Wirecard: Spagat zwischen Rauswurf und keiner personellen Veränderung kommt gut an – Aktie kräftig im Plus

onvista · Uhr

Nachdem die Kritik an Markus Braun immer größer geworden ist und auch einige Aktionäre seinen Abtritt gefordert hatten, ist Wircard den Forderungen nach personellen Veränderungen nachgekommen. Markus Braun bleibt Vorstandsvorsitzender und bekommt ein größeres Team an die Seite gestellt. So lautet die freundliche Variante. Andere Stellen sagen, Braun ist zu einem Stück entmachtet worden. Für welche Seite sich der Anleger entscheidet ist eigentlich egal. Unterm Strich kommt es drauf an, wie die Aktionäre auf die Veränderung reagieren.

Aktie deutlich im Plus

Die Umstellung in der Vorstandsetage kommen heute gut bei den Anlegern am. Die Aktie liegt zweistellig im Plus. Auch Vorstandvorsitzender Markus Braun findet die Neuaufstellung des Konzerns gelungen, wie er am Wochenende via Twitter verkündete.

„Für die zukünftigen Ausrichtung des Konzerns wurden die richtigen Entscheidungen getroffen, um Wirecard auf den nächsten Level zu bringen. Wir werden 2020 mit großer Stärke und Robustheit weiter beschreiten“ Es ist nicht das ersten Mal in diesem Jahr, dass Wirecard-Chef Braun den Dax-Konzern auf einem neuen Level sieht. Bleibt zu hoffen, dass der Schritt diesmal tatsächlich gemacht wurde und die Anleger, die heute beherzt zugreifen, nicht ein weiteres Mal enttäuscht werden.

Braun entschuldigt sich

Der Zahlungsabwickler Wirecard reagiert mit einem Vorstandsumbau auf die nicht abreißende Kritik an der Art und Weise der Geschäftsführung. Konzernchef Markus Braun muss zumindest einen Teil seiner Macht abgeben, nachdem Ende April eine mit Spannung erwartete Sonderprüfung der Wirecard-Bücher durch KPMG nicht alle Zweifel an den Geschäftspraktiken des Zahlungsdienstleisters hatte ausräumen können. Braun entschuldigte sich laut Mitteilung vom Freitag nun auch bei allen „Aktionären, Kunden, Partnern und Mitarbeitern für die Turbulenzen der vergangenen Wochen und Monate“.

Mit den Schritten dürfte das Unternehmen auch versuchen, verloren gegangenes Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen – wohl auch weil unlängst bereits Rufe nach dem Rücktritt von Braun, der selbst rund sieben Prozent an Wirecard hält, laut geworden waren. So sieht sich der Konzern selbst zwar von den in der britischen Wirtschaftszeitung „Financial Times“ laut gewordenen Vorwürfen des angeblichen Bilanzbetrugs entlastet, weil KPMG keine substanziellen Belege für Bilanzfälschung gefunden habe. Allerdings konnte der Bericht Teile der Vorwürfe weder ausräumen noch bestätigen. Stattdessen hagelte es von den Sonderprüfern deutliche Kritik am Willen des Konzerns, an der Maßnahme mitzuwirken. So seien Dokumente teils verspätet und in unzureichender Form bereitgestellt worden, Interviewtermine wurden demnach immer wieder verschoben.

Neues Ressort bringt neues Vertrauen

Wie schon länger ankündigt schafft Wirecard ein Compliance-Ressort, das die Einhaltung von Gesetzen und Regeln überwachen soll. Wie der Konzern nun am Freitag in Aschheim bei München mitteilte, wird der Bereich auf der Vorstandsebene aufgehängt und soll vom 49-jährige Amerikaner James Freis geführt werden. Der Manager wird entsprechend zum 1. Juli in den Vorstand berufen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Thomas Eichelmann, zeigte sich erfreut, „dass ich mit Herrn Dr. James Freis einen international anerkannten Compliance Experten für die Wirecard AG gewinnen konnte“.

Zudem wird der Vorstand um zwei weitere Sitze auf dann insgesamt sieben erweitert. In einem neu geschaffenen Vertriebsressort soll der zuständige Top-Manager sämtliche Vertriebsaktivitäten und -strategien steuern. Auch soll das ebenfalls für das Tagesgeschäft zuständige Ressort des Chief Operating Officer in seinen Zuständigkeiten neu aufgestellt und unter eine neue Leitung gestellt werden. Die in den vergangenen Jahren ebenfalls oftmals kritisierte Finanzmarktkommunikation soll überdies direkt beim Finanzchef Alexander von Knoop angesiedelt werden.

Vorstandschef für die strategische Weiterentwicklung zuständig

Markus Braun wird sich den Angaben zufolge künftig auf die strategische Weiterentwicklung des Dax -Konzerns konzentrieren. Aufsichtsratschef Eichelmann, der erst im Januar Wulf Matthias an der Spitze des Kontrollorgans abgelöst hatte, versucht damit offenbar eine Neuordnung und breitere Verteilung der Macht, ohne Braun zu schassen. So hatte Eichelmann unlängst in einem Interview im „Handelsblatt“ betont, dass eine Personaldebatte mit Blick auf Braun im Moment „in keinster Weise zum Wohl des Unternehmens“ wäre.

Wie am Freitag nochmals betont wurde, will Wirecard nun auch in Märkten außerhalb Europas verstärkt eigene Lizenzen erwerben oder eigenlizenz-ähnlich Beziehungen eingehen. So hatte sich die Kritik von KMPG Ende April insbesondere auch auf das Geschäft mit Drittpartner der Bayern bezogen. „Ursächlich sind neben den Mängeln in der internen Organisation insbesondere die fehlende Bereitschaft der Third Party Acquirer, umfassend und transparent an dieser Sonderuntersuchung mitzuwirken“, hatte es von den Prüfern geheißen.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Homepage Wirecard

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