Delivery Hero: 1,25 Milliarden Euro über Wandelanleihen – Aktie nur kurz belastet
Das Vertrauen in die Aktie von Delivery Hero ist fast schon grenzenlos. Mitte 2017 ist der Online-Lieferdienst an die Börse gegangen. Der Ausgabepreis betrug 25,50 Euro und spülte fast eine Milliarde Euro in die leeren Kassen des 2011 gegründeten Unternehmens. Gut 4 Jahre später steht die Aktie bei etwas mehr als 130 Euro und ist im Dax. Auf dem Weg in die höchste deutsche Börsenliga hat Delivery Hero allerdings noch keinen Cent verdient. Den Umsatz zwar mit starken Wachstumsraten gesteigert, aber unterm Strich stehen weiterhin tiefrote Zahlen. Heute vermeldet Delivery Hero das es sich 1,25 Milliarden Euro über Wandelanleihen besorgt hat.
Der Online-Lieferdienst beschafft sich mit der Ausgabe von Wandelanleihen mehr als eine Milliarde fürs Wachstum. Die erste Tranche über 750 Millionen Euro werde mit 1,0 Prozent verzinst, der Kupon der zweiten Tranche über 500 Millionen Euro betrage 2,125 Prozent, wie der Dax-Konzern am späten Donnerstagabend mitteilte. Das Unternehmen hatte die Emission kurz nach Börsenschluss angekündigt. Die Verzinsung liegt damit am oberen Ende der Vorstellung des Delivery-Hero-Managements.
Der Konzern nutzt dennoch das aktuell noch sehr attraktive Niedrigzinsumfeld, um sich günstig Geld zu beschaffen, während einige Notenbanken bereits über eine tendenzielle, leichte Straffung der Geldpolitik nachdenken. Das würde die Finanzierungskosten für Unternehmen dann wohl steigen lassen, wenngleich es noch Monate dauern dürfte, bis es soweit ist.
Die Wandelschuldverschreibungen laufen bis 2026 beziehungsweise 2029. Allerdings kann das Unternehmen sie ab dem 30. September 2024 (erste Tranche) und ab dem 30. September 2025 (zweite Tranche) unter bestimmten Voraussetzungen in Aktien umwandeln.
Geld „für allgemeine Unternehmenszwecke“
Das frische Geld aus dem Anleihenverkauf will das Management „für allgemeine Unternehmenszwecke“ verwenden sowie um – bei entsprechenden Gelegenheiten – ins Wachstum zu investieren.
Die Anleiheemission verspreche, dass es kurzfristig geschäftig zugehen werde, schrieb Analyst Giles Thorne vom Investmenthaus Jefferies denn auch in einem ersten Kommentar. Es gebe gute Argumente für Investitionen durch Delivery Hero in das Wachstum aus eigener Kraft, aber auch für Übernahmen.
Erst jüngst hatte das „Manager Magazin“ berichtet, Delivery Hero stehe vor dem Einstieg beim Lieferdienst-Startup Gorillas für zunächst rund 200 Millionen Euro. Später sollen demnach weitere 200 bis 400 Millionen Euro investiert werden.
Auf der Handelsplattform Tradegate fiel der Kurs im Vergleich zum Xetra-Schluss bis zum Handelsschluss gegen 22 Uhr um 1,6 Prozent auf 129,80 Euro. Im Hauptgeschäft waren die Papiere noch bis auf rund 135 Euro und damit auf den höchsten Stand seit Ende April geklettert. Heute früh steigt die Aktie allerdings schon wieder über die Marke von 130 Euro
Wirecard-Skandal Glücksfall für die Berliner
Wenn sich der Arbeitskreis Börse heute zusammensetzt und die neuen 10 Aufsteiger für den Dax benennt, dann wäre Delivery Hero kein Kandidat für den deutschen Leitindex. Die Berliner profitierten vom Wirecard-Skandal und ersetzten außerplanmäßig den Bezahldienstleister. Da Essens-Lieferdienst allerdings keine schwarzen Zahlen schreibt, würde er die Anforderungen, die nach dem Wirecard-Skandal für den Dax neu aufgestellt worden sind, nicht erfüllen.
Trotzdem ist Delivery Hero einer der großen Gewinner der Corona-Krise. Mittlerweile ist das Unternehmen an der Börse über 30 Milliarden Euro schwer und bei den Analysten durchweg beliebt. Von 16 Experten plädieren 14 für „Kaufen“ und 2 für „Halten“. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwas mehr als 162 Euro.
Redaktion onvista / dpa-AFX
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