ROUNDUP 3: FMC übertrifft 2023 eigene Ziele leicht - Zuversicht für 2024
(neu: Analyst von Alster Research, Aktienkurs aktualisiert)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) will auch in diesem Jahr weiter vorankommen. "2024 wird ein Jahr mit beschleunigtem profitablem Wachstum, in dem wir unserem ehrgeizigen mittelfristigen Margenziel näherkommen", sagte Konzernchefin Helen Giza am Dienstag zur Vorstellung der Jahresbilanz in Bad Homburg. Nach anfänglichen Gewinnen von rund 5 Prozent brach der Aktienkurs dennoch ein. Kurz vor dem Handelsende waren die FMC-Papiere mit einem Minus von 3,6 Prozent auf 38,03 Euro Schlusslicht im MDax . Analyst Harald Hof von AlsterResearch monierte, dass die operative Marge nur auf den ersten Blick besser als erwartet ausgefallen sei.
"Hier wirken jedoch deutliche Einmaleffekte positiv, was am Markt wohl erst jetzt so richtig realisiert wird", sagte Hof. In den Hintergrund rückte, dass das Umsatzziel und das operative Gewinnziel für 2024 laut Jefferies-Analyst James Vane-Tempest den Erwartungen entsprach.
Der Blutwäschespezialist war in den Corona-Jahren unter anderem durch steigende Kosten in die Krise geschlittert. Auch eine hohe Übersterblichkeit von Corona-Patienten und ein Pflegekräftemangel hatten dem Unternehmen zugesetzt. FMC reagierte mit einem tiefgreifenden Umbau inklusive massiver Stellenstreichungen, Verkäufen und der Schließung unrentabler Kliniken. Dabei wurde seinerzeit auch die Organisationsstruktur mit zwei Bereichen neu aufgestellt und bestimmte Funktionen wurden globalisiert. Beständig feilt der Konzern zudem an seinen Prozessen und der Produktivität.
2023 kam FMC bei seinem Umbau voran. Konzernchefin Giza hatte im Jahresverlauf mehrfach den Ausblick angehoben, auch dank eines vorteilhaften US-Vergleichs. Die Konzernziele wurden letztendlich noch leicht übertroffen. Bei einem nahezu stabilen Umsatz von 19,45 Milliarden Euro kletterte das bereinigte operative Ergebnis zu konstanten Wechselkursen um 15 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro. FMC fand für Aktivitäten in den USA, Argentinien und Australien einen neuen Besitzer. Zu Jahresende beschäftigte das Unternehmen weltweit noch rund 120 000 Menschen, gut 8000 weniger als Ende 2022.
Inklusive aller Effekte sank das Betriebsergebnis konzernweit jedoch, negativ hätten sich unter anderem inflationsbedingte Kostensteigerungen und gestiegene Ausgaben für leistungsorientierte Vergütungspläne ausgewirkt. Unter dem Strich brach der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um mehr als ein Viertel auf 499 Millionen Euro ein, nachdem FMC 2022 noch stark von Corona-Hilfen des US-Staates profitiert hatte. Anteilseigner sollen für 2023 mit 1,19 Euro je Aktie gleichwohl eine um sechs Prozent höhere Ausschüttung als ein Jahr zuvor erhalten, Analysten hatten hingegen mit einer Kürzung gerechnet.
Im laufenden Jahr soll der Umsatz nun im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, das operative Ergebnis dürfte im mittleren bis hohen Zehnerprozentbereich im Vergleich zum Vorjahr steigen. Die erwarteten Wachstumsraten klammern allerdings Währungs- und Sondereffekte aus und beziehen sich auf ebenfalls angepasste Vorjahreswerte.
Sein Kostensenkungsprogramm will der Konzern vorantreiben und dann bis Ende 2025 jährlich 650 Millionen Euro nachhaltig sparen. Bis 2023 sind davon knapp 350 Millionen Euro erreicht, für 2024 hat sich FMC 100 bis 150 Millionen Euro vorgenommen. "Es ist gut, was wir geschafft haben, aber wir müssen weiter daran arbeiten", sagte Giza. Auch weitere Verkäufe dürften folgen.
Abseits davon bleibt es beim Ziel einer operativen Marge von 10 bis 14 Prozent im kommenden Jahr. 2023 war die bereinigte Profitabilität im Tagesgeschäft auf knapp 9 Prozent gestiegen. Damit habe FMC eine "gute Grundlage" gelegt, "und wir werden das 2024 weiter fortsetzen", sagte die Konzernchefin.
Von Journalisten auf die möglichen Folgen für das Dialysegeschäft durch neuartige Diabetes- und Diätmittel (GLP-1-Medikamente) angesprochen, gab sich die Konzernchefin unverändert gelassen. Die Zahl der FMC-Patienten, die diese Mittel nähmen, sei verhältnismäßig klein - wenngleich sie steige. "Es wird voraussichtlich ein Jahrzehnt dauern, bis wir überhaupt Effekte sehen", so Giza. "Vorerst gehen wir weiterhin davon aus, dass die Auswirkungen auf FMC neutral sind."
Analysten schließen derzeit nicht aus, dass durch die Medikamente mit der Zeit die Zahl der Dialysepatienten sinken könnte, da sie mutmaßlich das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verlangsamen. Diese Befürchtungen hatten zwischenzeitig den Aktienkurs des Konzerns belastet.
FMC gehört zu rund einem Drittel zum Bad Homburger Klinikbetreiber und Medizinkonzern Fresenius . Nach mehreren Gewinnwarnungen wegen der Probleme beim Dialysespezialisten hatte Fresenius-Chef Michael Sen die bilanzielle Entflechtung von FMC auf den Weg gebracht. Sie wurde im November mit der Umwandlung der Rechtsform von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft wirksam.
Damit muss Fresenius FMC nicht mehr voll in die Bilanz aufnehmen, sondern kann den Dialysespezialisten entsprechend der Beteiligung im Finanzergebnis berücksichtigen. Für 2023 legen beide Unternehmen bereits getrennt ihre Zahlen vor, Fresenius wird seine Resultate an diesem Mittwoch veröffentlichen./tav/niw/mis/he