„Elektromobilität ist ein ineffizienter, schmutziger und teurer Irrweg“
Viele Einwände gelten allerdings nur rückblickend. Erfahre hier, wie einfallsreiche Ingenieure auf dem Weg sind, einige der größten Herausforderungen der Elektromobilität zu lösen.
Zweifellos: Wenn nach der Rush-Hour alle nach Hause kommen und fast gleichzeitig ihr Elektroauto an ihre heimische 22-Kilowatt-Wallbox hängen, dann kollabiert das Stromnetz. Das funktioniert nur so lange, wie die Elektroautodichte noch relativ gering ist. Ab einem bestimmten Punkt müssen andere Lösungen her. Eine Möglichkeit bestünde vielleicht in der massiven Aufrüstung der Stromnetze. Die dürfte allerdings auch irgendwann an Grenzen stoßen.
Aussichtsreicher erscheint daher die Nutzung von Pufferspeichern, die sich zu günstigen Zeiten aufladen. Damit entfällt die Netzbelastung nahezu komplett. Auch öffentliche Ladestationen setzen vermehrt auf dieses Konzept. Speicherbasierte Ladelösungen gibt es bereits heute unter anderem von Volkswagen, Kreisel, Nidec und ADS-TEC. Auch SolarEdge hat sich einiges vorgenommen und aktuell eine Lösung zur direkten Nutzung von Sonnenstrom vom Dach im Programm.
Ergebnis: Lösbares Problem, aber Kostenfaktor.
Allerdings ist es so, dass Lithium eigentlich nur für Batterien für mobile und portable Anwendungen gebraucht wird — und selbst dort nicht überall. Für stationäre Anwendungen gibt es hingegen zahlreiche Alternativen. So wurden zum Beispiel auf Basis von günstigem und reichlich vorhandenem Natrium zuletzt glaubwürdige Durchbrüche gemeldet. Auch Magnesium und Kalium werden als aussichtsreicher Lithiumersatz gehandelt.
Hinzu kommt die bereits erprobte Redox-Flow-Technik auf Basis von Vanadium oder zukünftig vielleicht auch dem billigen Abfallstoff Lignin. Selbst für die Elektromobilität werden lithiumfreie Alternativen vorgeschlagen.
Ergebnis: Lösbares Problem, da die Zahl der lithiumfreien Alternativen stetig steigt.
Schon seit vielen Jahren hat beispielsweise die Nidec-Tochter SR Drives geschaltete Reluktanzmotoren im Angebot, die vollkommen ohne Magnete auskommen. Mittlerweile können Autobauer aus diversen Optionen wählen. BMW hat sogar selbst einen Elektromotor entwickelt, der ohne diese politischen Rohstoffe auskommt.
Ergebnis: Zumindest was den Motor angeht, werden Seltene Erden in Zukunft kein Problem darstellen.
Aber wie VW-Chef Diess kürzlich bei „Hart, aber fair“ erläuterte, wird auch die Kobaltfrage lösbar sein. Ähnlich wie der Absatz von Elektroautos über die kommenden Jahre steigen wird, dürfte der Kobaltanteil in den Batterien sinken. Zudem gibt es bereits heute kobaltfreie Alternativen, darunter zum Beispiel Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4).
Ergebnis: Voraussichtlich wird das bereits bestehende Problem durch die Elektromobilität nicht signifikant verschärft.
Was den Strommix angeht, steht außer Frage, dass es ein Problem ist, wenn schmutzige fossile Brennstoffe als Hauptenergiequelle genutzt werden. Hier wird die Industrie mithelfen müssen, dass der Ökostromausbau beschleunigt wird. Studien zeigen nämlich, dass die Ökobilanz eines Stromers deshalb derzeit noch häufig schlechter ist als bei einem sparsamen Verbrenner.
Dabei sind allerdings drei Dinge zu beachten:
Erstens wird beim Elektroauto eine viel steilere Lernkurve durchlaufen, weshalb hier entlang der gesamten Wertschöpfungskette viel schnellere Fortschritte als bei den vom Verbrauch her ziemlich ausgereizten Otto- und Dieselmotoren zu erwarten sind.Zweitens kann man davon ausgehen, dass Elektroautos aufgrund ihres mechanisch einfacheren Aufbaus im Schnitt deutlich länger leben als Verbrenner. Auch das spart eine Menge Ressourcen.Drittens sorgt die Elektrifizierung neben der Vermeidung von gesundheitsschädlichen lokalen Abgasen auch über die Rekuperation für eine Entlastung der Bremsen, was die Feinstaubbelastung zusätzlich verringert. An diesem Punkt geht es für uns alle wortwörtlich um Leben und Tod.Die anderen kritischen Punkte müssen adressiert werden, sind aber wie dargestellt durchaus lösbar. Dann müsste es Volkswagen „nur“ noch gelingen, neue Geschäftsmodelle erfolgreich zu entwickeln und über seine Offensive die Wirtschaftlichkeit so zu steigern, dass die Kaufentscheidung leichtfällt.
Ralf Anders, Motley Fool beitragender Investmentanalyst
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