachten Aldi-Süd und Lidl. „Wir sind darauf vorbereitet und erhöhen entsprechend unsere Lagerbestände“, erklärte Aldi-Süd. Auch Lidl hat nach eigenen Angaben die Vorräte aufgestockt und arbeitet „intensiv“ an der sicheren Warenversorgung. Die Rewe Gruppe, zu der auch Penny-Märkte gehören, hat bisher keine auffällig starke Nachfrage verzeichnet. Laut dem Handelsverband Deutschland kam es bislang nicht zu Engpässen.

Continental: Der Autozulieferer Continental erhöht seine Vorsichtsmaßnahmen und schränkt Geschäftsreisen von und nach China sowie Südkorea und in Teile Italiens ein. Außerdem verstärkt der Dax-Konzern den Gesundheitsschutz für die Belegschaft: Man unterstütze die einzelnen Standorte „mit der Lieferung von geeigneter persönlicher Schutzausrüstung“. Ein weiterer Schwerpunkt sei es, die Lieferfähigkeit des Unternehmens aufrechtzuerhalten. Conti hat Fabriken und Niederlassungen auf allen Kontinenten.

L’Oreal: Der Kosmetikriese L’Oréal setzt zum Schutz seiner Mitarbeiter bis Ende März seine internationalen Geschäftsreisen aus. Das betreffe auch Reisen ins innereuropäische Ausland. Zu dem Kosmetikunternehmen, das seinen deutschen Sitz in Düsseldorf hat, gehören Luxusmarken wie Lancôme oder Giorgio Armani, aber auch L’Oréal Paris, Maybelline New York und Garnier.

FLUGHAFEN FRANKFURT: Nach der Lufthansa geht auch der Frankfurter Flughafen wegen der Corona-Krise auf Sparkurs. Das Fracht- und Passagieraufkommen im China-Verkehr ist eingebrochen, so dass der Betreiber Fraport zu viel Personal an Bord hat. Konkret sollen Neueinstellungen nur noch in Ausnahmen möglich sein. Dem Personal werden unbezahlter Urlaub und reduzierte Arbeitszeiten nahe gebracht. Dauer und der Umfang der Flugstreichungen wegen des Coronavirus ließen sich derzeit nicht verlässlich prognostizieren, so Fraport.

Microsoft: Der Computer-Riese hat wegen des neuartigen Coronavirus das Umsatzziel für seine PC-Sparte gestrichen. Wegen Belastungen der Lieferkette dürfte die Prognose im laufenden Geschäftsquartal nicht erreicht werden, warnte Microsoft. Die PC-Sparte von Microsoft umfasst etwa Windows-Betriebssysteme und Hardware-Produkte wie Surface-Laptops und -Tablets sowie die Spielekonsole Xbox. Das Unternehmen betonte, die Windows-Nachfrage sei weiter hoch.

Standard Chartered: Die britische Bank muss wegen des Coronavirus ihr Renditeziel verschieben. Zusammen mit anderen Problemen wie den niedrigen Zinsen, den Protesten in Hongkong und einer weltweiten Konjunkturschwäche werden die Virusfolgen dazu führen, dass die Gewinne mittelfristig weniger stark wachsen, so die Bank, die den Großteil ihres Geschäfts in Asien macht. Standard Chartered geht aber davon aus, dass die Effekte des Virus vorübergehend sind.

AB Inbev: Der weltgrößte Bierbrauer rechnet wegen des Coronavirus mit einem Gewinneinbruch. Der operative Gewinn (Ebitda) in den ersten drei Monaten werde um rund zehn Prozent sinken, so der Brauer von Marken wie Beck’s, Budweiser, Corona und Stella Artois. Allein in den ersten beiden Monaten drückten die Folgen des neuartigen Virus demnach das Ergebnis um 170 Millionen Dollar.

Redaktion onista / dpa-AFX

Foto: Soni’s / shutterstock.com

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