Kutzers Zwischenruf: Nachhaltig anlegen – für alle eine große Chance
Nach einer bewegten und bewegenden Woche gehen die Meinungen der Profis wieder weiter auseinander: Einzelne Analysten verbreiten Hoffnung auf eine Sommerrally (und bauen dabei auf die Notenbanken). Andere Strategen geben sich dagegen besorgt, sehen schwere Zeiten zukommen und machen dafür gleich ein ganzes Bündel von Belastungsfaktoren verantwortlich. Ohne hier und heute darauf einzugehen, möchte ich drei komplexe Gruppen von Aktienklassen herausstellen, die unabhängig von kurz- bis mittelfristigen Börsentendenzen auf längere Sicht überdurchschnittlichen Anlageerfolg versprechen: Schwellenländer (einschließlich der ihnen folgenden „Frontier Markets“), Mega-Themen (= Branchen übergreifend wie z.B. Gesundheitswesen, alternative Energien, Infrastruktur) und Nachhaltigkeit.
Nachhaltig anzulegen ist gewiss keine neue Idee, doch hat sie sich verselbständigt und ist in den vergangenen Monaten überall in den Fokus gerückt. Keine Woche vergeht ohne neue Produkte (Anleihen, Fonds oder neue Aktien). Parallel dazu suchen Investmentgesellschaften und Vermögensverwalter dafür kompetente Mitarbeiter mit Spezialwissen. Deshalb auch meine Aussage, dass alle Beteiligten von der wachsenden Bedeutung nachhaltigen Anlegens profitieren können – von den Emittenten bis zu den Investoren.
Umfragen haben ergeben, dass auch Immer mehr Verbraucher viel von nachhaltigen Investments halten. Kommentiert die Finanzaufsichtsbehörde BaFin: „Doch ihr Wissen über diese Geldanlagen zeigt ein differenziertes Bild.“ Nachhaltigkeit ist also in aller Munde – eben auch in Bezug auf Finanzprodukte. Anbieter nennen sie ökologisch, sozial, ethisch, grün, klimafreundlich und verantwortungsvoll. Klassische Geldanlagen werden nach den ökonomischen Kriterien Rentabilität, Liquidität und Risiko bewertet. Nachhaltige Geldanlagen beachten zusätzlich noch Aspekte wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG-Kriterien). Die englische Abkürzung steht für Environmental, Social and Governance. Den Begriff „nachhaltige Geldanlagen“ kennen rund 60 Prozent der Befragten überhaupt nicht. Zumindest schon einmal gehört haben ihn hingegen 38 Prozent. Die restlichen 2 Prozent geben an, nicht zu wissen, ob sie hiervon schon einmal gehört haben.
Das zeigt, wie groß das Anlegerpotential noch ist. Emittenten und Medien sind gefordert, entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Einschätzung, nachhaltige Geldanlagen dienten ausschließlich dem Umweltschutz, vertreten nur 27 Prozent, wohingegen 49 Prozent dieser Aussage explizit widersprechen. Gut 70 Prozent wissen bereits, dass Anleger mit nachhaltigen Geldanlagen gezielt in Unternehmen investieren, die bestimmte Umweltaspekte, Produktionsbedingungen und ein werteorientiertes Management einhalten. Immerhin.