Marktausblick Woche 12: Europa fällt zurück

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Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock






BlackRock Marktausblick 23. März 2021



Als Mitte letzter Woche die Volkswirte des Federal Reserve System in den USA ihre Wachstumsschätzungen vorlegten, enthielt der Datensatz eine spektakuläre Prognose. Um 6,5% soll nach Berechnung der Ökonomen das BIP in der größten Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr wachsen. Dies ist insoweit bemerkenswert, als auch die zweitgrößte Volkswirtschaft China gerade ihr Wachstumsziel für dieses Jahr bekanntgegeben hat, nämlich 6%. Sollten diese Zahlen so eintreffen, würde zum ersten Mal seit den 70er Jahren die US-Wirtschaft stärker expandieren als die chinesische.

Was auf den ersten Blick wie eine überraschende Verschiebung aussieht, hat zum guten Teil mit Basiseffekten zu tun. Denn während die US-Wirtschaft mit starkem Wachstum 2021 die mehr als vierprozentige Schrumpfung des Vorjahres kompensieren würde, handelt es sich in China lediglich um eine Normalisierung auf das in Vor-Covid-Zeiten beobachtete Wachstumstempo. Anders als in Europa und den USA ist in China im Jahr 2020 der Output nicht geschrumpft, sondern um rund 2% gewachsen. Außerdem dürfte eine parallele BIP-Expansion in China und den USA in der 6%-Größenordnung eine Ausnahme bleiben. In den USA geht der erwartete Wachstumsschub nämlich erheblich auf das 1,9 Billionen US-Dollar umfassende Covid-Hilfsprogramm der Biden-Regierung, den US Rescue Act, zurück, während sich Chinas Kommunistische Partei mit deutlich bescheideneren Maßnahmen begnügen und den Fokus eher auf eine Verbesserung der strukturellen Zusammensetzung des Wachstums legen konnte.

Europa bleibt derweil außen vor. Mit einem geschätzten BIP-Wachstum von 3,7%, was aus heutiger Perspektive sogar optimistisch aussieht, stellt sich der alte Kontinent hinten an. Dies ist umso gravierender, als die Covid-Rezession 2020 einen wesentlich dramatischeren BIP-Einbruch mit sich brachte als dies in China und den USA der Fall war, um rund 7% nämlich. Zum Teil liegt dies an der Langsamkeit der fiskalpolitischen Antwort, ob nun bei der unerklärlich schlampigen Auszahlung von Corona-Hilfen an bedürftige Firmen in Deutschland oder bei der späten Verfügbarkeit der Unterstützung aus dem „Next Generation EU“-Fonds, dessen Mittel erst gegen Jahresmitte 2021 zu fließen beginnen dürften. Darüber hinaus liegt Europa auch beim Impfen der Bevölkerung deutlich hinter den USA, während sich China aufgrund der strengen Kontrolle über das Infektionsgeschehen beim Impfen mehr Zeit lassen kann. So ergibt sich ein Bild, bei dem Europas ökonomischer Neustart nach Covid gegenüber China um 5-6 Quartale zurückhängen könnte, und auch um 1-2 Quartale gegenüber den USA. Das sind gigantische Zeiträume in einer Phase der Weltwirtschaft, in der Einflusssphären neu abgesteckt und Positionen als Gewinner bzw. Verlierer möglicherweise auf Jahrzehnte vorbestimmt werden.

Deutsche Politik erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Es ist der unfassbar vermurkste, eines stolzen Industrielandes nicht würdige Umgang mit der Pandemie, welcher die Politik in Deutschland zum Beben gebracht hat. Entsetzt stellt das Wahlvolk fest, dass uns 16 Jahre Vertrauen auf Angela Merkels abwägenden, risikoaversen Politikstil zwar auf oft wohltuende Weise sediert, unter der Oberfläche die Zukunftsfähigkeit dieses Landes aber schleichend erodiert hat, und dass diejenigen, die sich als ihre Nachfolger ins Spiel bringen, kaum Besserung versprechen. Und so ist letzte Woche die CDU/CSU in der Sonntagsfrage weiter auf bis zu 27% abgerutscht und gerät so langsam in Sichtweite der Grünen. Das verspricht spannende nächste Monate im Hinblick auf die Bundestagswahl Ende September.

Die amerikanische Notenbank Fed ließ am vergangenen Mittwoch keinen Zweifel daran, dass sie bezüglich steigender Inflation ‚behind the curve‘ zu bleiben gedenkt. Und so fielen die Renditen auf zehnjährige US-Staatsanleihen, die im Wochenverlauf auf bis zu 1,75% gestiegen waren, zum Wochenhandelsschluss auf 1,67% zurück. Wichtig blieb dabei nicht nur, dass Fed-Chairman Jerome Powell in der Pressekonferenz die Zeit für eine Reduktion der Anleihekäufe als noch nicht gekommen bezeichnete, sondern auch dass der „Dot Plot“, also die grafische Darstellung der Zinserwartungen einzelner FOMC-Mitglieder, weiterhin die ersten Zinserhöhungen mehrheitlich erst nach 2023 signalisierte - trotz deutlich nach oben revidierter Wachstumserwartungen. Ähnlich wie die EZB eine Woche zuvor betonte die Fed damit ihre Entschlossenheit, die Finanzierungsbedingungen angesichts der ökonomischen Unsicherheiten sehr expansiv zu belassen. Der Fed-Chairman machte sich allerdings keine Illusionen darüber, dass diese Haltung immer mal wieder vom Markt getestet werden würde. Die Glaubwürdigkeit dieser Verpflichtung, so Powell, könne wohl kaum durch Ankündigungen erreicht werden, sondern nur dadurch, dass man ihr wirklich folgt. Die Probe aufs Exempel wird also erst kommen, wenn die Inflationsrate die 2%-Marke überquert.

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