Aktien Europa: Leichte Verluste - richtungsloses Schwanken hält an
AMSTERDAM/LONDON/PARIS/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Mittwoch wieder etwas nachgegeben und damit auf die mäßigen US-Vorgaben reagiert. Dabei hielten sich die Veränderungen erneut in Grenzen.
"Es zeichnet sich eine immer weiter abnehmende Kaufneigung ab, die sich aus den fehlenden Handelsimpulsen und der Vielzahl an übergeordneten ungelösten Hauptthemen ergibt", beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow das Handelsgeschehen.
Der EuroStoxx 50 verlor am Mittag 0,12 Prozent auf 5.465,66 Punkte. Außerhalb des Euroraums gab der Schweizer SMI um 0,94 Prozent auf 11.989,37 Punkte nach. Der britische FTSE 100 sank um 0,16 Prozent auf 9.208.46 Punkte.
Für einen Dämpfer sorgten die jüngsten Äußerungen des obersten US-Währungshüters. "Spricht der Chef der weltweit wichtigsten Notenbank, Fed-Chef Jerome Powell, von einer 'recht hohen Bewertung' der Aktienkurse, horchen Investoren schon mal auf", so Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Auch wenn die Einschätzung noch lange nicht an Alan Greenspans Warnung vor einer 'irrationalen Übertreibung' vor fast 30 Jahren heranreicht, war sie dennoch für die Akteure in New York Anlass genug, gestern etwas den Fuß vom Gaspedal zu nehmen."
Zudem läuft es in der größten Volkswirtschaft der Eurozone nicht rund. "Die Stimmungsaufhellung in der deutschen Industrie hat im September einen Rückschlag erlitten", hieß es in einer Einschätzung der Fondsgesellschaft Union Investment. Das Ifo-Geschäftsklima war überraschend gesunken.
Bei Autowerten hielt das Auf und Ab an. Nach der Erholung am Vortag schwächelte der Sektor wieder. Auch Chemiewerte gehörten zu den Verlierern. Ein skeptischer Branchenkommentar der Deutschen Bank belastete. Expertin Virginie Boucher-Ferte äußerte die Befürchtung, dass die Chemie vor einem Abschwung stehe - mit steigenden Risiken für 2026. Im laufenden Jahr rechnet sie damit, dass das zweite Halbjahr schwächer ausfallen wird als bislang erwartet wurde.
Unter den nachgebenden Finanzwerte fielen Aktien von Julius Bär mit 2,2 Prozent Verlust auf. Die Bank kommt in Zusammenhang mit der Pleite der Signa-Gruppe von René Benko nicht zur Ruhe. So soll die Zürcher Privatbank von Signa verlangt haben, zum Jahresende 2022/23 rund 60 Millionen Euro vorübergehend auf ein Konto der Bank zu überweisen, wie die NZZ schrieb. Damit habe Julius Bär die finanzielle Lage von Signa bankintern besser darstellen wollen als sie tatsächlich war. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP wollte Julius Bär keine Stellung zu Kundenbeziehungen oder zu laufenden Verfahren nehmen
Auch Swiss Re gehörten mit einem Minus von 1,5 Prozent zu den Verlierern. JPMorgan hatte das Kursziel für die Aktien von 170 auf 160 Franken gesenkt und die Papiere von "Overweight" auf "Neutral" abgestuft. Der Rückversicherungsmarkt dürfte sich 2026 abschwächen, hieß es zur Begründung.
Stärkster Sektor, wenn auch nur mit moderaten Gewinnen, waren die Ölwerte. Die Ölpreise hatten ihre Vortagesgewinne weiter ausgebaut. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt seine Rhetorik gegenüber dem wichtigen Förderland Russland geändert. Marktbeobachter wollen jetzt auch eine Umkehr der US-Haltung und mögliche schärfere Sanktionen gegen Russland nicht ausschließen./mf/jha/