Taipeh/Berlin, 09. Dez (Reuters) - Angetrieben von der weltweit hohen Nachfrage nach Computerchips für Künstliche Intelligenz eilen Taiwans Exporteure von Rekord zu Rekord. Deren Ausfuhren stiegen im November um 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf die Bestmarke von 64,05 Milliarden Dollar, wie das Finanzministerium in Taipeh am Dienstag mitteilte. Damit legten sie nicht nur den 25. Monat in Folge zu, sondern zugleich so stark wie seit über 15 Jahren nicht mehr. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Zuwachs von 41,1 Prozent gerechnet.
Besonders stark legten die Lieferungen in die USA zu. Diese haben sich mit einem Plus von 182,3 Prozent auf einen Rekordwert von 24,42 Milliarden Dollar fast verdreifacht. Auf die meisten Waren aus Taiwan erheben die USA einen Zoll von 20 Prozent, Halbleiter sind davon jedoch derzeit ausgenommen. Die Exporte nach China kletterten im November um 16,5 Prozent.
Grund für den Boom ist die ungebrochene Nachfrage nach Halbleitern und Technologien für Künstliche Intelligenz (KI). Taiwanische Firmen wie der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC sind wichtige Zulieferer für US-Technologiekonzerne wie Apple und Nvidia. Das Ministerium rechnet deshalb für 2025 insgesamt mit einem Exportwachstum von 30 Prozent auf 600 Milliarden Dollar.
Die Entwicklung wird auch in Deutschland genau beobachtet, da die heimische Wirtschaft mit der von der Volksrepublik China beanspruchten Insel verflochten ist. "Für Deutschland ist Taiwan derzeit der wichtigste Anbieter von Computerchips", sagte Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. Zudem sind rund 300 deutsche Unternehmen wie Siemens, Bosch oder BASF auf der Insel aktiv, so das Berliner Mercator-Institut für Chinastudien (Merics). Deutsche Firmen seien wichtige Zulieferer für die taiwanische Halbleiterproduktion.
Merics-Expertin Claudia Wessling warnte zuletzt, dass ein militärischer Konflikt um Taiwan die deutsche Wirtschaft erheblich schädigen würde. China betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als abtrünnige Provinz und droht mit einer militärischen Eroberung. "Jegliche politische, wirtschaftliche oder sogar militärische Eskalation in der Region und speziell um Taiwan könnte der deutschen Wirtschaft erheblich schaden", sagte Wessling. Die Straße von Taiwan sei einer der wichtigsten Wasserwege für die globale Containerschifffahrt. "Ein Konflikt in der Region würde weltweit Lieferketten unterbrechen, was natürlich auch Deutschland treffen würde", sagte Merics-Expertin Wessling.
(Bericht von Faith Hung, Roger Tung und Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)


