Charles Schwab: Erst Provisionsgebühren abschaffen, jetzt Handel mit Aktien-Bruchteilen erlauben? Paradigmenwechsel bei den Online-Brokern?
Bereits letzte Woche gab es in der Branche der Online-Broker ein kleines Beben, das für starke Kursrutscher gesorgt hatte: Zuerst die Branchenführer Interactive Brokers und Charles Schwab, dann die Nachzügler E-Trade und TD Ameritrade haben ihre Provisionsgebühren für US-Aktien, ETFs und Optionsgeschäfte stark gesenkt und wollen sie zukünftig abschaffen.
Peter Crawford, der CFO von Charles Schwab, sagte gegenüber Bloomberg, dass der Trend zu Null-Gebühren „unvermeidlich“ ist und er einen wachsenden Wettbewerb sehe, dem man mit dieser aggressiven Preispolitik begegnen will.
Nach dieser Entwicklung haben die Aktien aller vier Anbieter stark nachgegeben, am schlimmsten hat es dabei die Aktie von TD Ameritrade erwischt, die auf Monatssicht einem Minus von knapp 28 Prozent entgegenblicken muss. Schwab-Papiere konnten sich teilweise wieder erholen und in der letzten Woche um 9 Prozent steigen. Auf Monatssicht steht jedoch auch bei der Schwab-Aktie noch ein Minus von 8,5 Prozent zu Buche.
Schneiden sich die Online-Broker damit nicht selbst ins Fleisch?
Bei Charles Schwab machen Vermittlungsprovisionen etwa 7 Prozent des Nettoumsatzes aus, bei TD Ameritrade 36 Prozent und bei Interactive Brokers 41 Prozent. Schwab schätzt, dass durch das gebührenfreie Angebot bis zu 400 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr verloren gehen könnten. Bei den anderen, angesichts der höheren prozentualen Anteile, könnte es somit noch wesentlich mehr sein.
Ein Effekt, der diese Umsatzverluste (zumindest bei Schwab) aber abfangen könnte, ist, dass sich durch die geringeren Gebühren die Einlagen der Kunden erhöhen dürften. Schwab erzielt einen großen Teil seines Umsatzes mit Zinsen auf sein Kapital – Das von den Kunden kommt. Wenn dies mehr wird, erhöht sich somit auch der Umsatz.
Analysten prognostizieren zudem, dass die Broker ihre Plattformen nutzen werden, um andere Einnahmen aus anderen Dienstleistungen zu generieren, etwa aus Wertpapierleihe, Gebühren für die Vermögensverwaltung und Beratung.
Ein weiterer Schritt: Handel von Aktien-Teilen
Zudem wagt Charles Schwab einen weiteren Schritt, der die Branche verändern könnte. Der Online-Broker werde seine Kunden bald Bruchteile von Aktien handeln lassen, teilte der gleichnamige Gründer und Vorsitzende dem Wall Street Journal in einem Interview mit.
Das soll vor allem eine Maßnahme sein, um jüngere Zielgruppen anzulocken, die sich keine hochpreisigen Aktien wie die von Apple (211 Euro) oder gar Amazon (1600 Euro) leisten können, aber trotzem an den Unternehmen partizipieren wollen.
„Schwab hat sich schon seit einiger Zeit ganz auf jüngere Kunden konzentriert, aber wir sind sicher, dass es auch den Erfolg einiger anderer Freehandel-Plattformen beobachtet hat, und es macht Sinn, den Handel mit Bruchteilen von Aktien in Einklang zu bringen“, so Devin Ryan, Geschäftsführer bei JMP Securities, in einer Einschätzung gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC. Mit diesem Schritt, der darauf abzielte, mehr junge Kunden anzulocken, würde Schwab der erste unter den großen Brokern sein, der es den Anlegern ermöglichte, Bruchteile von Aktien zu kaufen und zu verkaufen.
Schwab ist zwar der erste große Broker, der so etwas anbieten will, aber nicht der erste überhaupt. Kleinere Unternehmen wie Stockpile, das 2010 gegründet wurde, bieten diese Art von Service für 99 Cent pro Trade an. Weitere Anbieter wären beispielsweise M1 Finance, Betterment und Stash.
Wird das Aktiensplits obsolet machen?
Wenn sich der Handel mit Aktien-Teilen in zukunft durchsetzen könnte, würde das den Vorgang eines Aktiensplits eigentlich überflüssig machen. Diese Maßnahme ist aber ohnehin eher psychologischer Natur, da sich an den Beteiligungsverhältnissen zunächst nichts ändert. Die einzelne Aktie verbilligt sich im Börsenpreis, ohne dass sich das Eigenkapital der Gesellschaft oder der Wert des Aktienbestandes eines einzelnen Aktionärs ändert.
Es ist einzig die subjektive Wahrnehmung des Preises, der bei Käufern eventuell einen Unterschied macht. Dabei dürfte dann auch eine Rolle spielen, dass eine „ganze“ Aktie einem Anleger ein anderes Gefühl vermittelt, als ein Bruchteil einer Aktie. Zudem gilt es beispielsweise in der Schweiz auch eher als Qualitätsmerkmal, wenn eine Aktie einen recht hohen Preis hat und nicht bereits durch Aktiensplits aufgeteilt wurde.
onvista-Redaktion
Titelfoto: bizvector / Shutterstock.com
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