Wirtschaftsweise sehen Finanzmarktstabilität "aktuell nicht gefährdet"

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Berlin (Reuters) - Die Wirtschaftsweisen rechnen trotz der jüngsten Turbulenzen in der Bankenbranche nicht mit einer Neuauflage der Finanzkrise von 2008.

"Die Unsicherheit an den Finanzmärkten ist zwar durch die Schließung der Silicon Valley Bank und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zuletzt gestiegen", heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Ausblick des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. "Anders als in der globalen Finanzkrise basieren die Schwierigkeiten einzelner Banken aber nicht auf weitgehend wertlosen Finanzprodukten."

Zudem seien derzeit weder der Interbankenmarkt noch die Kreditversorgung der Realwirtschaft gestört. "Die Finanzmarktstabilität dürfte daher nach Einschätzung des Sachverständigenrates aktuell nicht gefährdet sein", so das Gremium um ihre Vorsitzende Monika Schnitzer. Zwar seien die schnell gestiegenen Zinsen für das Finanzsystem eine Herausforderung. Die Banken hätten aber bis auf sehr wenige Ausnahmen jedoch ein gut funktionierendes Liquiditätsmanagement und könnten steigende Zinsen gut verkraften.

Ähnlich hatte sich zuvor Bundesbankchef Joachim Nagel geäußert. Er siehe derzeit keine Gefahr einer Ansteckung des "widerstandsfähigen" Bankensystems der Euro-Zone. "Wir stehen nicht vor einer Wiederholung der Finanzkrise von 2008", sagte der Bundesbankchef der "Financial Times". "Wir können das bewältigen." Der deutsche Notenbankchef schloss nicht aus, dass die europäischen Banken nach den Turbulenzen um die angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse und der Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank bei der Kreditvergabe nun vorsichtiger werden. Eine Kreditklemme befürchtet er aktuell aber nicht. Es sei "zu früh", um zu diesem Schluss zu kommen. Als Kreditklemme wird eine unzureichende Kreditvergabe an die Realwirtschaft bezeichnet, die die Konjunktur empfindlich treffen kann.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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