Autoimporteure hoffen auf E-Autoförderung als Absatztreiber
Frankfurt, 03. Dez (Reuters) - Die rasche Umsetzung der Pläne zur Förderung von Elektroautos ist nach Ansicht des Autoimporteursverbandes VDIK ein Hoffnungsschimmer für eine Erholung des lahmenden Automarktes in Deutschland. Nur wenn die angekündigte Subvention zum Kauf von Elektroautos eingeführt und die Ladeinfrastruktur nach dem Masterplan der Bundesregierung verbessert wird, sagt der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller für 2026 ein Wachstum von 2,5 Prozent auf 2,9 Millionen Fahrzeuge voraus. Andernfalls sei eine Stagnation bei 2,8 Millionen Pkw zu erwarten, erklärte VDIK-Präsidentin Imelda Labbé am Mittwoch in Frankfurt. "Unsere Vorhersage beruht auf der Annahme, dass die geplante Unterstützung der Bundesregierung für private E-Auto-Kunden rückwirkend zum Jahresbeginn 2026 startet und gleichzeitig wettbewerbsfähige, transparente Strompreise mit flächendeckender Infrastruktur geschaffen werden."
Die konjunkturelle Situation sei für den Automarkt hingegen Besorgnis erregend. "Der Markt wird sich auch in diesem Jahr nicht nachhaltig nach oben entwickeln", sagte Labbé mit Blick auf die für 2025 erwarteten 2,8 Millionen Neuwagen. Das Absatzvolumen von 3,5 Millionen Pkw der Jahre vor Ausbruch der Corona-Krise 2020 sei nicht in Reichweite. Nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes kletterten die Neuzulassungen bis Ende November um 0,7 Prozent auf gut 2,6 Millionen Autos.
Reine Elektroautos und Plug-in-Hybride boomen laut VDIK-Prognose mit 50 und 62 Prozent Zuwachs im Gesamtjahr, nachdem der Absatz im Vorjahr wegen der Streichung der staatlichen Kaufprämie eingebrochen war. Jetzt will die Bundesregierung den Wechsel zu elektrifizierten Autos mit einer neuen Förderung ankurbeln. Bis zu 5000 Euro pro Fahrzeug oder insgesamt drei Milliarden Euro sind dafür vorgesehen. Anders als bei der Umweltprämie, die unter der Ampel-Regierung bis Ende 2023 floss, kommt die Subvention nur Haushalten mit kleinen und mittleren Einkommen zugute. Im Gespräch sei eine Einkommensgrenze von 80.000 Euro im Jahr, sagte Labbé. Sollte der Förderrahmen nachgebessert werden, könnten 2026 mit rund 740.000 neuen Elektroautos knapp 30 Prozent mehr auf die Straße kommen, prognostizierte der VDIK. Der Anteil an allen Zulassungen würde dann von derzeit 18,4 Prozent auf gut 25 Prozent steigen.
ELEKTROAUTO IST DIE ZUKUNFT
Im Streit über die Klimaschutzvorschriften für die Autoindustrie in der Europäischen Union pocht auch der VDIK auf ein Abgehen von der Vorgabe, ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zuzulassen. Es sei mehr Flexibilität auf dem Weg zur Elektromobilität notwendig, weil Kunden wegen unzureichender Ladeinfrastruktur oder hoher Ladestrompreise zögerten. "Die Zukunft ist elektrisch", betonte Labbé. "Wir haben aber Lücken bei den Rahmenbedingungen." So gebe es mancherorts nur einen Ladepunkt für 300 E-Autos. Schnellladen sei teurer als Benzin oder Diesel zu tanken. Die EU-Kommission soll am 10. Dezember Änderungsvorschläge zur CO2-Regulierung für Autos vorlegen.
Bedenken hat der Importeursverband über die Idee, zum Schutz europäischer Autobauer und Zulieferer in der EU eine Quote vorzuschreiben für Teile aus europäischer Herstellung in Autos. Das fordert etwa die IG Metall, die angesichts massiver Stellenstreichungen bei deutschen Zulieferern ein weiteres Ausbluten des Produktionsstandortes befürchtet. Eine solche Vorschrift führe nur zu Wettbewerbsverzerrungen und Bürokratie, sagte die VDIK-Präsidentin. Gedacht ist die Vorgabe zu "Local Content" vor allem als Schutz vor billiger Konkurrenz aus China. Alle größeren chinesischen Hersteller wie BYD oder Chery, die in Europa Fuß fassen wollen, zählen mittlerweile zu den VDIK-Mitgliedern. In Deutschland haben sie dem Verband zufolge noch einen geringen Marktanteil von 1,8 Prozent.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)




