Dax geht angeschlagen aus dem Handel – Banken-Sektor im Fokus, Gerresheimer und HeidelbergCement können überzeugen

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Ein drohender Rückschlag bei der Erholung der Weltwirtschaft hat die Rally an Europas Börsen am Dienstag vorerst gestoppt.

Anleger sorgten sich außerdem wegen der wachsenden politischen Spannungen zwischen den USA und China. „Die Investoren ziehen sich in sichere Anlagehäfen zurück“ fassten die Analysten vom Brokerhaus ActivTrades zusammen. Der Dax ging am Dienstag 0,8 Prozent tiefer bei 12.697 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls 0,8 Prozent, während die US-Börsen uneinheitlich tendierten.

Im Streit um Ressourcen im Südchinesischen Meer verschärften die USA den Ton gegenüber China. Man werde nicht zulassen, dass China das Gebiet als sein Seereich behandle. Die Volksrepublik beansprucht 90 Prozent des Gebiets für sich, auf das jedoch auch andere Staaten wie Vietnam, Taiwan und den Philippinen zum Teil Anspruch erheben. „Dies demonstriert den Willen Washingtons, China an verschiedenen Fronten zu bekämpfen“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Auch der ZEW-Index konnte die Anleger bei Aktien nicht zum Zugreifen ermutigen. Die darin abgebildeten Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Juli nach drei Anstiegen in Folge wieder eingetrübt. „Die erste Euphoriewelle endet“, stellte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest.

Pandemie lähmt Weltwirtschaft

Sorge bereitete Börsianern die Entwicklung der Coronavirus-Krise, nachdem Kalifornien und Hongkong die Pandemie-Beschränkungen wieder verschärft hatten. Die große Frage sei nun, ob die neue Runde von Lockdowns so umfangreich sei, dass sie das Wirtschaftswachstum schädigt, sagte Anlagestratege Junichi Ishikawa vom Brokerhaus IG.

Einige Anleger flüchteten in „sichere Häfen“ wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,445 Prozent. Die „Antikrisen-Währung Gold verteuerte sich um 0,3 prozent und blieb mit 1807 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) in Reichweite ihres jüngsten Neun-Jahres-Hochs.

Finanzwerte nach US-Bilanzen im Fokus

Im Fokus der Anleger standen die Zwischenberichte großer US-Banken. Milliardenschwere Vorsorge gegen Kreditausfälle in der Corona-Krise verhagelten den Instituten die Ergebnisse. Titel von JPMorgan legten dennoch mehr als ein Prozent zu, nachdem der Gewinn nicht so stark geschrumpft war wie befürchtet. Aktien von Citigroup und Wells Fargo gaben hingegen nach. Der europäische Bankenindex fiel um 0,2 Prozent.

Im Sog von Kursverlusten an der US-Technologiebörse Nasdaq gerieten auch europäischen Werte aus diesem Sektor unter Druck. Die Aktien des Software-Konzerns SAP und des Chip-Herstellers Infineon fielen um 2,6 und 5,2 Prozent.

HeidelbergCement hingegen setzten sich an die Dax-Spitze und stiegen um 3,1 Prozent. Der Baustoffkonzern hat im zweiten Quartal mehr Umsatz und Gewinn gemacht als die vom Unternehmen selbst befragten Analysten erwartet hatten.

Höhere Ziele des Kochboxenversenders Hellofresh rissen Anleger dagegen nicht vom Hocker. Der Kurs fiel um 1,7 Prozent. Analysten verwiesen auf die hohen Kursgewinne der vergangenen Monate, das Unternehmen gilt als Profiteur der Corona-Krise.

Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer war im zweiten Quartal dank guter Geschäfte mit der Pharmaindustrie gewachsen. Das operative Ergebnis fiel spürbar besser aus als von Experten gedacht. Die Aktie gewann 2,4 Prozent.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: H-AB/Shutterstock.com

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