Value-Aktien nach der schlechtesten Performance seit 1826: Zeit, den Ansatz zu überdenken?

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Ich schätze, jeder Investor weiß, was Value-Investing in Reinform ist. Wer sich selbst als Value-Investor in Reinkultur definiert, der versucht, möglichst günstige Aktien zu identifizieren, die der Markt weit unter dem inneren Wert bepreist. In der Theorie werden solche zu preiswerten Aktien immer zumindest näherungsweise zu ihrem inneren Wert zurückkehren, was eine Rendite ermöglicht.

Value-Investing wird jedoch zunehmend abgelöst von unternehmensorientierten Ansätzen, die auch das Wachstum und weichere Faktoren miteinbeziehen. Ist das richtig? Ist das falsch? Fest steht jedenfalls: Value-Investing in seiner ursprünglichen Form kann jetzt einen nicht ganz rühmlichen Meilenstein vorweisen: Es hat die schlechteste Performance seit dem Jahre 1826 erzielt. Schauen wir daher einmal, was Foolishe Investoren wissen sollten. Sowie, ob es Zeit wird, den Ansatz zu überdenken.

Value-Investing: Schwaches Jahrzehnt!

Ja, Value-Investing ist in den letzten Jahren, ja, sogar im letzten Jahrzehnt, nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Wie eine Analyse der Fondsgesellschaft Two Centuries herausgefunden hat, haben Value-Aktien sogar ihre schlechteste Performance seit ca. 175 Jahren gezeigt. Dabei ist der Betrachtungszeitraum alles andere als kurz. Und das in mehr als einer Hinsicht.

Zwischen den Jahren 2007 und heute haben Wachstumsaktien Value-Aktien nicht nur klar outperformt. Nein, sondern Value-Aktien hätten es insgesamt auf die schlechteste Performance seit dem Jahre 1826 gebracht. Definitiv ein Shift im Denken der Investoren, den es zu würdigen gilt.

Das lässt sich auch recht kurzfristig ablesen: Während seit dem letzten Corona-Crash beispielsweise die Wachstumsaktien der MSCI-Global-Growth-Auswahl um 22 % zulegen konnten, hat die Value-Auswahl des globalen Index seitdem sogar weitere 12 % verloren. Autsch, das tut weh und zeigt: Mit Value konnten Foolishe Investoren wirklich in den letzten Jahren und Jahrzehnten keinen Blumentopf gewinnen.

Sollte man jetzt verstärkt auf Value setzen?

Das wiederum kann in zwei Denkrichtungen führen: Entweder dahin gehend, dass man einen Value-Ansatz vollständig begraben sollte. In Teilen mag das möglicherweise sogar sinnvoll erscheinen: Viele günstige Aktien sind schließlich nicht ohne Grund preiswert. Wenn starke, operative Probleme die günstige Bewertung auslösen, so können andere Aktien die bessere Alternative sein. Beziehungsweise insbesondere in einem größeren Bundle, beispielsweise bei ETFs. Value ist hier häufig ein Sammelsurium an Underperformern, wobei so manche problembehaftete Aktie in Summe die Rendite ausbremst.

Andererseits könnte es jedoch auch ein cleverer Schachzug sein, gerade jetzt auf Value zu setzen: Es gibt einige günstige Aktien, die eher geringe bis gar keine operativen Probleme aufweisen und die beispielsweise aufgrund geringerer Wachstumsaussichten preiswerter bewertet werden. Solche Aktien könnten über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg solide Gewinnrenditen ermöglichen. Ja, sogar dann, wenn die Gewinne stagnieren sollten.

Bleib deinem Ansatz treu!

Letztlich kann es für beide Varianten Anhaltspunkte geben. Wichtiger ist daher möglicherweise, dass man als Foolisher Investor seinem eigenen Ansatz treu bleibt, egal ob dieser auf Value- oder doch auf trendstarken Wachstumsaktien basiert. Mit beiden hat man die Möglichkeit, über viele Jahre oder Jahrzehnte eine Rendite zu generieren.

Wichtig ist außerdem, dass man ein unternehmensorientierter Investor bleibt, der stets die individuelle Aktie sieht. Das kann ebenfalls helfen, bessere Renditen zu generieren. Egal ob es im Value- oder Wachstumsbereich ist. Wobei es schon bemerkenswert ist, wie schlecht Value-Aktien zuletzt abgeschnitten haben. Aber, wie gesagt: Das lässt unterschiedliche Interpretationen zu.

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