Was Trump mit den Börsen vorhat, ist gefährlich
US-Präsident Donald Trump will Konzerne entlasten – und schlägt vor, dass sie nur noch alle sechs statt alle drei Monate über ihre Geschäfte berichten sollen. Das ist eine ganz schlechte Idee für Anleger.
Maximilian Nagel

Als Aktionär von US-Unternehmen gibt es derzeit wenig zu meckern. Die Notenbank Fed hat endlich die Zinsen gesenkt, die Euphorie um Investments in Künstliche Intelligenz (KI) ist weiter überschäumend und die Kurse bewegen sich auf Rekordniveaus.
Inmitten der Rally hat US-Präsident Donald Trump nun einen kleinen Vorschlag zur Debatte gestellt. Konzerne sollten statt vierteljährlich nur noch alle sechs Monate ihre Bücher öffnen. Der Chef der Börsenaufsicht SEC, Paul Atkins, erklärte dazu gegenüber „CNBC“: „Ich begrüße den Vorschlag des Präsidenten, und denke, ich werde diese Veränderung unserer jetzigen Regeln vorschlagen.“
Laut Atkins könnten Unternehmen – sollte der Vorschlag durchkommen – selbst entscheiden, in welchem Rhythmus Zahlen vorgelegt werden. „Zum Wohle unserer Aktionäre und öffentlich gehandelten Firmen soll der Markt entscheiden, welche Frequenz angemessen ist“, so Atkins.
Trumps Vorschlag würde die Sicht der Anleger trüben
Angesichts satter Gewinne in der vorigen Woche ging diese Nachricht unter. Sollte sie aber nicht. Die Berichtspflichten sind streng, und das zurecht. Jeder Anleger sollte sich regelmäßig ein Bild dessen machen dürfen, was er da eigentlich gekauft hat.
Nur noch halbjährlich erscheinende Berichte würden dieses Bild verdunkeln. Im konkreten Fall sind negative Auswirkungen nicht nur denkbar, sondern wahrscheinlich.
Ein Gedankenexperiment zeigt, wie fatal der Vorschlag ist
Dazu hilft ein kleines Gedankenexperiment. Angenommen, du kaufst Anteile an Firma Z. Der Aktienkurs notiert bei 100 Dollar, und steigt an den meisten Handelstagen. Nach einem Quartal muss Z vermelden, dass die Geschäfte schlecht laufen. Der Markt kalkuliert neu und preist die maue Entwicklung zu 85 Dollar je Aktie ein.
Du bist nun, auf dem Papier, mit deiner Position 15 Prozent im Minus. Vom Hoch aus sogar rund 27 Prozent. Denn zwischenzeitlich notierte die Aktie bei 117 US-Dollar. Ärgerlich, aber kein Beinbruch.
In einer Welt mit halbjährlichen Berichten weißt du erst nach sechs Monaten, wie schlecht es bei Firma Z wirklich läuft. Unterdessen steigt die Aktie knapp an 130 Dollar heran. Die Korrektur nach den Zahlen drückt den Kurs erneut auf 85 Dollar.
Deine Buchverluste belaufen sich weiterhin auf nur auf 15 Prozent. Aber: Dass der Kurs von der Spitze aus nun sogar gut 33 Prozent verloren hat, schmerzt stärker.
Je eher Probleme bekannt sind, umso eher kann gehandelt werden
Noch hinzu kommt, dass du Opportunitätskosten tragen musst. Im ersten Szenario hast du nach drei Monaten die Möglichkeit, deine Aktie mit Verlust zu verkaufen und anderweitig zu investieren.
Im zweiten Szenario weißt du erst nach einem halben Jahr von den fundamentalen Problemen, und „verlierst“ drei Monate Zeit, in denen dein Kapital gebunden ist.
Vermutlich jeder Anleger würde das erste Szenario dem zweiten vorziehen. Verluste sind an der Börse unvermeidbar. Aber je eher fundamentale Probleme angegangen werden, umso eher kann ein Anleger Entscheidungen treffen.
Was, wenn das nur der Anfang ist?
Noch ein weiteres Argument spricht dagegen, Transparenzregeln zu lockern. Denn was, wenn das nur der erste Schritt ist? Trump könnte vorschlagen, beispielsweise auch Insidertransaktionen weniger strikt nachzuverfolgen, oder die Offenlegung von Interessenskonflikten nicht mehr zu erzwingen.
Natürlich sind das alles Informationen, die nicht jeder konsequent verfolgt. Zu einem Teil sind das auch nur Hintergrundgeräusche, welche der Markt in der Bepreisung nicht berücksichtigt.
Im Einzelfall jedoch sind es genau solche Daten, die erste Hinweise darauf geben, ob ein Unternehmen in Schieflage gerät. Und regelmäßige Einblicke in die Bücher sind ohnehin langfristig der einzige entscheidende Faktor für die Kurse.
Trump argumentiert, sein Vorschlag würde die Firmen um diesen Verwaltungsakt entlasten. Doch es ist nur schwer vorstellbar, dass diese Einsparungen die Kosten der schlechteren Transparenz aufwiegen.