Industriezulieferer Norma verkauft "Kronjuwelen" in die USA

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München (Reuters) - Der hessische Auto- und Industriezulieferer Norma verkauft sein lukratives Be- und Entwässerungsgeschäft für umgerechnet rund 850 Millionen Euro an den US-Rivalen Advanced Drainage Systems (ADS). Die Wassermanagement-Sparte werde bei der Transaktion mit rund einer Milliarde Dollar bewertet, erklärten Norma und ADS am Dienstag. Analysten hatten sie als "Kronjuwelen" des Spezialisten für Befestigungstechnik bezeichnet. Norma trennt sich damit von mehr als einem Viertel des Umsatzes und rechnet ohne die Sparte für das laufende Jahr kaum noch mit Gewinn. Der aktivistische Investor Teleios Capital, der nach eigenen Angaben fast 25 Prozent an Norma hält, begrüßte den Verkauf.

Denn von dem Deal sollen auch die Norma-Aktionäre profitieren: Das Unternehmen rechnet mit einem Netto-Mittelzufluss von 620 bis 640 Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon soll zum Schuldenabbau verwendet werden, bis zu 70 Millionen hat Norma für Zukäufe im Kerngeschäft mit Industrieanwendungen reserviert. "Der Vorstand plant, den verbleibenden Teil des Netto-Mittelzuflusses an die Aktionäre zurückzuführen", möglicherweise zunächst durch einen Aktienrückkauf, hieß es in der Mitteilung. Rechnerisch müsste Norma insgesamt mehr als acht Euro je Aktie ausschütten. Die im Kleinwerteindex SDax notierte Norma-Aktie brach indes um mehr als sechs Prozent ein.

Teleios-Investmentdirektor Benjamin Schmid sprach von einem "Meilenstein" für Norma. Damit treibe das Unternehmen seinen Umbau voran und schaffe Wert für die Aktionäre. Der Investor war vor drei Jahren bei Norma eingestiegen, als die Aktie um fast zwei Drittel auf gut 13 Euro eingebrochen war, und war anschließend zum größten Aktionär aufgestiegen. Teleios dürfte auf den Verkauf gedrängt haben. Auch Norma-Chef Mark Wilhelms sieht ihn positiv: Das Unternehmen sei nun "auf dem Weg hin zu einem fokussierten Industriezulieferer". Mit dem Erlös werde Norma schuldenfrei. "Damit stellen wir das Unternehmen auf ein noch solideres finanzielles Fundament und erlangen mehr Flexibilität für den Ausbau unseres Industriegeschäfts."

SCHWERPUNKT DES GESCHÄFTS LIEGT IN DEN USA

Das Geschäft mit Be- und Entwässerungstechnik war seit 2012 durch Übernahmen aufgebaut worden. 90 Prozent des Umsatzes der Sparte werden in den USA erzielt. Die Kunden stammen vor allem aus der Landwirtschaft. ADS steigt mit der Übernahme ins Geschäft mit Garten- und Landschaftsbewässerung ein. Damit entwickle sich ADS weiter vom Rohrproduzenten zum Lösungsanbieter für den Umgang mit Regen- und Abwasser, sagte Vorstandschef Scott Barbour. Im vergangenen Jahr setzte die Norma-Sparte mit 1100 Mitarbeitern 320 Millionen Dollar um, bei einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) von 78 Millionen. Der neue Eigentümer aus dem US-Bundesstaat Ohio verspricht sich Synergieeffekte von 25 Millionen Dollar.

Vollzogen werden soll der Verkauf Anfang 2026, das Wassermanagement-Geschäft wird aber schon aus den Umsatz- und Gewinnprognosen für 2025 ausgeklammert. Norma erwartet nun einen Umsatz von 810 bis 830 Millionen Euro. Einschließlich der zum Verkauf stehenden Sparte waren es 1,1 bis 1,2 Milliarden. Unter dem Strich bleibt kaum Gewinn: Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) werde bei maximal einem Prozent liegen. Einschließlich der Sparte hatte Norma bisher mit sechs bis acht Prozent gerechnet. Die neue Prognose zeige, wie herausfordernd das Marktumfeld sei, schrieben die Analysten von Warburg Research.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Patricia Weiß. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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