Indien normalisiert Beziehungen mit Afghanistan - Botschaft wird wiedereröffnet

Neu Delhi (Reuters) -Indien will seine seit 2021 geschlossene Botschaft in Kabul wiedereröffnen und damit die Beziehungen zu der Taliban-Regierung in Afghanistan normalisieren. Dies kündigte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar am Freitag nach Gesprächen mit dem afghanischen Außenminister Amir Khan Muttaqi in Neu-Delhi an. Die Taliban-Regierung werde im Gegenzug Diplomaten nach Neu-Delhi entsenden, erklärte Muttaqi. Er hält sich zu einem sechstägigen Besuch in Indien auf - die erste Reise eines Taliban-Vertreters in das Land. Ziel sei es, dass die beiden Länder langsam zur Normalität zurückkehrten, sagte Muttaqi.
Im August 2021 übernahmen die radikal-islamischen Taliban die Macht in Afghanistan. Seitdem sind unter anderem die Rechte von Frauen und Mädchen eingeschränkt, in der Öffentlichkeit gelten streng religiöse Normen, demokratische Strukturen wurden abgeschafft. Auch Deutschland hatte sich dennoch offen für einen Dialog mit den Taliban gezeigt. Anfang des Monats sagte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, er wolle mit den Taliban über Abschiebungen von Asylbewerbern nach Afghanistan sprechen.
Indien hatte seine Botschaft in Kabul nach dem Abzug der US-geführten Nato-Truppen aus Afghanistan vor vier Jahren geschlossen. Etwa ein Dutzend Länder, darunter China, Russland, der Iran, Pakistan und die Türkei, unterhalten diplomatische Gesandtschaften in Kabul. Russland ist das einzige Land, das die Taliban-Regierung formal anerkannt hat. Auch Indien hat die Regierung der Islamisten bislang nicht anerkannt. "Engagement bedeutet nicht Anerkennung", sagte Harsh Pant, Leiter der Abteilung für Außenpolitik bei der indischen Denkfabrik Observer Research Foundation."Indien lehnt zahlreiche Aspekte der Taliban-Politik ab, insbesondere den Umgang mit den Rechten von Frauen und Minderheiten in Afghanistan."
(Bericht von Shivam Patel and Surbhi Misra, geschrieben von Isabelle Noack. Redigiert von Hans BusemannBei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) oder 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte).)