Siemens Energy: Können Anleger auf der „Resterampe“ durchstarten?

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Uniper Kraftwerk Datteln 4

Abspaltungen von ganzen Geschäftsbereichen liegen im Trend. Dass sie auch zum Erfolg führen können, zeigte insbesondere das Beispiel Siemens Energy vor einem halben Jahr. Erst seit Herbst 2020 wird das Kraftwerkssegment separat an der Börse gelistet. Doch der Spin-Off-Effekt wirkte. Bereits am 22. März dieses Jahres kletterte das Unternehmen in den DAX. Aktuell notiert die Aktie bei 29,68 Euro (Stand: 13. April 2021). Siemens-Aktionäre haben also allen Grund zur Freude. Doch ist die Aktie heute noch ein Investment wert?

Siemens hat gute Erfahrungen mit Spin-offs

Siemens hat in der Vergangenheit schon einige Male gezeigt, dass Abspaltungen aus dem Industriekonglomerat funktionieren können.

Im März 2018 ging Siemens Healthineers an die Börse. Die Medizintechniktochter ist ein absoluter Erfolgsfall für die Anleger. 28 Euro kostete das Papier bei Ausgabe. Heute notiert es bei 47,27 Euro - was einem Plus von 69 % seit Neuemission entspricht.

Infineon brauste im März 2000 mitten hinein in die Dotcom-Bubble. Die Aktien gingen zum Ausgabepreis von 35 Euro an die Börse. Nur ein Jahr später war Infineon unter seinen Ausgabekurs gefallen und mutierte 2008 sogar zum Penny-Stock. Seitdem hat Infineon ein tolles Comeback gefeiert. Mit einem Kurs um 35,56 Euro kostet die Aktie heute wieder so viel wie vor 21 Jahren.

Siemens Energy ist alles andere als ein Wachstumstitel

Der Großteil des Portfolios von Siemens Energy entfällt auf fossile Energieträger. Der Bereich Gas and Power, der Gasturbinen, Kraftwerke und Förderausrüstungen bereitstellt, bildet den Kern. Und er steckt seit Jahren in der Restrukturierungsphase. Mit dem lukrativen Service wird noch Geld verdient, doch das Neugeschäft mit großen Turbinen liegt am Boden.

Früher war diese Sparte ein zuverlässiger Ertragsbringer für Siemens. Doch seit einigen Jahren steht sie enorm unter Druck. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre sank sogar der Umsatz von Siemens Energy um 3 % pro anno. 2020 war ein besonders schweres Jahr mit einem Verlust in Höhe von 1,6 Mrd. Euro.

Bis zuletzt ruhten meine Hoffnungen auf der grünen Energie. Bei Siemens Gamesa Renewable Energy, an der Siemens Energy 67 % der Anteile hält, halbierte sich jedoch der Umsatz im ersten Quartal 2021. Das Management um CEO Christian Bruch begründet dies mit dem starken Auftragseingang im ersten Quartal 2020, der in den ersten drei Monaten 2021 kaum zu wiederholen gewesen sei. Unter anderem Betreiber aus Taiwan, Großbritannien und den Niederlanden hatten vor einem Jahr große Aufträge für Offshore-Windparks einschließlich Wartung in Auftrag gegeben.

Letzte Ausfahrt: Marge steigern

Für die letzten zwölf Monate liegt die Bruttomarge von Siemens Energy bei 9 %. Doch die EBT-Marge und auch die Nettomarge sind negativ. Dies sind Pandemie-Werte. Im Jahr 2019 generierte das Unternehmen eine Bruttomarge von 14,5 %, eine operative Marge von 1,7 % und eine EBT-Marge von 1,1 %.

In den kommenden Jahren wird sich der Umsatz kaum signifikant nach oben entwickeln. Doch wer noch einen Funken Hoffnung hat, wird womöglich darauf setzen, dass Siemens Energy noch an der Effizienzschraube drehen könnte.

Eine mittelfristige EBT-Marge von 2 bis 3 % wäre kein Hexenwerk, wenn die Anfang Februar angekündigte Reorganisation tiefgreifen sollte: Neben der Senkung der Nicht-Personalkosten plant das Management u.a., bis 2025 weltweit rund 7.800 Stellen im Segment Gas and Power abzubauen.

Bilanziell ist Siemens Energy gut aufgestellt

Siemens Energy steht auf finanziell gesunden Beinen und hat Luft für eine Neustrukturierung. Vor einem halben Jahr hat das Mutterschiff Siemens seinem Spin-Off eine ordentliche Cash-Ausstattung mit auf den Weg gegeben.

Auch der Goodwill in Höhe von aktuell 9 Mrd. Euro geht in Ordnung. Das Umlaufvermögen deckt die kurzfristigen Verbindlichkeiten und die Gesamtschulden entsprechen gerade einmal 10 % des Eigenkapitals.

Diese Aktie liegt nicht in meinem Depot

Ich liebe es, wenn ein Spin-off funktioniert … Doch ich denke, dass in den kommenden Jahren nicht viel mehr aus der „Resterampe“ entstehen wird. Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,8 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,4 ist die Aktie vielleicht für manch einen risikoaffinen Anleger eine Überlegung wert.

Wer einen kleinen Zock auf das Margenwachstum deutscher Kraftwerkstreiber wagen will, könnte mit Siemens Energy seinen Hebel finden. Ich jedoch halte mich mittelfristig fern und beobachte das Unternehmen aus sicherer Distanz.

Der Artikel Siemens Energy: Können Anleger auf der „Resterampe“ durchstarten? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2021

Quelle: Uniper

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