Bavarian Nordic: Ausbruch von Affenpocken in Europa lockt spekulative Anleger in die Aktie des Impfstoff-Herstellers

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Quelle: davide bonaldo/Shutterstock.com

Die letzten zweieinhalb Jahre Pandemie haben auch die Anleger besonders sensibel für das Thema gemacht. So sind nun die Aktien des dänisch-deutschen Unternehmens Bavarian Nordic in den Fokus spekulativer Anleger gerückt. Das Unternehmen ist auf die Herstellung von Impfstoffen spezialisiert, unter anderem auf das Pocken-Virus. Seit Mai wurden in verschiedenen Ländern Europas mehrere Fälle des Affenpocken-Virus gemeldet, welches eigentlich hauptsächlich in West- und Zentral-Afrika auftritt.

Am Donnerstag gab es für die Bavarian Nordic Papiere an der Kopenhagener Börse schon einen Kurssprung um 35 Prozent, der am Freitag mit einem Plus von zuletzt 19 Prozent rasant weiter ging. Auch auf der deutschen Tradegate-Plattform werden die Papiere derzeit rege gehandelt.

Anleger zeigen seit Donnerstag Kursfantasie angesichts der sich in mehreren Ländern mehrenden Fälle von Affenpocken. Bavarian Nordic hatte am Donnerstag vor diesem Hintergrund einen Vertrag mit einem nicht näher genannten europäischen Land für die Lieferung eines Impfstoffs vermeldet. Das Vakzin unter dem Markennamen Imvanex sei bislang in Europa für die Anwendung gegen klassische Pocken zugelassen, aber bereits zuvor als Reaktion auf Affenpocken-Fälle bereitgestellt worden, teilte das Unternehmen am Vortag mit.

Großbritannien kauft Pocken-Impfstoff

Nach immer mehr Nachweisen von Affenpocken-Infektionen hat Großbritannien einem Bericht zufolge einen Pocken-Impfstoff eingekauft. Das berichtete die BBC am Freitag unter Berufung auf die britische Regierung. Unklar war zunächst, wie viel Impfstoff eingekauft wurde und wer damit geimpft werden soll. Auch ist nicht bekannt, ob es sich bei dem Unternehmen um Bavarian Nordic und dessen Impfstoff handelt. Eine Sprecherin der britischen Gesundheitsbehörde sagte, das Vakzin solle Menschen mit höherem Risiko einer Infektion angeboten werden. Das Risiko für die allgemeine Bevölkerung sei weiterhin sehr niedrig, hieß es.

In England wurden in den vergangenen Wochen neun Fälle von Affenpocken erfasst. Auch wenn der Pocken-Impfstoff nicht speziell auf das Affenpocken-Virus zugeschnitten ist, soll er einen gewissen Schutz bieten - vor allem gegen schwerere Erkrankungen. Routinemäßige Impfungen gegen Pocken wurden in Großbritannien der BBC zufolge in den 1970er Jahren eingestellt, als man die Krankheit im Land für ausgerottet erklärte.

Zuletzt waren in mehreren weiteren Ländern wie Spanien, Frankreich, Schweden, Australien und den USA Fälle festgestellt worden, am Freitag meldete auch Deutschland einen ersten Nachweis. Ein Großteil oder womöglich sogar alle Fälle bisher betreffen Männer, vielfach hatten sie den Angaben zufolge sexuelle Kontakte mit Männern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch zu einer rigorosen Nachverfolgung aller Kontakte von Betroffenen aufgerufen. Kliniken und Bevölkerung müssten für die Symptome sensibilisiert werden.

Der WHO zufolge gilt bislang eine Impfempfehlung nur für bestimmte Risikogruppen wie Laborpersonal und bestimmte Ersthelfer. Man werde dies jedoch zeitnah überprüfen, hieß es auf Anfrage. Außerdem sei ein neuer Impfstoff gegen Pocken und Affenpocken zugelassen worden, der aber über nationale Reserven hinaus noch nicht weitreichend verfügbar sei.

Virus auch in Deutschland festgestellt

Auch in Deutschland ist ein erster Fall von Affenpocken festgestellt worden. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München habe am Donnerstag erstmals in Deutschland bei einem Patienten mit charakteristischen Hautveränderungen das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen, teilte der Sanitätsdienst der Bundeswehr am Freitag mit. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu der Infektion des Mannes in Bayern. "Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann. Das kann aber nur gelingen, wenn schnell gehandelt wird." Lauterbach zufolge soll nun geprüft werden, ob es sich um eine ansteckendere Variante des seltenen Virus handelt.

Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. Die Krankheit verläuft in der Regel mild. Bei Affenpocken handelt es sich um eine seltene Viruserkrankung, die von Tieren - vermutlich vor allem von Nagetieren - auf Menschen übertragen werden. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber bei engem Kontakt möglich.

onvista/dpa-AFX/reuters

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