WOCHENAUSBLICK: Dax könnte nach November-Rally auf Rekordjagd bleiben
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem extrem starken November am deutschen Aktienmarkt rechnen Anleger mit einer Fortsetzung der Jahresendrally. Der Dax könnte Experten zufolge seine Bergfahrt in der neuen Woche fortsetzen, nachdem er im abgelaufenen Monat um 9,5 Prozent zugelegt hatte. Es war der zweitstärkste November-Gewinn in der Historie des deutschen Leitindex und das kräftigste Monatsplus in diesem Jahr.
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, rechnet damit, dass die Erholung am deutschen Aktienmarkt weitergeht, da sich die Einschätzungen der künftigen Geldpolitik gewandelt hätten. Grund dafür sei der anhaltende Rückgang der Inflation in den USA und im Euroraum. In der Folge hätten sich wieder neue Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen im kommenden Jahr herausgebildet und zu deutlich sinkenden Anleiherenditen geführt. "Allerdings hat es in diesem Jahr bereits mehrere solcher Meinungsumschwünge gegeben. Auch jetzt bleibt die Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung hoch", betonte Kater.
Aus Sicht von Helaba-Expertin Claudia Windt läuft sich die Jahresendrally an den Aktienmärkten warm. So könnte in der neuen Woche beim Dax der bisherige Höchststand bei knapp 16 529 Punkten von Ende Juli fallen. Es bleibe aber eine Gratwanderung, da sich zumindest in den USA die Wirtschaftsaktivität laut dem Konjunkturbericht (Beige Book) der US-Notenbank Fed allmählich abkühle. Die Frage für Aktienanleger sei, wie sehr. Windts Helaba-Kollege Markus Reinwand sieht den fairen Wert des Dax derzeit bei 17 500 Indexpunkten. "Wir erachten die Kurserholung daher als nachhaltig und sehen mit Blick auf 2024 weiteres Potenzial", bemerkte Reinwand.
Nach Einschätzung von Marktexperten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dürfte bis zum Jahresschluss kein Verkaufsdruck mehr aufkommen. Allerdings habe sich das Chance/Risiko-Verhältnis nach der November-Rally eingetrübt. Insofern könnte die "inzwischen sehr optimistisch gewordene kurzfristige Marktstimmung bei mittelfristig spürbarer Skepsis" nach dem Jahreswechsel wieder als Kursbremse wirken.
"Ob der vorherrschende Zinsoptimismus weiter anhält, müsste allerdings auch von der Konjunkturseite bestätigt werden", gaben die Experten der Commerzbank zu bedenken. Weitere Aufschlüsse darüber könnten die US-Beschäftigungsdaten des privaten Dienstleisters ADP am Mittwoch und der offizielle US-Arbeitsmarktbericht am Freitag geben. Die schwächer erwarteten Daten dürften "neben der sinkenden Entwicklung beim US-Konsum dafür sorgen, dass sich die Fed bei der Inflationsbekämpfung auf dem richtigen Weg wähnt und künftig eher über Zinssenkungen als über weitere Bremsmaßnahmen nachdenken sollte", so die Commerzbank.
Frische Zinsimpulse dürften auch die US-Auftragseingänge der Industrie am Montag und der ISM-Index für den Dienstleistungssektor am Dienstag liefern. Einen Blick wert sein könnten zudem die Daten zur US-Handelsbilanz am Mittwoch und der Uni-Michigan-Index zum Verbrauchervertrauen am Freitag. In China sollte der Anlegerfokus auf dem Caixin-Dienstleistungsindex liegen, der am Dienstag bekannt gegeben wird. Der Datenkalender für die Eurozone ist unspektakulär.
Aus Unternehmenssicht ist es nach dem Abflauen der Quartalsberichtssaison in Deutschland ruhig geworden. Entsprechend wenig Termine stehen auf der Agenda für die neue Woche. Dabei sollten die Investorenveranstaltungen von Continental am Montag, Brenntag am Dienstag sowie BASF und Siemens Healthineers am Donnerstag im Mittelpunkt des Interesses stehen. Zudem hat der Touristikkonzern Tui für Mittwoch die Bekanntgabe seiner Zahlen für das Geschäftsjahr 2022/23 avisiert./edh/ck/he
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---