ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Erholungsrally - Zinsthematik verdrängt Nahost

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag mit einer Erholungsrally den schwachen Wochenstart hinter sich gelassen. Ungeachtet der anhaltenden Kämpfe zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas schloss der deutsche Leitindex 1,95 Prozent höher bei 15 423,52 Zählern. Damit ist das Börsenbarometer nach dem jüngsten Dämpfer wieder zurück auf dem Niveau von Anfang Oktober. Ein Anstieg über die 21-Tage-Linie, die als Indikator für den kurzfristigen Trend gilt, scheiterte jedoch knapp. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen legte um 2,24 Prozent auf 25 795,41 Punkte zu.

Dem Markt halfen laut Börsianern moderate Töne von US-Notenbankern, die auf eine neuerliche Zinspause in den Vereinigten Staaten hoffen ließen. Der Präsident der Fed von Atlanta Raphael Bostic etwa bekräftigte, er halte das aktuelle Zinsniveau für inzwischen hoch genug, um die Inflation wieder auf das Ziel von 2 Prozent zu bringen.

Vor diesem Hintergrund konnten selbst die zuletzt wieder steigenden US-Anleiherenditen, die eher auf höhere Zinserwartungen hindeuten, der Kauflaune der Marktteilnehmer hierzulande nichts anhaben. Laut Michael Hewson von CMC Markets UK stützten ferner Spekulationen über ein womöglich neues Konjunkturpaket in China. Auch an der bereits tags zuvor freundlichen Wall Street zogen die Kurse zuletzt weiter an.

Marktbeobachter Andreas Lipkow warnte indes vor zu hohen Erwartungen an den Dax. Sorgen bereiteten den Anlegern etwa die weiteren Entwicklungen im chinesischen Immobiliensektor rund um den hoch verschuldeten Bauträger Country Garden, der erneut ausstehende Zahlungen nicht leisten konnte. Zugleich ändere sich die Stimmung an den Märkten fast börsentäglich, sei aber letztlich ein Ausdruck für die Verunsicherung der Investoren. "Niemand möchte Performance verpassen, aber zugleich auch keine zu hohen Risiken in Kauf nehmen". Pierre Veyret, technischer Analyst beim Handelshaus Activtrades, betonte derweil die Gefahren einer Ausweitung der Kämpfe im Nahen Osten.

Auf Unternehmensseite am deutschen Aktienmarkt war die Lage eher übersichtlich, kursbewegende Nachrichten kamen eher aus den hinteren Reihen. So bescherten zwei Aufträge aus der Luftfahrtbranche mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro den Papieren des Technologiekonzerns Kontron auf den vordersten SDax -Plätzen ein Plus von 6,5 Prozent.

Auch in die Aktien des Strahlen- und Medizintechnikkonzerns Eckert & Ziegler kam ab dem Nachmittag dank einer neuen Liefervereinbarung mit einem US-Medikamentenentwickler Bewegung. Sie gingen mit einem Aufschlag von fast 5,8 Prozent aus dem Handel, womit sie ebenfalls zu den besten Werten im Index der kleineren Unternehmenswerte gehörten.

Ansonsten bewegten Analystenstudien. Die Zalando -Papiere bauten an der Dax-Spitze ihre jüngste Erholung aus und schlossen 4,6 Prozent höher. Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Investmentbank RBC senkte zwar das Kursziel, hob aber den Online-Modehändler in einer aktuellen Branchenstudie neben Inditex als Favoriten im schwierigen Umfeld hervor. Sie traut vor allem Zalando schnell anziehende Dynamik zu, sobald sich die Lage bessere. Ähnlich äußerten sich die Experten der Investmentbank Stifel.

Im Dax konnten sich ferner Bayer -Anteile nach den jüngsten Kursverlusten und dem tiefsten Stand seit November 2020 mit plus drei Prozent etwas stabilisieren. Die Bank HSBC hatte die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns von "Reduce" auf "Hold" hochgestuft.

Auch auf europäischer Bühne ging es klar nach oben. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um 2,25 Prozent auf 4205,23 Punkte vor. Der französische Cac 40 kletterte um 2,01 Prozent auf 7162,43 Punkte,, während der britische FTSE 100 um 1,82 Prozent auf 7628,21 Punkte stieg. In New York legte der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um 0,7 Prozent zu.

Am deutschen Anleihemarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,82 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,23 Prozent auf 123,52 Punkte zu. Der Bund-Future verlor 0,14 Prozent auf 129,27 Zähler.

Der Euro stieg im Abendhandel wieder über die Marke von 1,06 US-Dollar und kostete zuletzt 1,0613 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0582 (Montag: 1,0531) US-Dollar festgelegt. Der Dollar hatte damit 0,9450 (0,9495) Euro gekostet./tav/he

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

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